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Nachweise und Beschreibungen weiterer Testverfahren bei PubPsych
PMERQ
German Version of the Process Model of Emotion Regulation Questionnaire
Kurzabstract
Die deutsche Adaptation des PMERQ misst individuelle Unterschiede in der Emotionsregulation bei Erwachsenen entlang aller fünf Phasen des Prozessmodells von Gross (2015) zur Emotionsentstehung (Situationsselektion, Situationsmodifikation, Aufmerksamkeitssteuerung, kognitive Veränderung und Reaktionsmodulation) anhand von 45 Items, die 10 Subskalen umfassen. Reliabilität: Die internen Konsistenzen nach McDonalds Omega variieren zwischen ω = .76 und ω = .92. Validität: Konvergente und diskriminante Validität sowie die angenommene Faktorenstruktur konnte nachgewiesen werden. Es zeigten sich jedoch Einschränkungen bezüglich der Messinvarianz über Altersgruppen und Geschlechter hinweg.
Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID). (2025). Open Test Archive: PMERQ. German Version of the Process Model of Emotion Regulation Questionnaire. Verfügbar unter: https://www.testarchiv.eu/de/test/9009026
Zitierung
Heekerens, J. B. (2025). PMERQ. German Version of the Process Model of Emotion Regulation Questionnaire [Verfahrensdokumentation, Fragebogen]. In Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID) (Hrsg.), Open Test Archive. Trier: ZPID.
https://doi.org/10.23668/psycharchives.21234
Kurzinformationen
Kurzname PMERQ
Engl. Name German Version of the Process Model of Emotion Regulation Questionnaire
Autoren Heekerens, J. B.
Erscheinungsjahr im Testarchiv 2025
Copyright/Lizenz Copyright Autor; CC-BY-SA 4.0
Sprachversionen deu
Konstrukt Emotionsregulation
Altersbereich Erwachsene (ab 18 Jahren)
Itemzahl 45 Items
Subskalen 10 Subskalen: (1) Konfrontation mit unangenehmen Situationen, (2) Vermeidung unangenehmer Situationen, (3) Konfliktlösung, (4) Konfliktvermeidung, (5) Fokus auf andere Dinge, (6) Kognitive Ablenkung, (7) Abwägen der Vorteile, (8) Reduzierung der Bedeutung, (9) Unterstützung durch Emotionsaustausch, (10) Unterdrückung des Ausdrucks
Durchführungszeit 10-15 Minuten
Auswertungsdauer 10 Minuten
Interne Konsistenz: McDonalds ω = .76 und ω = .92.
Befunde zur Konstruktvalidität.
Keine. Referenzwerte: Mittelwerte und Standardabweichungen für jede Subskala.
Anwendungsbereich Forschung
Diagnostische Zielsetzung
Der deutschsprachige PMERQ erfasst umfassend individuelle Unterschiede in der Emotionsregulation bei Erwachsenen entlang aller fünf Phasen des Prozessmodells von Gross (2015) und differenziert dabei sowohl nach Engagement- als auch Disengagement-Strategien. Ziel ist die differenzierte Erhebung, welche Strategien Personen in verschiedenen Regulationsphasen nutzen, um negative Emotionen zu verringern. Das Verfahren richtet sich primär an die Forschung. Für die klinische Einzelfalldiagnostik liegen keine Normen oder Cut-off-Werte vor.
Aufbau
Der Fragebogen umfasst 45 Items, die 10 Subskalen zugeordnet sind – jeweils zwei pro Prozessphase, eine für Engagement, eine für Disengagement. Jede Subskala misst spezifische Regulationsstrategien in der jeweiligen Phase der Emotionsentstehung. Die Items werden auf einer 6-stufigen Skala beantwortet. Die Auswertung erfolgt durch Mittelwertbildung pro Subskala.
Grundlagen und Konstruktion
Der PMERQ basiert auf dem Prozessmodell der Emotionsregulation (Gross, 2015), das die Regulation in fünf Phasen beschreibt: Situationsselektion, Situationsmodifikation, Aufmerksamkeitssteuerung, kognitive Veränderung und Reaktionsmodulation. Die Entwicklung der deutschen Version erfolgte in einem mehrstufigen Übersetzungs- und Testverfahren mit mehreren Revisionen zur Optimierung der Faktorenstruktur und Itemformulierungen.
Empirische Prüfung und Gütekriterien
Reliabilität: Die internen Konsistenzen (McDonalds Omega) lagen in den Validierungsstudien für alle Subskalen zwischen ω = .76 und ω = .92 und sind damit durchweg ausreichend bis hoch.
Validität: Die Subskalen weisen konvergente und diskriminante Validität auf. Die erwarteten Zusammenhänge mit anderen Emotionsregulationsfragebögen, Persönlichkeitsdimensionen, Wohlbefinden, sowie psychischer Belastung wurden bestätigt. Die Faktorenstruktur entsprach weitgehend den Erwartungen, es zeigten sich jedoch Einschränkungen bezüglich der Messinvarianz über Altersgruppen und Geschlechter hinweg.
Normen: Es liegen keine Normwerte vor. Als Referenzwerte werden für alle Subskalen Mittelwerte und Standabweichungen angegeben.
Testkonzept
Theoretischer Hintergrund
Der Process Model of Emotion Regulation Questionnaire (PMERQ; Olderbak et al., 2022) erfasst umfassend individuelle Unterschiede in der Emotionsregulation bei Erwachsenen. Das Instrument basiert auf dem Prozessmodell der Emotionsregulation nach Gross (2015), das beschreibt, wie Emotionsregulation in allen fünf Phasen der Emotionsentstehung erfolgen kann: Situationsauswahl, Situationsmodifikation, Aufmerksamkeitslenkung, Kognitive Neubewertung und Reaktionsmodulation. Im Unterschied zu bestehenden Fragebögen (z. B. dem Emotion Regulation Questionnaire), die meist nur einzelne Strategien abdecken, unterscheidet der PMERQ zwischen Disengagement- und Engagement-Strategien und deckt alle Phasen des Prozessmodells ab.
Testaufbau
Der PMERQ umfasst 45 Items, die sich auf 10 Subskalen verteilen, die wiederum den fünf Phasen des Prozessmodells der Emotionsregulation (Gross, 2015) zugeordnet sind. Jede dieser Phasen wird sowohl nach Engagement-Strategien (konfrontativ, aktiv lösungsorientiert) als auch nach Disengagement-Strategien (vermeidend, ablenkend) differenziert, sodass pro Phase jeweils zwei Subskalen gebildet werden.
Die Anzahl der Items pro Subskala variiert leicht: Während beispielsweise Confront Unpleasant Situations (Situationsauswahl, Engagement) vier Items enthält, besitzt Avoid Unpleasant Situations (Situationsauswahl, Disengagement) sechs Items. Die anderen Subskalen wie Resolve Conflicts (Situationsmodifikation, Engagement), Avoid Conflicts (Situationsmodifikation, Disengagement), Focus Elsewhere (Aufmerksamkeitslenkung, Engagement), Cognitively Distract (Aufmerksamkeitslenkung, Disengagement), Consider Benefits (Kognitive Neubewertung, Engagement), Reduce Importance (Kognitive Neubewertung, Disengagement), Support by Emotion Sharing (Reaktionsmodulation, Engagement) sowie Expressive Suppression (Reaktionsmodulation, Disengagement) sind entsprechend ihrer inhaltlichen Fokussierung mit jeweils drei bis sechs Items besetzt.
Der Beantwortungsmodus ist durchgängig ein Selbstbericht auf einer 6-stufigen Likert-Skala von „stimme überhaupt nicht zu“ (1) bis „stimme voll und ganz zu“ (6).
Auswertungsmodus
Es gibt keine invertiert kodierten Items; jede Antwort wird unmittelbar entsprechend dem angekreuzten Wert gewertet. Für jede der zehn Subskalen wird ein Rohwert durch Mittelwertbildung der zugehörigen Items pro Person berechnet. Werden einzelne Items einer Subskala nicht beantwortet, wird der Mittelwert aus den vorhandenen Antworten gebildet. Wir empfehlen die Bildung eines Mittelwertes sofern mindestens zwei Items beantwortet wurden. Ein Gesamtwert für das übergreifende Konstrukt der Emotionsregulation wird nicht berechnet, da der PMERQ explizit auf die differenzierte Erfassung spezifischer Strategien über alle fünf Prozessphasen und in zwei Orientierungen (Engagement, Disengagement) abzielt.
Auswertungshilfen
Nicht vorhanden.
Auswertungszeit
Die Auswertungszeit beträgt etwa 10 Minuten.
Itembeispiele
Siehe „Items“.
Items
Nachfolgend sind die Items in der Reihenfolge angegeben, in der sie präsentiert werden sollen.
- Um mich zu beruhigen, zeige ich anderen nicht, wie ich mich fühle.
- Um mich weniger aufzuregen, konzentriere ich mich auf das Positive in einer unangenehmen Situation.
- Um mich während eines Konflikts weniger ängstlich zu fühlen, verlagere ich das Gespräch auf ein anderes Thema.
- Um mich weniger ängstlich zu fühlen, vermeide ich stressige Situationen.
- Ich arbeite aktiv an der Lösung von Konflikten mit anderen, um mich nicht so schlecht zu fühlen.
- Wenn die Dinge nicht so laufen wie geplant, überlege ich, welche Vorteile sich daraus ergeben könnten, um mich weniger aufzuregen.
- Um mich weniger schlecht zu fühlen, teile ich meinen Freundinnen/Freunden mit, wie ich mich fühle.
- Um mich weniger schlecht zu fühlen, vermeide ich Situationen, die als unangenehm gelten.
- Wenn ich etwas mit jemandem zu besprechen habe, tue ich es direkt, um mich nicht so schlecht zu fühlen.
- Während Konflikten wechsle ich das Thema zu etwas weniger Stressigem, um mich nicht so schlecht zu fühlen.
- Ich stelle mich schwierigen Situationen direkt, um mich weniger aufzuregen.
- Ich meide Menschen, mit denen ich eine unangenehme Begegnung erwarte, um mich nicht so schlecht zu fühlen.
- Um mich in stressigen Situationen weniger ängstlich zu fühlen, lenke ich meine Aufmerksamkeit von der Situation ab.
- Ich lenke das Thema in kontroversen Gesprächen auf etwas anderes, um mich weniger aufzuregen.
- Um mich weniger ängstlich zu fühlen, packe ich stressige Situationen direkt an.
- Ich unterdrücke meinen Gefühlsausdruck während stressiger Gespräche, um mich weniger ängstlich zu fühlen.
- Um mich weniger über Konflikte aufzuregen, finde ich aktiv Kompromisse.
- Ich vermeide stressige Situationen, um zu verhindern, dass ich mich ängstlich fühle.
- Um mich während eines Konflikts zu beruhigen, arbeite ich daran, einen Kompromiss zu finden.
- Um mich weniger aufzuregen, wenn ich einen Fehler mache, sage ich mir, dass es eine Chance zu Wachsen ist.
- Um mich während einer stressigen Situation weniger schlecht zu fühlen, denke ich über die guten Dinge nach, die sich durch die Situation ergeben könnten.
- Um mich während unangenehmer Gespräche weniger schlecht zu fühlen, konzentriere ich mich darauf, was die Person einigermaßen Angenehmes sagt.
- Während Konflikten beruhige ich mich, indem ich eine Lösung für den Konflikt aushandle.
- Um mich weniger aufzuregen, wenn die Dinge nicht so laufen wie geplant, denke ich daran, dass dies eine Lernmöglichkeit ist.
- Wenn etwas nicht so läuft, wie geplant, sage ich mir, dass es nicht so wichtig ist, um mich weniger schlecht zu fühlen.
- Ich konzentriere mich in stressigen Situationen auf das Positive, um mich weniger ängstlich zu fühlen.
- Ich lenke mich während unangenehmer Situationen ab, um mich weniger schlecht zu fühlen.
- Um mich weniger über eine Situation aufzuregen, gehe ich sie direkt an.
- Um mich in stressigen Situationen weniger aufzuregen, lenke ich meine Aufmerksamkeit von dem Geschehen ab.
- Um mich weniger gestresst zu fühlen, bitte ich andere um Hilfe.
- Um mich während stressiger Gespräche weniger ängstlich zu fühlen, konzentriere ich mich auf die eher positiven Dinge, die die Person sagt.
- Ich spreche mit anderen über das, was mich nervös macht, um mich weniger ängstlich zu fühlen.
- Um mich in unangenehmen Situationen weniger schlecht zu fühlen, lenke ich mich ab.
- Ich sage anderen nicht, wie ich mich fühle, um mich weniger aufzuregen.
- Ich lenke mich während stressiger Situationen ab, um mich weniger ängstlich zu fühlen.
-
Um mich in Konflikten weniger schlecht zu fühlen, bemühe ich mich, die Meinungsverschiedenheit zu klären.
- Um mich während eines hitzigen Gesprächs weniger aufzuregen, wechsle ich das Thema.
- Falls etwas nicht so klappt, wie ich es mir gewünscht habe, sage ich mir, dass es nicht so wichtig ist, um mich weniger schlecht zu fühlen.
- Ich arbeite daran, eine Lösung für Konflikte zu finden, um mich weniger ängstlich zu fühlen.
- Wenn etwas nicht klappt, versuche ich mich zu beruhigen, indem ich aktiv über die positiven Aspekte der Situation nachdenke.
- Wenn ich ein Ziel verfolge und dabei unter Stress gerate, sage ich mir, dass es nicht so wichtig ist, um mich weniger ängstlich zu fühlen.
- Um mich weniger über eine Situation aufzuregen, vermeide ich sie.
- Ich lenke strittige Gespräche auf neutrale Themen, um mich nicht so schlecht zu fühlen.
- Ich vermeide aufwühlende Gespräche, um mich weniger aufzuregen.
- Wenn etwas Aufwühlendes passiert, denke ich über mögliche positive Aspekte der Situation nach, um mich weniger aufzuregen.
Im Folgenden werden die Items nach Subskalenzugehörigkeit aufgeführt.
Situation Selection
Engage: Confront Unpleasant Situations
- Wenn ich etwas mit jemandem zu besprechen habe, tue ich es direkt, um mich nicht so schlecht zu fühlen.
- Ich stelle mich schwierigen Situationen direkt, um mich weniger aufzuregen.
- Um mich weniger ängstlich zu fühlen, packe ich stressige Situationen direkt an.
- Um mich weniger über eine Situation aufzuregen, gehe ich sie direkt an.
Disengage: Avoid Unpleasant Situations
- Um mich weniger ängstlich zu fühlen, vermeide ich stressige Situationen.
- Um mich weniger schlecht zu fühlen, vermeide ich Situationen, die als unangenehm gelten.
- Ich meide Menschen, mit denen ich eine unangenehme Begegnung erwarte, um mich nicht so schlecht zu fühlen.
- Ich vermeide stressige Situationen, um zu verhindern, dass ich mich ängstlich fühle.
- Um mich weniger über eine Situation aufzuregen, vermeide ich sie.
- Ich vermeide aufwühlende Gespräche, um mich weniger aufzuregen.
Situation Modification
Engage: Resolve Conflicts
- Ich arbeite aktiv an der Lösung von Konflikten mit anderen, um mich nicht so schlecht zu fühlen.
- Um mich weniger über Konflikte aufzuregen, finde ich aktiv Kompromisse.
- Um mich während eines Konflikts zu beruhigen, arbeite ich daran, einen Kompromiss zu finden.
- Während Konflikten beruhige ich mich, indem ich eine Lösung für den Konflikt aushandle.
- Um mich in Konflikten weniger schlecht zu fühlen, bemühe ich mich, die Meinungsverschiedenheit zu klären.
- Ich arbeite daran, eine Lösung für Konflikte zu finden, um mich weniger ängstlich zu fühlen.
Disengage: Avoid Conflicts
- Um mich während eines Konflikts weniger ängstlich zu fühlen, verlagere ich das Gespräch auf ein anderes Thema.
- Während Konflikten wechsle ich das Thema zu etwas weniger Stressigem, um mich nicht so schlecht zu fühlen.
- Ich lenke das Thema in kontroversen Gesprächen auf etwas anderes, um mich weniger aufzuregen.
- Um mich während eines hitzigen Gesprächs weniger aufzuregen, wechsle ich das Thema.
- Ich lenke strittige Gespräche auf neutrale Themen, um mich nicht so schlecht zu fühlen.
Attentional Deployment
Engage: Focus Elsewhere
- Um mich weniger aufzuregen, konzentriere ich mich auf das Positive in einer unangenehmen Situation.
- Um mich während unangenehmer Gespräche weniger schlecht zu fühlen, konzentriere ich mich darauf, was die Person einigermaßen Angenehmes sagt.
- Ich konzentriere mich in stressigen Situationen auf das Positive, um mich weniger ängstlich zu fühlen.
- Um mich während stressiger Gespräche weniger ängstlich zu fühlen, konzentriere ich mich auf die eher positiven Dinge, die die Person sagt.
Disengage: Cognitively Distract
- Um mich in stressigen Situationen weniger ängstlich zu fühlen, lenke ich meine Aufmerksamkeit von der Situation ab.
- Ich lenke mich während unangenehmer Situationen ab, um mich weniger schlecht zu fühlen.
- Um mich in stressigen Situationen weniger aufzuregen, lenke ich meine Aufmerksamkeit von dem Geschehen ab.
- Um mich in unangenehmen Situationen weniger schlecht zu fühlen, lenke ich mich ab.
- Ich lenke mich während stressiger Situationen ab, um mich weniger ängstlich zu fühlen.
Cognitive Change
Engage: Consider Benefits
- Wenn die Dinge nicht so laufen wie geplant, überlege ich, welche Vorteile sich daraus ergeben könnten, um mich weniger aufzuregen.
- Um mich weniger aufzuregen, wenn ich einen Fehler mache, sage ich mir, dass es eine Chance zu Wachsen ist.
- Um mich während einer stressigen Situation weniger schlecht zu fühlen, denke ich über die guten Dinge nach, die sich durch die Situation ergeben könnten.
- Um mich weniger aufzuregen, wenn die Dinge nicht so laufen wie geplant, denke ich daran, dass dies eine Lernmöglichkeit ist.
- Wenn etwas nicht klappt, versuche ich mich zu beruhigen, indem ich aktiv über die positiven Aspekte der Situation nachdenke.
- Wenn etwas Aufwühlendes passiert, denke ich über mögliche positive Aspekte der Situation nach, um mich weniger aufzuregen.
Disengage: Reduce Importance
- Falls etwas nicht so klappt, wie ich es mir gewünscht habe, sage ich mir, dass es nicht so wichtig ist, um mich weniger schlecht zu fühlen.
- Wenn etwas nicht so läuft, wie geplant, sage ich mir, dass es nicht so wichtig ist, um mich weniger schlecht zu fühlen.
- Wenn ich ein Ziel verfolge und dabei unter Stress gerate, sage ich mir, dass es nicht so wichtig ist, um mich weniger ängstlich zu fühlen.
Response Modulation
Engage: Support by Emotion Sharing
- Ich spreche mit anderen darüber, was mich nervös macht, um mich weniger ängstlich zu fühlen.
- Um mich weniger gestresst zu fühlen, bitte ich andere um Hilfe.
- Um mich weniger schlecht zu fühlen, teile ich meinen Freundinnen/Freunden mit, wie ich mich fühle.
Disengage: Expressive Suppression
- Um mich zu beruhigen, zeige ich anderen nicht, wie ich mich fühle.
- Ich sage anderen nicht, wie ich mich fühle, um mich weniger aufzuregen.
- Ich unterdrücke meinen Gefühlsausdruck während stressiger Gespräche, um mich weniger ängstlich zu fühlen.
Durchführung
Testformen
Neben dem gleichnamigen, amerikanischen Original (Olderbak et al., 2022) sind eine französische Version (Bassand et al., 2024), eine polnische Version (Larionow et al., 2024) und eine spanische Version (Orta et al., 2025) bekannt. Eine aktuelle Liste vorhandener Testversionen ist verfügbar unter https://spl.stanford.edu/resources#measures. Eine Onlineversion zur direkten Nutzung liegt nicht vor.
Altersbereiche
Der Test wird für Erwachsene (ab 18 Jahren) empfohlen. Analysen zur Messinvarianz zeigen, dass Vergleiche zwischen Altersgruppen (in den Analysen wurde unter/über 45 Jahre unterschieden) mit Vorsicht interpretiert werden sollten; es konnte gezeigt werden, dass sich die Beantwortung einzelner Items altersabhängig unterscheidet (siehe Heekerens et al., 2024).
Durchführungszeit
Die Bearbeitungszeit beträgt etwa 10-15 Minuten.
Material
Neben der vorliegenden Verfahrensdokumentation als Manual und dem Fragebogen werden keine weiteren Materialien zur Verfügung gestellt und benötigt.
Instruktion
Die standardisierte Instruktion auf dem Fragebogen lautet:
„Wir möchten Ihnen gerne einige Fragen zu Ihren Gefühlen stellen. Uns interessiert, was Sie tun, um Ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten, bzw. zu regulieren. Dabei interessiert uns besonders, was Sie tun, um die unangenehmen Gefühle, die Sie empfinden, zu verringern.
Bitte beantworten Sie die Fragen, indem Sie die aufgeführten Antwortmöglichkeiten nutzen. Obwohl manche der Fragen ähnlich klingen, unterscheiden sie sich in wesentlichen Punkten. Es gibt keine richtige oder falsche Antwort.“
Durchführungsvoraussetzungen
Keine.
Testkonstruktion
Der PMERQ ist deutsche Adaptation des von Olderbak und Kollegen (2022) entwickelten gleichnamigen Fragebogens und wurde im Rahmen eines Vorwärts-Rückwärts-Übersetzungsprozesses entwickelt, sowie nach den Kriterien der Klassischen Testtheorie weiterentwickelt und evaluiert. Mehrere Studien wurden durchgeführt, von der Übersetzung bis hin zur Überprüfung der Item- und Skaleneigenschaften und werden ausführlich in Heekerens et al. (2024) beschrieben. Einige Informationen zur psychometrischen Güte finden sich unter „Reliabilität“ und „Validität“.
Gütekriterien
Objektivität
Objektivität wird angenommen: Die Durchführung erfolgt online oder schriftlich und standardisiert – die Instruktion ist für alle Teilnehmenden identisch. Die Mittelwertberechnung pro Subskala ist eindeutig und kann voll automatisiert erfolgen, wodurch unterschiedliche Auswerter/-innen zu identischen Ergebnissen kommen sollten.
Reliabilität
Interne Konsistenz: Die Subskalen der deutschen PMERQ-Version zeigen durchweg eine ausreichend bis sehr hohe interne Konsistenz mit McDonalds Omega-Werten zwischen ω = .76 und ω = .92 (je nach Subskala und Studie, siehe Zimmermann et al., 2024).
Homogenität: Die meisten Subskalen bestehen aus homogen formulierten Items; mediane Item-Subskalen-Korrelationen liegen typischerweise um r = .70.
Validität
Inhaltliche Validität: Die Items decken alle Phasen des Prozessmodells der Emotionsregulation ab und wurden in einem mehrstufigen Übersetzungs- und Expertenreview-Verfahren entwickelt. Zudem liegen die Item-Subskaleninterkorrelation um r = .70.
Faktorielle Validität: Die Modellanalysen bestätigen eine angemessene Faktorenstruktur für die zehn Subskalen, wobei einzelne Abweichungen in der Messinvarianz je nach Altersgruppe/Geschlecht bestehen können.
Konvergente und diskriminante Validität: In der Untersuchung von Heerkerens et al. (2024) zeigen sich weitgehend erwartungskonforme moderate bis hohe posiive Korrelationen der PMERQ-Subskalen mit anderen etablierten Messinstrumenten der Emotionsregulation wie den Emotion Regulation Questionnaire (ERQ; Abler & Kessler, 2011) und dem Interpersonal Emotion Regulation Questionnaire (IERQ; Pruessner et al., 2020). Es zeigen sich außerdem schwache bis moderate Zusammenhänge mit Big-Five-Persönlichkeitsdimensionen und sozialer Erwünschtheit – untersucht mit dem Big Five Inventory-10 (BFI-10; Rammstedt et al., 2017) und der Soziale-Erwünschtheits-Skala-17 (SES-17; Stöber et al., 1999).
Kriteriumsvalidität: Die Subskalen differenzieren erwartungsgemäß zwischen Wohlbefinden (z. B. Lebenszufriedenheit) und psychischen Belastungsmaßen (z. B. Depression, Angst).
Normierung
PMERQ ist nicht normiert. In der folgenden Tabelle werden als Referenzwerte Mittelwerte und Standardabweichungen für jede Subskala angegeben.
Tabelle 1
Mittelwerte (M) und Standardabweichungen (SD) der Subskalen der deutschen PMERQ-Version (modifiziert nach Heekerens, Olderbak, Gross, Wingenfeld & Roepke, 2024, S. 4, Tab. 1)
Skala (Subscale) | M | SD |
---|---|---|
Confront Unpleasant Situations | 3.68 | 1.04 |
Avoid Unpleasant Situations | 3.98 | 0.98 |
Resolve Conflicts | 4.07 | 0.81 |
Avoid Conflicts | 3.32 | 0.96 |
Focus Elsewhere | 3.72 | 0.90 |
Cognitively Distract | 3.60 | 0.96 |
Consider Benefits | 3.83 | 0.90 |
Reduce Importance | 3.64 | 0.98 |
Support by Emotion Sharing | 3.51 | 1.06 |
Expressive Suppression | 3.70 | 0.99 |
Anmerkungen. Die Werte wurden aus der Studie 3 entnommen: N = 198; M = 43.07 Jahre, SD = 12.80 Jahre (Range: 20-73 Jahre); 114 männlich, 82 weiblich.
Anwendungsmöglichkeiten
Der PMERQ ist primär für die Forschung konzipiert und erfasst Emotionsregulationsstrategien bei Erwachsenen nach dem Prozessmodell von Gross (2015). Er deckt alle fünf Phasen der Emotionsregulation ab und unterscheidet zwischen Engagement- und Disengagement-Strategien – ein Alleinstellungsmerkmal im Vergleich zu anderen deutschsprachigen Verfahren, die meist nur einzelne Strategien (z. B. Emotion Regulation Questionnaire [ERQ], Abler & Kessler, 2011) abbilden.
Für die Individual- und Differentialdiagnostik wird der PMERQ derzeit nicht empfohlen, da keine klinischen Normen, Cut-off-Werte oder Validierungen an Patientenstichproben vorliegen.
Beispiele für Forschungsfragestellungen:
Wie hängen bestimmte Emotionsregulationsstrategien mit Wohlbefinden und psychischer Gesundheit zusammen?
Wie unterscheiden sich Engagement- und Disengagement-Strategien in ihrer Wirksamkeit?
Wie verändern sich Strategiemuster durch Interventionen?
Bewertung
Der deutsche PMERQ ist ein wissenschaftlich fundiertes und differenziertes Instrument zur Erfassung individueller Unterschiede in der Emotionsregulation bei Erwachsenen. Die umfassende Berücksichtigung aller fünf Phasen des erweiterten Prozessmodells sowie die klare Unterscheidung zwischen Engagement- und Disengagementsstrategien stellen einen wesentlichen Fortschritt gegenüber bestehenden Verfahren dar, die meist nur einzelne Strategien oder Phasen erfassen. Die psychometrische Qualität des deutschen PMERQ entspricht gängigen Standards. Die Faktorstruktur deckt sich jedoch nicht in allen Bereichen mit dem theoretisch angestrebten Modell: Bei einigen Subskalen (z. B. Reduce Importance, Avoid Unpleasant Situations) ist die Zuordnung zu Engagement versus Disengagement nur eingeschränkt möglich. Darüber hinaus ist die Messinvarianz über Altersgruppen, Geschlechtern und gegenüber der englischen Originalversion nicht für alle Skalen gegeben. Derzeit werden weitere Studien zur Evaluation der psychometrischen Eigenschaften der deutschen PMERQ bei Personen mit psychischen Störungen durchgeführt (Stand: September 2025).
Erstmals publiziert in:
Heekerens, J. B., Olderbak, S., Gross, J. J., Wingenfeld, K., & Roepke, S. (2024). The Process Model of Emotion Regulation Scale (PMERQ): Psychometric properties and validity of a German version. European Journal of Psychological Assessment. Advance online publication. https://doi.org/10.1027/1015-5759/a000863 PSYNDEX Dok.-Nr. 0429710
Literatur
Abler, B. & Kessler, H. (2011). ERQ. Emotion Regulation Questionnaire - deutsche Fassung [Verfahrensdokumentation und Fragebogen]. In Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID) (Hrsg.), Open Test Archive. Trier: ZPID. https://doi.org/10.23668/psycharchives.6497 PSYNDEX Dok.-Nr. 9006192
Bassand, G., Papon, A. & Samson, A. C. (2024). La version française du Questionnaire du Modèle Processuel de la Régulation des Émotions (PMERQ - Français). https://doi.org/10.17605/OSF.IO/YQ3FK
Gross, J. J. (2015). Emotion regulation: Current status and future prospects. Psychological Inquiry, 26(1), 1–26. https://doi.org/10.1080/1047840X.2014.940781
Heekerens, J. B., Olderbak, S., Gross, J. J., Wingenfeld, K., & Roepke, S. (2024). The Process Model of Emotion Regulation Scale (PMERQ): Psychometric properties and validity of a German version. European Journal of Psychological Assessment. Advance online publication. https://doi.org/10.1027/1015-5759/a000863 PSYNDEX Dok.-Nr. 0429710
Larionow, P., Preece, D. A., & Mudło-Głagolska, K. (2024). Assessing emotion beliefs with the Polish version of the Emotion Beliefs Questionnaire (EBQ): psychometric properties, norms, and links with emotional reactivity and psychopathology. Current Psychology, 43(17), 15939-15951.
Olderbak, S., Uusberg, A., MacCann, C., Pollak, K. M., & Gross, J. J. (2022). The process model of emotion regulation questionnaire: Assessing individual differences in strategy stage and orientation. Assessment. https://doi.org/10.1177/10731911221134601 PSYNDEX Dok.-Nr. 0405451
Orta, A. M., Sheehan, A., & Chernicoff, L. (2025). Traducción del Process Model of Emotion Regulation Questionnaire-Youth Version por AtentaMente. Online verfügbar unter: https://docs.google.com/document/d/1uhtz3NR2ppBtIfkV4IfwxwjG31tNGYsw/edit?usp=sharing&ouid=106695542729749583795&rtpof=true&sd=true (Stand: 15.09.2025)
Pruessner, L., Holt, D. V., Gölz, R., Sevcenko, N., Hofmann, S. G., & Backenstrass, M. (2020). Psychometrische Eigenschaften der deutschsprachigen Version des Interpersonal Emotion Regulation Questionnaire [Psychometric Properties of the German Version of the Interpersonal Emotion Regulation Questionnaire]. Diagnostica, 66(1), 62–73. https://doi.org/10.1026/0012-1924/a000239 PSYNDEX Dok.-Nr. 0363016
Rammstedt, B., Kemper, C. J., Klein, M. C., Beierlein, C., & Kovaleva, A. (2017). A short scale for assessing the Big Five dimensions of personality: 10 item Big Five inventory (BFI-10). methoden, daten, analysen, 7(2), 233–249. https://doi.org/10.12758/mda.2013.013
Stöber, J. (1999). Die Soziale-Erwünschtheits-Skala-17 (SES-17): Entwicklung und erste Befunde zu Reliabilität und Validität. [The social desirability scale-17 (SES-17): Development and initial findings on reliability and validity. Diagnostica, 45(4), 173–177. https://doi.org/10.1026//0012-1924.45.4.173 PSYNDEX Dok.-Nr. 0132874
Orginalfassung/Anderssprachlige Fassungen
Bassand, G., Papon, A. & Samson, A. C. (2024). La version française du Questionnaire du Modèle Processuel de la Régulation des Émotions (PMERQ - Français). https://doi.org/10.17605/OSF.IO/YQ3FK
Larionow, P., Preece, D. A., & Mudło-Głagolska, K. (2024). Assessing emotion beliefs with the Polish version of the Emotion Beliefs Questionnaire (EBQ): psychometric properties, norms, and links with emotional reactivity and psychopathology. Current Psychology, 43(17), 15939-15951.
Olderbak, S., Uusberg, A., MacCann, C., Pollak, K. M., & Gross, J. J. (2022). The process model of emotion regulation questionnaire: Assessing individual differences in strategy stage and orientation. Assessment. https://doi.org/10.1177/10731911221134601 PSYNDEX Dok.-Nr. 0405451
Orta, A. M., Sheehan, A., & Chernicoff, L. (2025). Traducción del Process Model of Emotion Regulation Questionnaire-Youth Version por AtentaMente. Online verfügbar unter: https://docs.google.com/document/d/1uhtz3NR2ppBtIfkV4IfwxwjG31tNGYsw/edit?usp=sharing&ouid=106695542729749583795&rtpof=true&sd=true (Stand: 15.09.2025)
Rückmeldeformular
Rückmeldung über die Anwendung eines Verfahrens aus dem Testarchiv des Leibniz-Instituts für Psychologie (ZPID) an die Testautoren/-innen
Kontaktdaten
Dr. Johannes B. Heekerens, PhD, Walter-Benjamin Fellow & Clinical Psychologist, Stanford Psychophysiology Laboratory, Department of Psychology, Stanford University, Stanford, CA 94305-2130