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Gülay Karadere (Dipl.-Psych.)
wissenschaftliche Mitarbeiterin
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TIM
Trierer Inventar für Medikamentenabhängige
Kurzabstract
Das TIM soll verschiedene Aspekte der Medikamentenabhängigkeit differenziert erfassen, um auf Basis der Ergebnisse den therapeutischen Prozess planen zu können. Ihm liegt das multidimensionale Modell der Alkoholauffälligkeit von Wanberg und Mitarbeitern (1977) zugrunde. Das Inventar besteht aus 94 Fragen, von denen sich 81 auf verschiedene Aspekte des Medikamentenkonsums beziehen (Skalen 1-5), während 13 weitere partnerschaftsbezogene Aspekte thematisieren (Skalen 6-7). Die Items lassen sich sieben faktorenanalytisch gebildeten Skalen zuordnen: (1) Negative Folgen des Konsums, (2) Positive Folgen und Funktionalität des Konsums, (3) Süchtig-auffälliger Konsum, (4) Medikamente als Lebenshilfe, (5) Absetzversuche und polyvalenter Konsum, (6) Partnerschaftsfaktor I, (7) Partnerschaftsfaktor II. Reliabilität: Die internen Konsistenzen liegen für die sieben Skalen zwischen Cronbachs Alpha = .63 und Alpha = .95. Validität: Faktorenanalysen ergaben insgesamt sieben TIM-Skalen.
Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID). (2019). Open Test Archive: TIM. Trierer Inventar für Medikamentenabhängige. Verfügbar unter: https://www.testarchiv.eu/de/test/9004098
Zitierung
Klein, M., Funke, J., Funke, W. & Scheller, R. (2017). TIM. Trierer Inventar für Medikamentenabhängige [Verfahrensdokumentation aus PSYNDEX Tests-Nr. 9004098 und Fragebogen]. In Leibniz-Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation (ZPID) (Hrsg.), Elektronisches Testarchiv. Trier: ZPID.
https://doi.org/10.23668/psycharchives.771
Kurzinformationen
Kurzname TIM
Engl. Name Trier Drug Dependency Inventory
Autoren Klein, M., Funke, J., Funke, W., Scheller, R.
Erscheinungsjahr im Testarchiv 2017
Copyright/Lizenz Copyright Autoren; CC-BY-NC-ND 3.0
Schlagworte Drogenkonsum, Drogensucht, Drogenabhängigkeit, Drogenmissbrauch
Sprachversionen deu
Konstrukt Medikamentenabhängigkeit
Altersbereich Erwachsene
Itemzahl 94 Items
Subskalen (1) Negative Folgen des Konsums, (2) Positive Folgen und Funktionalität des Konsums, (3) Süchtig-auffälliger Konsum, (4) Medikamente als Lebenshilfe, (5) Absetzversuche und polyvalenter Konsum, (6) Partnerschaftsfaktor I, (7) Partnerschaftsfaktor II
Durchführungszeit ca. 15 Min.
Auswertungsdauer Wenige Minuten.
Interne Konsistenz: Cronbachs Alpha = .63-.95.
Befunde zur faktoriellen Struktur.
N = 309; Referenzdaten: Mittelwerte und Streuungen.
Anwendungsbereich Therapie
Diagnostische Zielsetzung
Das TIM soll verschiedene Aspekte der Medikamentenabhängigkeit differenziert erfassen, um auf Basis der Ergebnisse den therapeutischen Prozess planen zu können.
Aufbau
Das TIM besteht aus 94 Fragen, von denen sich 81 auf verschiedene Aspekte des Medikamentenkonsums beziehen (Skalen 1-5), während 13 weitere partnerschaftsbezogene Aspekte thematisieren (Skalen 6-7). Die Auftretenshäufigkeit der beschriebenen Verhaltensweisen sind vom Probanden auf einer vierstufigen Skala (oft, manchmal, selten, nie) zu beantworten. Die Items lassen sich sieben faktorenanalytisch gebildeten Skalen zuordnen: (1) Negative Folgen des Konsums, (2) Positive Folgen und Funktionalität des Konsums, (3) Süchtig-auffälliger Konsum, (4) Medikamente als Lebenshilfe, (5) Absetzversuche und polyvalenter Konsum, (6) Partnerschaftsfaktor I, (7) Partnerschaftsfaktor II.
Grundlagen und Konstruktion
Dem TIM liegt das multidimensionale Modell der Alkoholauffälligkeit von Wanberg und Mitarbeitern (1977) zugrunde, welches verschiedene Störungsaspekte wie z.B. konsumbezogene Verhaltensweisen und Symptome sowie soziale und psychologische Hintergrundvariablen einbezieht. Davon ausgehend wurden entsprechend dem Trierer Alkoholismusinventar drei Bereiche operationalisiert: (1) Stile des Alkoholkonsums, (2) negative Konsequenzen des Alkoholkonsums und (3) positive Konsequenzen des Alkoholkonosums. Für den TIM wurden einige Items bezüglich der Medikamentenabhängigkeit umformuliert, andere Items wurden durch neue, speziell auf die Medikamentenabhängigkeit zugeschnittene Items ersetzt. Das vierstufige Antwortformat des TAI wurde beibehalten. Überprüft wurde das Verfahren anhand von 309 Patienten mit Medikamentenabhängigkeit (55% weiblich, Alter 25-79 Jahre). Die Faktorenanalyse der 81 Items des TIM-Hauptteils ergab eine Fünffaktorenlösung, die 49.3% der Varianz aufklärte. Die 13 Partnerschaftsitems wurden nach einer Faktorenanalyse der 221 Datensätze von Personen, die in Partnerschaften lebten, zwei Faktoren zugeordnet (69.7% aufgeklärte Varianz).
Empirische Prüfung und Gütekriterien
Reliabilität: Die internen Konsistenzen für 309 Patienten mit diagnostizierter Medikamentenabhängigkeit liegen für die sieben Skalen zwischen .63 und .95. Validität: Faktorenanalysen ergaben insgesamt sieben TIM-Skalen. Normen: Normen liegen nicht vor. Von 309 Patienten mit Medikamentenabhängigkeit werden die Skalenmittelwerte und Standardabweichungen berichtet.
Testkonzept
Theoretischer Hintergrund
Das Trierer Inventar für Medikamentenabhängige (TIM; Klein, Funke, Funke & Scheller, 1984) dient der differenzierten Erfassung der Medikamentenabhängigkeit bei bereits identifizierten Medikamentenabhängigen (F11 bis F16, F19 nach ICD-10; Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information, 1994) und bei Personen mit erkennbarem Medikamentenmissbrauch. Die mittels des Fragebogens gewonnenen Selbstbeschreibungen sollen für die Planung und Durchführung des therapeutischen Prozesses nutzbar gemacht werden. In der Bundesrepublik Deutschland wird die Zahl der Personen mit Medikamentenmissbrauch oder -abhängigkeit auf 1.2 Millionen geschätzt (Poser & Poser, 1996), wobei insbesondere Frauen und ältere Menschen als gefährdet gelten (Glaeske, Günther & Keller, 1997). Psychische Störungen können dabei Auslöser einer Medikamentenabhängigkeit sein (z.B. erhöhte Angstbereitschaft, Depression), sie können jedoch auch Folgen des komplexen Abhängigkeitsgeschehens sein oder nach Absetzen der Medikamente als Entzugssyndrome auftreten (Grohmann, Poser, Schmidt & Wolf, 1991; Kovar, 1992). Es existieren bereits einige Instrumente zur Diagnose der Suchtmittelabhängigkeit, die den Autoren zufolge akzeptable psychometrische Eigenschaften aufweisen, wie z.B. der englischsprachige Benzodiazepine Dependence Questionnaire (BDEPQ; Baillie & Mattick, 1996) sowie der niederländische Benzodiazepine Dependence Self-Report Questionnaire (Bendep-SRQ; Kan, Breteler, Timmermans, van der Ven & Zitman, 1999). Vermisst wird jedoch ein Instrument, das eine "differenzierte Therapieindikation, d.h. eine Zuweisung der PatientInnen zu bestimmten, für sie geeigneten Therapieformen zwecks Veränderung der Verhaltensstörungen" (Funke, Funke, Klein & Scheller, 2001, S. 91) ermöglicht. Mittels einer dimensionalen Diagnostik sollen Ausprägungen änderungsrelevanter Merkmale erfasst werden. Dem TIM liegt das multidimensionale Störungsmodell von Wanberg, Horn und Foster (1977) zugrunde, welches verschiedene Störungsaspekte wie z.B. konsumbezogene Verhaltensweisen und Symptome, soziale und psychologische Hintergrundvariablen einbezieht.
Testaufbau
Das TIM besteht aus 94 Fragen, die sich auf verschiedene Aspekte des Medikamentenkonsums beziehen. Die ersten 81 Items stellen den Hauptteil dar (Skalen 1-5), während 13 weitere Items partnerschaftsbezogene Aspekte thematisieren (Skalen 6-7). Die Auftretenshäufigkeit der beschriebenen Verhaltensweisen ist vom Probanden auf einer vierstufigen Skala (oft, manchmal, selten, nie) zu beantworten. Die Items lassen sich sieben faktorenanalytisch gebildeten Skalen zuordnen: (1) Negative Folgen des Konsums (26 Items): Es werden die negativen psychischen, physischen und sozialen Konsequenzen, die für ständige Medikamenteneinnahme typisch sind, beschrieben. (2) Positive Folgen und Funktionalität des Konsums (18 Items): Die Items betonen die durch Medikamente bewirkten Leistungssteigerungen im kognitiven, emotionalen und sozialen Bereich. (3) Süchtig-auffälliger Konsum (21 Items): Es werden vielfältige Beeinträchtigungen durch den Medikamentenkonsum thematisiert, die sowohl durch erneute Einnahme als auch durch "suchttypisches" Vermeidungsverhalten kompensiert werden sollen. (4) Medikamente als Lebenshilfe (10 Items): Diese Skala beinhaltet Items, die die erlebte Bedeutung der Medikamentenwirkung für die Lebensbewältigung thematisieren. (5) Absetzversuche und polyvalenter Konsum (5 Items): Hohe Werte auf dieser Skala kennzeichnen Patienten mit polyvalentem, andauernden Konsum ohne nennenswerte Pausen. (6) Partnerschaftsfaktor I (9 Items). (7) Partnerschaftsfaktor II (4 Items).
Auswertungsmodus
Die Auswertung besteht in der Aufsummierung der Antwortwerte.
Auswertungshilfen
Schablonen zur raschen Auswertung können leicht selbst angefertigt werden.
Auswertungszeit
Die Auswertung beansprucht pro Fragebogen nur wenige Minuten.
Itembeispiele
Anmerkung: Im folgenden wird für jede der faktorenanalytisch gebildeten Skalen das jeweils ladungsstärkste Item (Faktorladungen in Klammern) aufgeführt (Funke et al., 2001, S. 99 ff.):
(1) Negative Folgen des Konsums: 33. Kam es nach Medikamenteneinnahme zu Krampfanfällen? (.81)
(2) Positive Folgen und Funktionalität des Konsums: 60. Waren Sie unter Medikamenteneinfluss durchsetzungsfähiger? (.71)
(3) Süchtig-auffälliger Konsum: 28. Waren Sie nach einer Zeit gesteigerten Medikamentenkonsums sehr bedrückt und niedergeschlagen? (.67)
(4) Medikamente als Lebenshilfe: 3. Haben Sie während der Arbeitszeit Medikamente zu sich genommen? (.66)
(5) Absetzversuche und polyvalenter Konsum: 66. Haben Sie versucht, zeitweise ohne Medikamente zu leben? (.57)
(6) Partnerschaftsfaktor 1: 94. Drohte Ihr Partner wegen Ihres Medikamentenkonsums mit Trennung oder Scheidung? (.84)
(7) Partnerschaftsfaktor 2: 82. Hat Ihr Medikamentenkonsum zu Partnerschwierigkeiten beigetragen? (.83).
Items
- Haben Sie täglich zustandsverändernde Medikamente (Beruhigungs-, Schlaf-, Schmerz- oder Aufputschmittel) eingenommen?
- Zogen Sie sich unter Medikamenteneinfluß von der Außenwelt zurück?
- Haben Sie während der Arbeitszeit Medikamente zu sich genommen?
- Verschlechterte sich nach Medikamenteneinnahme Ihr Denkvermögen?
- Haben Sie Medikamente genommen, um Ihre Stimmung zu verändern (z.B. bei Langeweile, Ärger oder Niedergeschlagenheit)?
- Haben Sie Schlafmittel auf chemischer Basis zu sich genommen?
- Haben Sie Beruhigungsmittel eingenommen, um sich zu entspannen?
- Hat Ihr Medikamentenkonsum Ihrer Familie oder Ihren Freunden Probleme bereitet?
- Erlebten Sie Zustände wie in einem Delir?
- Fühlten Sie sich nach Medikamenteneinnahme glücklicher?
- Wurden Sie nach Medikamenteneinnahme aggressiv oder ausfallend?
- Hatten Sie nach vermehrter Medikamenteneinnahme körperliche Beschwerden?
- Verloren Sie unter Medikamenteneinfluß die Kontrolle über Ihr Verhalten?
- Kam es vor, daß Sie die Wirkung von Medikamenten zu spüren glaubten, ohne etwas genommen zu haben?
- Hatten Sie wegen Ihres Medikamentenkonsums Gedächtnislücken, ohne daß Sie zwischenzeitlich bewußtlos waren?
- Hielten Sie Ihren Medikamentenspiegel während des Tages auf einer gewissen Höhe?
- Haben Sie Medikamente eingenommen, um Ärger oder Verstimmungen zu vergessen?
- Hat sich Ihr Lebensstil wegen Ihres Medikamentenkonsums zum Schlechten hin verändert?
- Kreisten Ihre Gedanken um Medikamente und deren Einnahme?
- Schwankten Sie zwischen Zeiten übermäßigen Glücksgefühls und Zeiten totaler Verzweiflung?
- Sahen Sie Dinge, die in Wirklichkeit nicht da waren?
- Wie lange waren normalerweise Ihre Pausen zwischen Medikamenteneinnahmen?
- Fühlten Sie sich unter Medikamenteneinfluß eher in der Lage, Ihre Ansichten und Überzeugungen auszudrücken?
- Haben Sie mehrere Präparate mit ähnlicher Wirkung zur gleichen Zeit eingenommen (z.B. verschiedene Beruhigungsmittel)?
- Haben Sie mehrere Präparate mit unterschiedlicher Wirkung zur gleichen Zeit eingenommen (z.B. Aufputsch- oder Beruhigungsmittel)?
- Haben Sie von einem Medikament mehr als die verordnete Dosis genommen?
- Haben Sie Medikamente eingenommen, um von allem abzuschalten?
- Waren Sie nach einer Zeit gesteigerten Medikamentenkonsums sehr bedrückt und niedergeschlagen?
- Haben Sie Medikamente eingenommen, die Aufputschmittel enthielten?
- Haben Sie Medikamente eingenommen, um sich abzureagieren?
- Haben Sie sich auf Umwegen verschreibungspflichtige Medikamente verschafft?
- Wurde Ihr Medikamentenkonsum von Ihrer Umwelt (Partner, Kinder, Kollegen) als ungewöhnlich empfunden?
- Kam es nach Medikamenteneinnahme zu Krampfanfällen?
- Führten Sie Entschuldigungen an oder haben Sie gelogen, um Ihren Medikamentenkonsum zu verheimlichen?
- Reagierten Sie launisch, wenn Sie unter Medikamenteneinfluß standen?
- Hatten Sie vage, unbestimmte Ängste nach einer Zeit starken Medikamentenkonsums?
- Haben Sie wegen Ihres Medikamentenkonsums Ihre Arbeit vernachlässigt?
- Hatten Sie Schuldgefühle oder Gewissensbisse wegen Ihres Medikamentenkonsums?
- Hörten Sie Geräusche, die in Wirklichkeit nicht da waren?
- Haben Sie es anderen übelgenommen, wenn diese über Ihren Medikamentenkonsum sprachen?
- Haben Sie Medikamente eingenommen, um Ihre Schüchternheit zu überwinden?
- Waren Sie einfallsreicher, wenn Sie Medikamente eingenommen hatten?
- Haben Sie in bestimmten Situationen Ihre übliche Dosis überschritten?
- Sind Sie wegen übermäßigen Medikamentenkonsums ohnmächtig geworden?
- Haben Sie Medikamente eingenommen, um besser schlafen zu können?
- Waren Sie unter Medikamenteneinfluß leicht reizbar?
- Verhalf Ihren Ihr Medikamentenkonsum zu dem Gefühl, höhere Ziele erreichen zu können?
- Fanden Sie unter Medikamenteneinfluß leichter Kontakt zu Personen des anderen Geschlechts?
- Hatten Sie seltsame oder beängstigende Empfindungen unter Medikamenteneinfluß?
- Halfen Ihnen Medikamente, sich konzentrieren zu können?
- Haben Sie sich zusätzlich zu ärztlich verordneten Medikamenten mit freiverkäuflichen Medikamenten versorgt?
- Hatten Sie das Gefühl, ohne Medikamente nur noch eingeschränkt handlungsfähig zu sein?
- Empfanden Sie auf der Haut ein Krabbeln von Käfern oder anderen Tieren, die in Wirklichkeit nicht da waren?
- Halfen Ihnen Medikamente, mit anderen Leuten locker umzugehen?
- Haben Sie normalerweise täglich Medikamente eingenommen? o nein o ja, in den letzten drei Monaten o ja, in den letzten sechs Monaten o ja, seit mehr als sechs Monaten
- Halfen Ihnen Medikamente, Minderwertigkeitsgefühle zu unterdrücken?
- Halfen Ihnen Medikamente, höchste Leistungsfähigkeit zu erzielen?
- Zitterten Sie, wenn die Wirkung der Medikamente nachließ (z.B. Zittern der Hände oder inneres Zittern)?
- Sorgten Sie für einen Vorrat an Medikamenten?
- Warten Sie unter Medikamenteneinfluß durchsetzungsfähiger?
- Haben Sie gleichzeitig Alkohol und Medikamente zu sich genommen?
- Hatten Sie Angst, ohne Medikamente nicht mehr leben zu können?
- Haben Sie daran gedacht, sich mit Medikamenten das Leben zu nehmen?
- Haben Sie Medikamente eingenommen, um belastende Gefühle wie Angst, Unsicherheit, Stress usw. ertragen zu können?
- Haben Sie mehrere Ärzte aufgesucht, um genügend Medikamente zu bekommen?
- Haben Sie versucht, zeitweise ohne Medikamente zu leben?
- Sind Ihnen schon während Ihrer Schulzeit Medikamente verschrieben worden?
- Nahmen Sie mehr Medikamente zu sich als Sie sich vorgenommen hatten?
- Haben Sie Medikamente genommen, um nicht depressiv zu werden?
- Haben Sie erlebt, daß ein Medikament nicht mehr in der gewohnten Weise wirkte?
- Haben Sie nach der Einnahme eines Medikaments den Wunsch verspürt, noch mehr zu sich zu nehmen?
- Haben Sie Alkohol durch Medikamente ersetzt?
- Haben Sie Medikamente durch Alkohol ersetzt?
- Haben Sie Medikamente eingenommen, um Ihre Leistungsfähigkeit zu steigern?
- Haben Sie Medikamente eingenommen, um Schmerzen zu lindern?
- Konnten Sie unter Medikamenteneinfluß die weitere Einnahme zustandsverändernder Mittel kontrollieren?
- Fühlten Sie sich ohne Medikamente lebensunfähig?
- Nahmen Sie Medikamente, um überhaupt arbeiten zu können?
- Fühlten Sie sich angespannt oder verkrampft, bevor Sie Medikamente zu sich nahmen?
- Litten Sie ohne Medikamente unter verstärkten Angstgefühlen?
- Fühlten Sie sich ohne die Wirkung von Medikamenten einsam und verlassen?
Wenn Sie während der letzten sechs Monate mit einem (Ehe-)Partner zusammengelebt haben, beantworten Sie bitte auch die folgenden Fragen. Trifft dies nicht zu, so sind keine weiteren Fragen mehr zu beantworten. Überprüfen Sie dann bitte noch einmal, ob Sie alle Fragen beantwortet haben.
- Hat Ihr Medikamentenkonsum zu Partnerschwierigkeiten beigetragen?
- Hatten Sie vor Beginn Ihres Medikamentenkonsums Schwierigkeiten mit Ihrem Partner?
- Zog sich Ihr Partner wegen Ihres Medikamentenkonsums von Ihnen zurück?
- Waren Veränderungen bei Ihrem Partner verantwortlich für Ihren Medikamentenkonsum?
- Reagierten Sie verärgert, wenn Ihr Partner Bemerkungen über Ihren Medikamentenkonsum machte?
- Hat Untreue Ihres Partners zu Ihrem Medikamentenkonsum beigetragen?
- Haben Sie sich mit Ihrem Partner gestritten oder beleidigten Sie ihn, wenn Sie Medikamente einnahmen?
- War zu aufmerksames Verhalten Ihres Partners gegenüber Personen des anderen Geschlechts Auslöser für Ihren Medikamentenkonsum?
- Nörgelte Ihr Partner wegen Ihres Medikamentenkonsums an Ihnen herum?
- Führte Eifersucht in Ihrer Partnerschaft zu Ihrem Medikamentenkonsum?
- Hat Ihr Medikamentenkonsum zu Eifersucht in Ihrer Partnerschaft beigetragen?
- Glauben Sie, daß Partnerprobleme Ihren Medikamentenkonsum verursacht haben?
- Drohte Ihr Partner wegen Ihres Medikamentenkonsums mit Trennung oder Scheidung?
Durchführung
Testformen
Das Verfahren kann als Einzel- oder Gruppentest durchgeführt werden.
Altersbereiche
Erwachsene.
Durchführungszeit
Die Durchführung dürfte ca. 15 Minuten erfordern.
Material
Neben dem Fragebogen ist nur Schreibgerät vonnöten.
Instruktion
Die Instruktion erfolgt schriftlich auf dem Testbogen, Nachfragen dürfen beantwortet werden.
Durchführungsvoraussetzungen
Die Testung kann durch eingewiesene Hilfskräfte erfolgen.
Testkonstruktion
Die Testkonstruktion erfolgte nach den Kriterien der Klassischen Testtheorie. Ausgehend vom multidimensionalen Modell der Alkoholauffälligkeit von Wanberg et al. (1977) wurden drei Bereiche formuliert, die bereits mit dem Trierer Alkoholismusinventar (TAI; Funke, Funke, Klein & Scheller, 1987) für den Bereich der Alkoholabhängigkeit operationalisiert wurden: (1) Stile des Alkoholkonsums, (2) negative Konsequenzen des Alkoholkonsums und (3) positive Konsequenzen des Alkoholkonsums (Funke et al., 2001, S. 92). Für den TIM wurden einige Items bezüglich der Medikamentenabhängigkeit umformuliert, andere Items wurden durch neue, speziell auf die Medikamentenabhängigkeit zugeschnittene Items ersetzt. Das vierstufige Antwortformat des TAI wurde beibehalten. Überprüft wurde das TIM anhand einer Stichprobe von 309 Patienten mit der Primärdiagnose Medikamentenabhängigkeit bzw. Polytoxikomanie mit Medikamentenbeteiligung, die sich zum Erhebungszeitpunkt in der Eingangsphase einer stationären Entwöhnungsbehandlung in verschiedenen Fachkliniken befanden. Die Stichprobe umfasste 169 Frauen (55%) und 140 Männer (45%) im Alter zwischen 25 und 79 Jahren (Altersdurchschnitt 48.4; weitere Stichprobencharakteristika wie z.B. Angaben über die eingenommenen Medikamente vgl. Funke et al., 2001, S. 93). Die 81 Items des Hauptteils des TIM wurden einer Hauptkomponentenanalyse mit anschließender Varimaxrotation unterzogen (Funke et al., 2001, S. 94 ff.). Die Autoren entschieden sich für die Fünffaktorenlösung, die 49.3% der Varianz aufklärte. Zur Definition der Faktoren wurden diejenigen Items herangezogen, die dem Fürntratt-Kriterium (Ladungsquadrat auf dem jeweiligen Faktor ist größer als die Hälfte der Kommunalität) genügten und zugleich eine Ladung von mindestens .40 aufwiesen. Die 13 Partnerschaftsitems des TIM wurden nach einer Faktorenanalyse der 221 Datensätze von Personen, die in Partnerschaften lebten, zwei Faktoren zugeordnet (69.7% aufgeklärte Varianz). Der erste Faktor (TIM 6) erwies sich dabei als eine Art "Generalfaktor", da fast alle Partnerschaftsitems auf diesem positiv luden. Die insgesamt sieben Faktoren wurden wie unter "Testaufbau" beschrieben benannt. Außerdem werden für jede Skala die durchschnittlichen Trennschärfen (im wesentlichen zwischen .50 und .78) berichtet, so wie die durchschnittlichen Schwierigkeiten (.40-.63). Einige Items erwiesen sich als äußerst schwer (S. 97).
Gütekriterien
Objektivität
Aufgrund der schriftlichen Instruktion kann die Durchführung als objektiv gelten. Zur Auswertung des Verfahrens liegen keine Angaben vor. Die Interpretationsobjektivität ist mangels Normen nicht gegeben.
Reliabilität
Die internen Konsistenzen (Cronbachs Alpha) für 309 Patienten mit diagnostizierter Medikamentenabhängigkeit (TIM1-5) bzw. von den 221 in Partnerschaft lebenden Personen (n = 221, TIM 6-7) liegen zwischen .63 und .95, wobei die Werte aller Skalen im Bereich von über .81 liegen und lediglich die Skala 5 eine deutliche niedrigere interne Konsistenz aufweist (vgl. Tabelle 1).
Tabelle 1
Interne Konsistenzen der TIM-Skalen (Cronbachs Alpha; Funke, Funke, Klein & Scheller, 2001, S. 97)
Skalen | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 |
---|---|---|---|---|---|---|---|
.95 | .92 | .93 | .82 | .63 | .94 | .81 |
Anmerkungen. Skalenbezeichnungen: 1 Negative Folgen des Konsums, 2 Positive Folgen und Funktionalität des Konsums, 3 Süchtig-auffälliger Konsum, 4 Medikamente als Lebenshilfe, 5 Absetzversuche und polyvalenter Konsum, 6 Partnerschaftsfaktor 1, 7 Partnerschaftsfaktor 2.
Validität
Bisher liegen keine Untersuchungen zur Validität vor.
Normierung
Eine Normierung wurde bisher nicht durchgeführt. Funke et al. (2001, S. 97) berichten die Mittelwerte und Streuungen einer 309 PatientInnen umfassenden Stichprobe (siehe unter "Testkonstruktion").
Anwendungsmöglichkeiten
Das TIM lässt sich bei Personen im Falle einer erkannten Medikamentenabhängigkeit oder bei auffälligem Medikamentenmissbrauch einsetzen, um Ansatzpunkte für therapeutische Interventionen zu gewinnen. Der Einsatz ist im stationären Bereich, aber auch im Falle einer ambulanten Therapie denkbar.
Bewertung
Das Trierer Inventar für Medikamentenabhängige verfolgt den interessanten Ansatz, Anhaltspunkte für therapeutische Interventionen anhand der Selbstbeschreibungen des Medikamentenkonsums von Betroffenen zu gewinnen. Es ist plausibel, dass je nach "Nutzen" des Medikaments für den Klienten unterschiedliche Therapiemaßnahmen erforderlich sind. Die Konstruktion des Fragebogens wird leider sehr zurückhaltend beschrieben, wobei vor allem auf das Trierer Alkoholismusinventar Bezug genommen wird. Über offensichtlich existierende Vorformen wird nicht berichtet. Die Faktorenanalysen der 81 Hauptitems sowie der Partnerschaftsitems ergaben eine mehrdimensionale Struktur des TIM, die jedoch die vorher der Testkonstruktion zugrunde gelegten drei Bereiche so nicht abbildete. Allerdings sehen die Autoren die gefundene Struktur als Beleg für die Auffassung der Dimensionalität des Konstrukts "Medikamentenabhängigkeit". Die Zuordnung der Items zu den Faktoren angesichts der zum Teil fast identischen Ladungshöhen einiger Items auf mehreren Faktoren erscheint jedoch nicht so eindeutig. Verwirrend ist auch, dass die im Internet abzurufende Matrix der Faktorladungen für die Partnerschaftsfaktoren offenbar falsche Ladungshöhen enthält. Dort werden für den Faktor 7 (Faktor 2 der Partnerschaftsitems) äußerst geringe Ladungen angegeben, die die Zuordnung zu diesem Faktor nicht rechtfertigen würden. Weitere Studien zur Validität liegen nicht vor, wären jedoch sehr wünschenswert. Die Messgenauigkeit des Verfahrens ist zufriedenstellend. Eine Normierung wurde bisher nicht durchgeführt, da dafür nach Aussagen der Autoren eine größere Stichprobe benötigt werde (Funke et al., 2001, S. 98). Leider fehlen auch Hinweise auf die Auswertung des Verfahrens, so dass die angegebenen Mittelwerte nicht unbedingt nutzbar gemacht werden können. Insgesamt bietet das Verfahren interessante Aspekte. Vor einem standardmäßigen Einsatz zur Therapieplanung müssten Auswertungsrichtlinien erarbeitet sowie Studien zur Validität und Normen nachgeliefert werden.
Erstmals publiziert in:
Klein, M., Funke, J., Funke, W. & Scheller, R. (1984). Trierer Inventar für Medikamentenabhängige (TIM). Trier: Universität Trier, Fachbereich I - Psychologie. PSYNDEX Dok.-Nr. 9004098
Literatur
Baillie, A.J. & Mattick, R.P. (1996). The Benzodiazepin Dependence Questionnaire: Development, reliability, and validity. British Journal of Psychiatry, 169, 276-281.
Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI). (Hrsg.). (1994). ICD-10. Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme. 10. Revision. Bern: Huber.
Funke, W., Funke, J., Klein, M. & Scheller, R. (1987). Trierer Alkoholismusinventar (TAI). Göttingen: Hogrefe. PSYNDEX Dok.-Nr. 9001618
Funke, J., Funke, W., Klein, M. & Scheller, R. (2001). Trierer Inventar für Medikamentenabhängige (TIM). Konzeption und erste Befunde. Sucht, 47 (2), 88-103. PSYNDEX Dok.-Nr. 0147366
Glaeske, G., Günther, J. & Keller, S. (1997). Nebenwirkungen: Sucht. Medikamente, die abhängig machen. München: Kunstmann.
Grohmann, R., Poser, W., Schmidt, L.G. & Wolf, B. (1991). Medikamenten-Missbrauch und -Abhängigkeit bei psychiatrischen Patienten. Ergebnisse der AMÜP-Studie. In H. Hippius, M. Ortner & E. Rüther (Hrsg.), Psychiatrische Erkrankungen in der ärztlichen Praxis (S. 21-28). Berlin: Springer. PSYNDEX Dok.-Nr. 0064352
Kan, C.C., Breteler, M.H.M., Timmermans, E.A.Y., van der Ven, A.H.G.S. & Zitman, F.G. (1999). Scalability, reliability, and validity of the Benzodiazepine Dependence Self-Report Questionnaire in outpatient benzodiazepine users. Comprehensive Psychiatry, 40, 283-291.
Klein, M., Funke, J., Funke, W. & Scheller, R. (1984). Trierer Inventar für Medikamentenabhängige (TIM). Trier: Fachbereich I - Psychologie, Universität Trier. PSYNDEX Dok.-Nr. 9004098
Kovar, K.-A. (1992). Medikamente mit Missbrauchs- und Abhängigkeitspotential: Einteilungen und Wirkungen. In Deutsche Hauptstelle gegen die Suchtgefahren (Hrsg.), Medikamentenabhängigkeit (S. 59-67). Freiburg: Lambertus.
Poser, W. & Poser, S. (1996). Medikamente - Missbrauch und Abhängigkeit. Entstehung - Verlauf - Behandlung. Stuttgart: Thieme. PSYNDEX Dok.-Nr. 0099166
Wanberg, K.W., Horn, J.L. & Foster, F.M. (1977). A differential assessment model for alcoholism. The scales of the Alcohol Use Inventory. Journal of Studies on Alcohol, 38, 512-543.
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Kontaktdaten
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Prof. Dr. rer. nat. Michael Klein, Suchtforschung, Katholische Fachhochschule Nordrhein-Westfalen (KFH NW), Wörthstraße 10, D-50668 Köln
Prof. i.R. Dr. Reinhold Scheller, Universität Trier, FB I - Psychologie, Universitätsring 15, D-54286 Trier