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SIVA: 0-6
Das Strukturierte Interview für das Vorschulalter
Kurzabstract
Beim SIVA: 0-6 handelt es sich um ein strukturiertes Interview, welches mit Eltern von Kindern im Vorschulalter zwischen drei Monaten und 6;11 Jahren durchgeführt wird. Mit dem Instrument können die häufigsten Störungsbilder des Vorschulalters erhoben werden. Die Fragen orientieren sich an den Diagnosekriterien der Klassifikationssysteme ICD-10, DC: 0-5 und DSM-5, erfassen zusätzlich aber auch noch weitere klinisch bedeutsame Informationen. Das SIVA: 0-6 ist modulartig aufgebaut. Es gibt insgesamt 17 Module für fünf Altersbereiche 0;3-1;0 Jahr, 1;1-2;0 Jahre, 2;1-3;0 Jahre, 3;1-4;0 Jahre und 4;1-6;11 Jahre. Reliabilität: Die Interrater-Reliabilität wurde berechnet. Validität: Überprüft wurden Konstruktvalidität und Kriteriumsvalidität des SIVA: 0-6. Die Validität zeigte sich in der Unterscheidung von Kindern mit und ohne eine Diagnose von internalisierenden Störungen.
Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID). (2021). Open Test Archive: SIVA: 0-6. Das Strukturierte Interview für das Vorschulalter. Verfügbar unter: https://www.testarchiv.eu/de/test/9007915
Zitierung
Bolten, M., Equit, M., von Gontard, A. & In-Albon, T. (2021). SIVA: 0-6. Das Strukturierte Interview für das Vorschulalter [Verfahrensdokumentation, Interviewleitfaden mit den Modulen 0-16, Handbuch, Zuordnung Module und Interview und Diagnoseblatt]. In Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID) (Hrsg.), Open Test Archive. Trier: ZPID.
https://doi.org/10.23668/psycharchives.5172
Kurzinformationen
Kurzname SIVA: 0-6
Engl. Name The Structured Interview for Preschool Ages
Autoren Bolten M., Equit M., von Gontard A. & In-Albon, T.
Erscheinungsjahr im Testarchiv 2021
Copyright/Lizenz Copyright Autoren; CC BY-SA 4.0
Schlagworte Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen, Patienten, Psychische Störungen, Eltern
Sprachversionen deu
Altersbereich ab 3 Monate; bis 6;11 Jahre
Itemzahl Items variieren je nach Modul
Subskalen 17 Module
Durchführungszeit 60-120 Minuten
Auswertungsdauer Keine Angaben.
Interrater-Reliabilität (%, Cohen’s Kappa k, Yule’s Y): nach ICD-10 für externalisierende (κ > .82, > 91.9 %), internalisierende Diagnosen (κ > .72, 93.5 %), Ausschluss von Diagnosen: > 97 %; nach DSM-5 für externalisierende Störungen bei k = .88 und Y = 1.0 und prozentuale Übereinstimmung von 96.4 %. Für die internalisierenden Störungen: k = .77 und Y = 1.0 und prozentuale Übereinstimmung von 96.4 %.
Angaben zur Konstruktvalidität und Kriteriumsvalidität; Unterschiede zwischen Kindern mit und ohne eine Diagnose von internalisierenden Störungen.
Keine.
Anwendungsbereich Praxis; Forschung
Diagnostische Zielsetzung
Ziel des Strukturierten Interviews für das Vorschulalter (SIVA: 0-6) ist die Verbesserung der Diagnostik psychischer Störungen im Vorschulalter.
Beim SIVA: 0-6 handelt es sich um ein strukturiertes Interview, welches mit Eltern von Kindern im Vorschulalter zwischen drei Monaten und 6;11 Jahren durchgeführt wird. Mit dem Instrument können die häufigsten Störungsbilder des Vorschulalters erhoben werden. Die Fragen orientieren sich an den Diagnosekriterien der Klassifikationssysteme ICD-10, DC: 0-5 und DSM-5, erfassen zusätzlich aber auch noch weitere klinisch bedeutsame Informationen. Das Interview erlaubt explizites Nachfragen und ggf. Umformulieren der Fragen. Es wird ausdrücklich empfohlen, dass zusätzlich zu dem mit den Eltern geführten Interview auch das Kind gesehen wird, damit die Interaktion zwischen Kind und Eltern beurteilt werden kann.
Aufbau
Das SIVA: 0-6 ist modulartig aufgebaut. Es gibt insgesamt 17 Module für fünf Altersbereiche 0;3-1;0 Jahr, 1;1-2;0 Jahre, 2;1-3;0 Jahre, 3;1-4;0 Jahre und 4;1-6;11 Jahre. Je nach Alter des Kindes werden entsprechend verschiedene Störungsbereiche abgefragt, was die Ökonomie und Benutzerfreundlichkeit des Verfahrens erhöht. Dadurch trägt das SIVA: 0-6 der hohen Entwicklungsdynamik im Säuglings- Kleinkind- und Vorschulalter Rechnung und dem Umstand, dass je nach individuellem Alter typische entwicklungspsychopathologische Auffälligkeiten zu beobachten sind. Neben den störungsspezifischen Modulen gibt es auch ein Anamnese- und ein Screening-Modul.
Das SIVA: 0-6 umfasst einen Interviewteil mit Fragen für die Bezugsperson des Kindes und einen Auswertungsschlüssel für die verschiedenen Klassifikationssysteme (ICD-10, DC: 0-5 und DSM-5).
Grundlagen und Konstruktion
Das wachsende Interesse an der klinischen Symptomatik, den Entstehungsbedingungen und dem Verlauf von emotionalen und Verhaltensproblemen im Säuglings-, Kleinkind- und Vorschulalter stellt die Notwendigkeit für eine reliable und valide Erfassung solcher Störungsbilder bei Kindern im Vorschulalter in den Fokus. Auch die Behandlung setzt eine adäquate Diagnostik voraus. Jedoch gibt es im deutschsprachigen Raum bisher kaum Verfahren für die strukturierte klinische Diagnostik im frühen Kindesalter. Das SIVA: 0-6 soll diese Lücke schließen. Zum Zeitpunkt der Entwicklung des SIVA: 0-6 stand kein Klassifikationssystem zur Verfügung, welches die gesamte Bandbreite psychischer Auffälligkeiten im Vorschulalter berücksichtigt. Aus diesem Grund wurde das SIVA: 0-6 auf der Basis dreier Klassifikationssysteme entwickelt: dem ICD-10, dem DSM-5 und der DC: 0-5. Bei der Entwicklung des SIVA: 0-6 wurde auch die Eltern-Kind-Beziehung mitberücksichtigt.
Empirische Prüfung und Gütekriterien
Reliabilität: Die Interrater-Reliabilität wurde berechnet.
Validität: Überprüft wurden Konstruktvalidität und Kriteriumsvalidität des SIVA: 0-6. Die Validität zeigte sich in der Unterscheidung von Kindern mit und ohne eine Diagnose von internalisierenden Störungen.
Normen: Es liegen keine Normwerte vor.
Testkonzept
Theoretischer Hintergrund
Beim SIVA: 0-6 - Das Strukturierte Interview für das Vorschulalter - handelt es sich um ein strukturiertes Interview, welches mit Eltern von Kindern im Vorschulalter zwischen drei Monaten und 6;11 Jahren durchgeführt wird.
Das wachsende Interesse an der klinischen Symptomatik, den Entstehungsbedingungen und dem Verlauf von emotionalen und Verhaltensproblemen im Säuglings-, Kleinkind- und Vorschulalter stellt die Notwendigkeit für eine reliable und valide Erfassung solcher Störungsbilder bei Kindern im Vorschulalter in den Fokus. Auch die Behandlung setzt eine adäquate Diagnostik voraus. Jedoch gibt es im deutschsprachigen Raum bisher kaum Verfahren für die strukturierte klinische Diagnostik im frühen Kindesalter. Das SIVA: 0-6 soll diese Lücke schließen.
Mit dem Instrument können die häufigsten Störungsbilder des Vorschulalters erhoben werden. Die Fragen orientieren sich an den Diagnosekriterien der Klassifikationssysteme ICD-10, DC: 0-5 (DC: 0-3R) und DSM-5/RDC-PA, erfassen aber auch noch zusätzliche klinisch bedeutsame Informationen.
Testaufbau
Das Testverfahren ist modular aufgebaut und umfasst einen Interviewteil mit Fragen für die Bezugsperson des Kindes und eine Checkliste zur Beurteilung der Eltern-Kind-Interaktion. Es gibt insgesamt 17 Module für fünf Altersbereiche 0;3-1;0 Jahr, 1;1-2;0 Jahre, 2;1-3;0 Jahre, 3;1-4;0 Jahre und 4;1-6;11 Jahre (siehe Tabelle 1). Je nach Alter des Kindes werden entsprechend verschiedene Störungsbereiche abgefragt. Neben den Störungsbereichen gibt es auch ein Anamnese- und ein Screening-Modul.
Das SIVA: 0-6 umfasst ein Interviewteil mit Fragen für die Bezugsperson des Kindes und einen Auswertungsschlüssel für die verschiedenen Klassifikationssysteme (ICD-10, DC: 0-5 und DSM-5).
Tabelle 1
Altersspezifische Module des SIVA: 0-6
Modul | Störungsbereiche |
---|---|
0-1 Jahre | 1. Exzessives Schreien |
2. Schlafprobleme | |
0-3 Jahre | Regulationsstörungen |
0-6 Jahre | Fütterstörungen |
1-6 Jahre | 1. Bindungsstörungen |
2. Schlafstörungen | |
3. Anpassungsstörungen | |
4. Posttraumatische Belastungsstörung | |
4-6 Jahre | 1. Enuresis |
2. Enkopresis | |
3-6 Jahre | 1. ADHS |
2. Oppositionelles Trotzverhalten | |
3. Störung des Sozialverhaltens | |
4. Depressive Störung | |
5. Störung mit Trennungsangst | |
6. Spezifische Phobie | |
7. Soziale Angststörung | |
8. Generalisierte Angststörung |
Der Interviewleitfaden beginnt mit der Erhebung allgemeiner Daten, einer Familienanamnese, psychosozialer Risikofaktoren und wichtiger Entwicklungsmeilensteine. Danach werden jeweils nur die Module abgefragt, welche das Alter des Kindes umschließen (vgl. Abschnitt 3.2. Module und Altersbereich). Bei Unsicherheit über das Vorliegen von Symptomen sollten jedoch immer auch alle weiteren Fragen gestellt werden.
Alle Fragen des SIVA: 0-6 beziehen sich auf das aktuelle Verhalten bzw. Erleben des jeweiligen Kindes. Der genaue Zeitraum (z.B. in den letzten 2 Wochen, den letzten 3 Monaten oder den vergangenen 2 Jahren) variiert jedoch von Störungsbereich zu Störungsbereich und ist jeweils gesondert vermerkt.
Auswertungsmodus
Die Auswertung erfolgt anhand eines Auswertungsschlüssels für die verschiedenen Klassifikationssysteme (ICD-10, DC: 0-5 und DSM-5). Den Kriterien sind die entsprechenden Fragen im Interview zugeordnet, so dass die Angaben der Bezugspersonen schnell erfasst und abgeglichen werden können. Die Auswertungsschlüssel sind bei den Autor*innen erhältlich.
Die psychopathologische Einschätzung des Kindes erfolgt immer anhand der Beurteilung von Dauer, Frequenz, Intensität und Qualität des jeweiligen Verhaltens im alterstypischen Vergleich.
Der Schweregrad für die Einschätzung der Störungen reicht von 0-8, wobei der klinische Cut-off bei 4 liegt, d. h., wenn alle Diagnosekriterien einer Störung erfüllt sind, ist der Schweregrad mindestens als 4 einzuschätzen. Alle Werte unter 4 beschreiben eine subklinische Symptomatik. ICD-10 und DSM-5 erlauben die Vergabe komorbider Diagnosen. Dagegen sollte beim Vorliegen mehrerer Störungen nach DC: 0-5 nur die auffälligste kodiert werden. Auf die Vergabe von zwei oder mehr Diagnosen sollte im Regelfall verzichtet werden.
Um eine zuverlässige Diagnose zu erhalten und um sicher zu stellen, dass kein relevanter Bereich übersehen wird bzw. Informationen nicht erhoben werden, ist es notwendig, dass alle Störungsbereiche der jeweiligen altersrelevanten Module abgefragt werden. Jeder Störungsabschnitt beginnt mit 3 bis 5 Eingangsfragen, die dem Interviewer einen ersten Eindruck über das Vorliegen der Hauptsymptome des betreffenden Störungsbildes geben sollen. Nur wenn alle Eingangsfragen verneint werden und es somit keinerlei Hinweise auf ein Vorliegen der entsprechenden Störung gibt, wird zum nächsten Störungsbild innerhalb des jeweiligen Moduls oder zum nächsten Modul ‚gesprungen’.
Auswertungshilfen
Das SIVA: 0-6 umfasst einen Auswertungsschlüssel für die verschiedenen Klassifikationssysteme (ICD-10, DC: 0-5 und DSM-5). Zudem enthält das Handbuch mehrere Fallbeispiele.
Auswertungszeit
Zur Dauer der Auswertungszeit liegen keine Angaben vor.
Itembeispiele
Modul „Sensorische Schwierigkeiten“:
„Reagiert Ihr Kind übermäßig stark auf Reize?“
Items
Siehe Interviewleitfaden unter „Downloads“ (https://www.testarchiv.eu/de/test/9007915#downloads).
Durchführung
Testformen
Es gibt insgesamt 17 Module für fünf Altersbereiche 0;3-1;0 Jahr, 1;1-2;0 Jahre, 2;1-3;0 Jahre, 3;1-4;0 Jahre und 4;1-6;11 Jahre.
Altersbereiche
Das SIVA: 0-6 wurde für den Altersbereich 3 Monate bis 6 Jahre und 11 Monate entwickelt.
Durchführungszeit
Das SIVA: 0-6 dauert je nach Alter des Kindes etwa 60-120 Minuten. Die Durchführungszeit variiert, je nachdem über wie viele Störungsbereiche im Rahmen des Interviews detaillierter gesprochen wird.
Material
Als Materialien stehen der Interviewleitfaden mit 17 Modulen (siehe Tabelle 1 unter „Testaufbau“) und das Diagnoseblatt zur Verfügung. Zudem liegt ein Handbuch vor. Zusätzlich wird lediglich ein Schreibgerät benötigt. Der Auswertungsschlüssel kann bei den Autoren angefragt werden.
Instruktion
Die Fragen sollten vom Interviewer möglichst wortgetreu wiedergegeben werden. Der Wortlaut wurde sorgfältig formuliert, um die altersspezifische Symptomatik zuverlässig zu erfassen. Allerdings kann es möglich sein, dass bestimmte Formulierungen im Interviewleitfaden durch weitere Erklärungen und Beispiele vertieft werden müssen oder zusätzliche Fragen zu stellen sind. Unklare Antworten sollten unbedingt durch weiteres Nachfragen abgeklärt werden.
Durchführungsvoraussetzungen
In der Regel wird das SIVA: 0-6 mit der primären Bezugsperson des Kindes, also in den meisten Fällen den Eltern, durchgeführt. Es können aber auch andere primäre Bezugspersonen sein z. B. die Großeltern oder Pflegeeltern. In einigen Fällen kann es zudem hilfreich sein, mit weiteren Betreuungspersonen des Kindes z. B. in der KiTa oder im Kindergarten Kontakt aufzunehmen. Es wird ausdrücklich empfohlen, dass zusätzlich zu dem mit den Eltern geführten Interview, auch das Kind gesehen wird, damit die Interaktion zwischen Kind und Eltern erfasst werden kann.
Ein explizites Nachfragen und ggf. Umformulieren der Fragen sind erlaubt bzw. erwünscht. Bei Widersprüchen sollten diese vorsichtig angesprochen werden, z. B. "Ich glaube, jetzt habe ich etwas nicht richtig verstanden, könnten Sie mir ... bitte nochmals erläutern?" SIVA: 0-6 ist ein klinisches Interview, d.h. für die Einschätzungen der Häufigkeiten, Beeinträchtigung und Schweregrade nennen Sie nicht die Zahlen der Skalen gegenüber den Eltern, sondern die vorgegebenen Beschreibungen. Insbesondere zu Beginn des Interviews sollten Sie jeweils nachfragen, was die Eltern z. B. unter sehr oft, sehr stark usw. verstehen. Die schlussendliche Einschätzung nehmen Sie auch unter Berücksichtigung Ihrer klinischen Erfahrung vor. Daher ist es auch erlaubt, die Angaben der Eltern aufgrund Ihrer klinischen Einschätzung und Erfahrung anzupassen.
Die Auswertung des SIVA: 0-6 sollte in der Regel direkt nach der Durchführung des Interviews erfolgen. Für die psychopathologische Einschätzung des Kindes ist es grundlegend, dass der Diagnostiker über Grundkenntnisse altersadäquater Entwicklungsschritte und deren Variationsbreite verfügt. Aus diesem Grund befindet sich im Handbuch ein Überblick über die wichtigsten Entwicklungsschritte in den Bereichen Sprache, Bindung und Autonomieentwicklung, Emotionen und Aufmerksamkeit.
Die Durchführung des SIVA: 0-6 erfordert eine umfassende Einarbeitung in den Leitfaden und eine Trainingsphase mit eigenen Übungsfällen. Eine reliable und valide Diagnosevergabe erfordert zudem umfassendes Wissen über die zu diagnostizierenden Störungsbilder. Im Handbuch zum Interview werden deshalb die Leitsymptome jedes Störungsbildes für den Altersbereich 0 bis 6 Jahre kurz vorgestellt und anhand eines Fallbeispiels illustriert. Diese Falldarstellungen ersetzen jedoch nicht die klinische Erfahrung mit psychischen Störungen im Vorschulalter, welche Voraussetzung für die Durchführung des SIVA: 0-6 ist. Daher sollte das Interview auch nicht von ungeschulten Laien durchgeführt werden.
Testkonstruktion
Zum Zeitpunkt der Entwicklung des SIVA: 0-6 stand kein Klassifikationssystem zur Verfügung, welches die gesamte Bandbreite psychischer Auffälligkeiten im Vorschulalter berücksichtigt. Aus diesem Grund wurde das SIVA: 0-6 auf der Basis dreier Klassifikationssysteme entwickelt: dem ICD-10, dem DSM-5 und der DC: 0-5. Bei der Entwicklung des SIVA: 0-6 wurde auch die Eltern-Kind-Beziehung mitberücksichtigt.
Es liegen erste Gütekriterien für das SIVA: 0-6 vor (In-Albon et al., 2020). Die Daten wurden anhand von 117 Interviews mit Eltern ermittelt.
Gütekriterien
Objektivität
Die Objektivität ist durch die vorgebebenen Fragen gegeben.
Reliabilität
Die Interrater-Reliabilität wurde durch zwei unabhängige Diagnostiker für die Klassifikationssysteme DC: 0-3R/DC: 0-5, ICD-10 und DSM-5 bestimmt. Mit prozentualer Übereinstimmung, Cohen’s Kappa und Yule’s Y wurde die Übereinstimmung der Diagnostiker berechnet. Die Interrater-Reliabilität nach ICD-10 für externalisierende (κ > .82, > 91.9 %), internalisierende Diagnosen (κ > .72, 93.5 %) sowie den Ausschluss von Diagnosen (> 97 %) war gut bis sehr gut. Nach DSM-5 liegen die Werte für die externalisierenden Störungen in einem sehr guten Bereich, k = .88 und Y = 1.0, bei einer prozentualen Übereinstimmung von 96.4 %. Für die internalisierenden Störungen finden sich ebenfalls gute bis sehr gute Werte, k = .77 und Y = 1.0, bei einer prozentualen Übereinstimmung von 96.4 %.
Validität
Überprüft wurden Konstruktvalidität und Kriteriumsvalidität des SIVA: 0-6. Der Interviewleitfaden ist inhaltsvalide, da er gemäß der Diagnosekriterien und anhand von Expertenurteilen konstruiert wurde. Die Bestimmung der konvergenten und diskriminanten Validität des SIVA: 0-6 erfolgte mit Hilfe einer Fragebogenbatterie bestehend aus einem störungsübergreifenden (CBCL 1 ½ - 5; Achenbach & Rescorla, 2000) und mehreren störungsspezifischen Fragebögen für das Vorschulalter. Weiterhin wurde die Belastung der Eltern mit Hilfe der deutschen Adaptation des Brief-Symptom-Checklist (BSCL; Franke, 2017), einer Kurzversion der Symptom-Checklist-90-R-Standard (SCL-90-R; Franke, 2014), erhoben. Da dieser Fragebogen in allen Fällen von der Mutter ausgefüllt wurde, waren auch nur Aussagen über die Psychopathologie der Mütter möglich.
Auch die Zufriedenheit und Akzeptanz der Eltern wurde mit dem Fragebogen zur Machbarkeit und Akzeptanz (Neuschwander, In-Albon, Meyer & Schneider, 2017) untersucht. Der Mittelwert der globalen Zufriedenheit der Eltern mit dem SIVA: 0-6 liegt mit einem Wert von M = 93.62 (SD = 9.80, Range 60-100) in einem sehr guten Bereich. Für die Interviewer zeigte sich ein Mittelwert von M = 87.26 (SD = 14.65) bei einem Range von 9-100.
Die Mittelwerte der Akzeptanzitems der Eltern lag bei M = 2.60 (SD = 0.26, Range 1.69-3.0) und für die Interviewer bei M = 2.51 (SD = 0.28, Range 1.4-3.0).
Normierung
Bislang liegen keine Normwerte vor.
Anwendungsmöglichkeiten
Das SIVA: 0-6 soll sowohl Klinikern als auch Wissenschaftlern einen strukturierten Interviewleitfaden für die Diagnostik vom Säuglings- bis ins Vorschulalter bieten.
Bewertung
Die Ergebnisse von In-Albon et al. (2020) sprechen für eine gute Validität und Reliabilität und für den Einsatz des SIVA: 0-6 in Praxis und Forschung. Die Akzeptanz des Interviews durch die Diagnostiker und die teilnehmenden Eltern wurde mit Hilfe des Fragebogens zur Machbarkeit und Akzeptanz (Neuschwander, In-Albon, Meyer & Schneider, 2017) bestimmt. Die Ergebnisse zeigen, dass 100 % (n = 64) der befragten Eltern das Interview wiederholen würden. Außerdem gaben alle Eltern auf einer Zufriedenheitsskala von 0-100 einen Wert von mindestens 80 an, was eine sehr hohe Zufriedenheit mit dem SIVA: 0-6 zum Ausdruck bringt (MW = 92, SD = 6.3).
Die Validität der einzelnen Störungsbilder ist in zukünftigen Studien zu untersuchen. Ebenso die Test-Retest-Reliabilität.
Erstmals publiziert in:
In-Albon, T., Equit, M., Gontard, A. von, Schwarz, D., Müller, J. M., & Bolten, M. (2020). Das Strukturierte Interview für das Vorschulalter (SIVA: 0-6). Kindheit und Entwicklung, 29(4), 209–220. https://doi.org/10.1026/0942-5403/a000319 PSYNDEX Dok.-Nr. 0375339
Literatur
Achenbach, T. M., & Rescorla, L. A. (2000). Manual for the ASEBA Preschool forms and Profiles. Burlington, VT: University of Vermont Department of Psychiatry.
Franke, G. H. (2014). Symptom-Checklist-90-Standard (SCL-90-S). Göttingen: Hogrefe. PSYNDEX Dok.-Nr. 9006747
Franke, G. H. (2017). BSCL. Brief-Symptom-Checklist. Göttingen: Hogrefe. PSYNDEX Dok.-Nr. 9007350
In-Albon, T., Equit, M., Gontard, A. von, Schwarz, D., Müller, J. M., & Bolten, M. (2020). Das Strukturierte Interview für das Vorschulalter (SIVA: 0 - 6). Kindheit und Entwicklung, 29(4), 209-220. https://doi.org/10.1026/0942-5403/a000319 PSYNDEX Dok.-Nr. 0375339
Neuschwander, M., In‐Albon, T., Meyer, A. H., & Schneider, S. (2017). Acceptance of a structured diagnostic interview in children, parents, and interviewers. International journal of methods in psychiatric research, 26(3), e1573. PSYNDEX Dok.-Nr. 0332824
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Kontaktdaten
Prof. Dr. Tina In-Albon, Universität Koblenz-Landau, Leiterin des Studiengangs zur Ausbildung in Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie, Ostbahnstraße 12, Raum 139, D-76829 Landau/Pfalz
PD Dr. rer. nat. Margarete Bolten, Psychologin Neonatologie und IntestTeam, Co-Leitung Säuglingssprechstunde, Kompetenzzentrum für frühkindliche Fütter- und Essstörungen, Universitäts-Kinderspital beider Basel, Spitalstrasse 33, CH-4056 Basel
Prof. (apl.) Dr. Monika Equit, Leitung Psychotherapeutische Universitätsambulanz, Psychologische Psychotherapeutin, Universität des Saarlandes, Geb. A 13, Campus, D-66123 Saarbrücken