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Gülay Karadere (Dipl.-Psych.)
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GSEB
Globalskalen zur Einschätzung von Beziehungseinstellungen
Kurzabstract
Die globalen Skalen zur Einschätzung von Beziehungseinstellungen (GSEB) ermöglichen eine breite Erfassung des Beziehungserlebens anhand von fünf Dimensionen mit je 10 Items: (1) Konflikt, (2) Liebe, (3) Altruismus, (4) Sicherheit und (5) Investment. Es wurde ein breites Spektrum theoretischer Ansätze der Beziehungsforschung einbezogen, das die Bindungstheorie von Bowlby (1969) in der Interpretation von Bartholomew (1990), die Theorie der Liebesstile nach Lee (1976) sowie austauschtheoretische Ansätze wie die Investmenttheorie (Rusbult, 1983) und die Theorie der motivierten Beziehung (Clark & Mills, 1993) beinhaltet. Reliabilität: Für die Skalen konnten zu beiden Messzeitpunkten sowie in der Replikationsstudie zufriedenstellende bis gute interne Konsistenzen ermittelt werden: Cronbachs Alpha lag zwischen .69 und .91. Nach 12 Monaten ließen sich stabile Retestkoeffizienten im Bereich von rtt = .60-.82 nachweisen. Validität: Die faktorielle Validität vor und nach Itemzuordnung zu den Skalen wurde faktorenanalytisch bestätigt. Die fünf Skalen sagen sowohl bedeutsame Anteile der Varianz des Beziehungsglücks als auch der Beziehungsstabilität vorher. Im Sinne der prognostischen Validität erwiesen sich die Skalen auch als signifikante Prädiktoren für das Glück und die Stabilität, die nach einem Jahr durch die Teilnehmer der Panelstudie eingeschätzt wurden. Die Skalen sind weitgehend unabhängig voneinander.
Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID). (2019). Open Test Archive: GSEB. Globalskalen zur Einschätzung von Beziehungseinstellungen. Verfügbar unter: https://www.testarchiv.eu/de/test/9000737
Zitierung
Bierhoff, H.-W. & Grau, I. (2012). GSEB. Globalskalen zur Einschätzung von Beziehungseinstellungen [Verfahrensdokumentation, Fragebogen mit Auswertungsschlüssel - separate Versionen für Frauen und Männer]. In Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID) (Hrsg.), Open Test Archive. Trier: ZPID.
https://doi.org/10.23668/psycharchives.6541
Kurzinformationen
Kurzname GSEB
Engl. Name Global Scales to Assess Relationship Attitudes
Autoren Bierhoff, H.-W., Grau, I.
Erscheinungsjahr im Testarchiv 2012
Copyright/Lizenz Copyright Autoren; CC-BY-NC-ND 3.0
Schlagworte Liebe, Liebesbeziehung, Partnerbeziehungen, Freundschaft, Partnerschaftskonflikt, Geschlechterbeziehungen, Bindungsverhalten, Altruismus, Verpflichtung, Partnerschaftliche Zufriedenheit
Sprachversionen deu
Konstrukt Bindungstheorie (Bowlby, 1969); Bartholomew, 1990), Theorie der Liebesstile (Lee, 1976), Investmenttheorie (Rusbult, 1983), Theorie der motivierten Beziehung (Clark & Mills, 1993)
Altersbereich Erwachsene
Itemzahl 50 Items
Subskalen (1) Konflikt, (2) Liebe, (3) Altruismus, (4) Sicherheit, (5) Investment
Durchführungszeit a. 10 Min.
Auswertungsdauer Keine Angaben.
Interne Konsistenz: Cronbachs Alpha = .69-.91. Retestreliabilität: rtt = .60-.82 (12 Monatsintervall).
Befunde zur faktoriellen und prognostischen Validität.
Keine.
Anwendungsbereich Ehetherapie, Forschung
Diagnostische Zielsetzung
Die globalen Skalen zur Einschätzung von Beziehungseinstellungen ermöglichen eine breite Erfassung des Beziehungserlebens anhand von fünf Dimensionen: Konflikt, Liebe, Altruismus, Sicherheit und Investment. Sie dienen der Messung der grundlegenden Faktoren, die der Interaktion in engen Beziehungen zugrunde liegen. Die Skalen sind sowohl für den Einsatz in der Diagnostik in der paartherapeutischen Praxis geeignet als auch in Untersuchungen, die sich mit der Zufriedenheit und Stabilität von Beziehungen befassen. Somit finden sich Anwendungsmöglichkeiten für die globalen Skalen gleichermaßen in der Praxis und in der Forschung.
Aufbau
Der Gesamtfragebogen besteht aus den fünf Skalen, die mit "Konflikt", "Liebe", "Altruismus", "Investment" und "Sicherheit" bezeichnet werden und die jeweils 10 Items beinhalten. Die Skala "Konflikt" erfasst das Ausmaß, in dem die Beziehung durch Streitigkeiten gekennzeichnet ist. "Liebe" thematisiert romantische Gefühle und Zärtlichkeit. Die Skala "Altruismus" erfasst die Opferbereitschaft und soziale Unterstützung. Mit der Skala "Investment" wird erfasst, in wie weit das Vorhandensein eines gemeinsamen Besitzes, gemeinsame Pläne und Ausübung sozialen Einflusses im Mittelpunkt der Beziehung stehen. Bei der Skala "Sicherheit" wird ein Kontinuum erfasst, das von Nähe bis zu Distanz in der Beziehung reicht. Die Feststellungen werden auf einer neunstufigen Likert-Skala beantwortet. Die verbalen Endpunkte sind mit "absolut falsch" und "absolut richtig" gekennzeichnet. Die beiden Skalen Investment und Sicherheit beinhalten insgesamt neun invertierte Items (Item 8 der Skala "Investment" sowie Item 2, 3, 4, 5, 6, 7, 9 und 10 der Skala "Sicherheit"). Bei den übrigen Skalen bedeutet Zustimmung jeweils eine höhere Ausprägung des Merkmals als Ablehnung. Für die Auswertung werden fünf Scores ermittelt, indem jeweils das arithmetische Mittel der entsprechenden Skala berechnet wird.
Grundlagen und Konstruktion
Ziel der Konstruktion war die Entwicklung eines Messverfahrens, das die Erfassung von grundlegenden Dimensionen enger Beziehungen ermöglicht. Um eine effiziente Messung der Beziehungsstruktur zu gewährleisten, wurde ein faktorenanalytischer Ansatz verwendet, um die Merkmalsvielfalt auf wenige Basisdimensionen zurückzuführen. Als Ausgangsbasis dienten bereits existierende Beziehungsskalen, die die wichtigsten Theorien enger Beziehungen repräsentieren. Es wurde ein breites Spektrum theoretischer Ansätze der Beziehungsforschung einbezogen, das die Bindungstheorie von Bowlby (1969) in der Interpretation von Bartholomew (1990), die Theorie der Liebesstile nach Lee (1976) sowie austauschtheoretische Ansätze wie die Investmenttheorie (Rusbult, 1983) und die Theorie der motivierten Beziehung (Clark & Mills, 1993) beinhaltet. Außerdem wurden Verfahren zur Erfassung von Gemeinsamkeit, Konflikte sowie die Nähe in der Partnerschaft berücksichtigt. Auf diese Weise wurden 19 Beziehungsskalen ausgewählt, die in einer Panelstudie der Ausgangsstichprobe von N = 260 Personen aus 130 Paaren vorgelegt wurden. Eine Faktorenanalyse auf Skalenebene führte zu fünf Dimensionen, auf denen alle 19 Skalen mit substantiellen Ladungen repräsentiert sind und die aufgrund inhaltlicher Übereinstimmung mit Konflikt, Liebe, Altruismus, Sicherheit und Investment benannt wurden. Anschließend wurde für jede Dimension eine Hauptkomponentenanalyse mit den auf dem Faktor ladenden Items durchgeführt. Diese Analysen ermöglichten die Auswahl der zehn Items pro Faktor, die die höchsten Ladungen aufwiesen und den Faktor somit am besten repräsentierten. Die so entwickelten globalen Skalen wurden den zur wiederholten Messung erreichbaren Teilnehmern der Ausgangsstichprobe zu einem zweiten Messzeitpunkt nach 12 Monaten erneut vorgelegt (N = 224). Außerdem wurde eine Replikationsstudie mit n = 131 Teilnehmern durchgeführt, die angaben, in einer romantischen Beziehung zu leben.
Empirische Prüfung und Gütekriterien
Reliabilität: Für die Skalen konnten zu beiden Messzeitpunkten sowie in der Replikationsstudie zufriedenstellende bis gute interne Konsistenzen ermittelt werden: Cronbachs Alpha betrug für die Skala Konflikt Alpha = .69 bis .83, für die Skala Liebe Alpha = .72 bis .85, für Altruismus Alpha = .89 bis .91, für Investment Alpha = .81 bis .88 und für die Skala Sicherheit Alpha = .71 bis .84. Nach 12 Monaten ließen sich stabile Retestkoeffizienten im Bereich von rtt = .60 (Liebe) bis rtt = .82 (Altruismus) nachweisen. Validität: Die durch die Faktorenanalyse in der Ausgangsstichprobe vorgenommene Zuordnung der Items zu den einzelnen Skalen konnte in der zweiten Studie repliziert werden, so dass die faktorielle Validität als gegeben angesehen werden kann. Die fünf Skalen sagen sowohl bedeutsame Anteile der Varianz des Beziehungsglücks als auch der Beziehungsstabilität vorher. Im Sinne der prognostischen Validität erwiesen sich die Skalen auch als signifikante Prädiktoren für das Glück und die Stabilität, die nach einem Jahr durch die Teilnehmer der Panelstudie eingeschätzt wurden. Die Skalen sind weitgehend unabhängig voneinander. In der Replikationsstichprobe zeigte sich ferner, dass die fünf Beziehungsskalen nur geringfügig durch soziale Erwünschtheit beeinflusst werden. Normen: Normwerte liegen nicht vor.
Testkonzept
Items
- Wenn mein Partner nicht dabei ist, flirte ich gerne mal mit anderen.
- Ich mache mir oft Sorgen, dass mein Partner mich nicht richtig liebt.
- Mein Partner wirft mir Fehler vor, die ich in der Vergangenheit gemacht habe.
- Mein Partner bricht über eine Kleinigkeit oft einen Streit vom Zaun.
- Wenn wir uns streiten, beschimpft mein Partner mich.
- Mein Partner äußert sich oft abfällig über eine von mir geäußerte Meinung.
- Wenn wir uns streiten, können wir nie ein Ende finden.
- Mein Partner gibt mir die Schuld, wenn etwas schief gelaufen ist.
- Wenn wir uns streiten, verdreht mein Partner meine Aussagen ins Gegenteil.
- Mein Partner schränkt mich in meiner persönlichen Freiheit ein.
- Mein Partner und ich erleben die gleiche sexuelle Wellenlänge.
- Unser Sexualleben ist sehr intensiv und befriedigend.
- Unsere sexuelle Beziehung ist so gut, dass keine Wünsche offen bleiben.
- Mein Partner sagt mir, dass er zufrieden ist, wenn er mit mir zusammen ist.
- Mein Partner reagiert positiv auf meine sexuellen Wünsche.
- Mein Partner berührt mich oft zärtlich und ich empfinde es als angenehm.
- Mein Partner macht mir oft ein ernst gemeintes Kompliment über mein Aussehen.
- Mein Partner nimmt mich oft in den Arm.
- Mein Partner streichelt mich oft zärtlich.
- Mein Partner sagt mir oft, dass er mich gern hat.
- Bei dem Gedanken an eine Trennung von meinem Partner kann ich mir mein Leben nicht weiter vorstellen.
- Ich verwende meine ganze Energie darauf, meinem Partner in schwierigen Zeiten zu helfen.
- Ich würde lieber selbst leiden, als dass ich meinen Partner leiden sehe.
- Wenn mein Partner nicht glücklich ist, kann ich es auch nicht sein.
- Gewöhnlich bin ich bereit, meine eigenen Wünsche denen meines Partners zu opfern.
- Selbst wenn mein Partner ärgerlich auf mich ist, liebe ich ihn stark und bedingungslos.
- Ich würde alles aushalten für das Wohl meines Partners.
- Es gibt mir große Befriedigung, wenn ich meinem Partner helfen kann.
- Ich lasse oft alles stehen und liegen, um meinen Partner zu unterstützen.
- Für meinen Partner würde ich alles tun, wenn es für ihn wichtig wäre.
- Ich habe meine Wohnung in letzter Zeit mit meinem Partner geteilt, durch Austauschen der Schlüssel, durch Zurücklassen von persönlichem Besitz in der Wohnung des Partners oder durch eine gemeinsame Wohnung.
- Ich habe Einnahmen und Ausgaben mit meinem Partner geteilt, wie Fahrkosten, Nahrungsmittel oder ein gemeinsames Bankkonto.
- Ich habe meinem Partner finanzielle Unterstützung gewährt bzw. der Beziehung im Allgemeinen.
- Ich habe Pläne für die Zukunft geschmiedet, wie z.B. über ein Zusammenleben mit meinem Partner oder Kinder zu bekommen.
- Ich habe formale Übereinkünfte über die Beziehung getroffen, wie z.B. über das Zusammenleben, die Verlobung oder die Heirat.
- Mein Partner wird meine zukünftige finanzielle Sicherheit beeinflussen.
- Mein Partner beeinflusst, wie ich mein Zuhause gestalte.
- Mein Partner beeinflusst nicht, wo ich lebe.
- Mein Partner beeinflusst meine Pläne, größere Investitionen zu tätigen.
- Mein Partner beeinflusst meine Pläne, einen bestimmten finanziellen Lebensstandard zu erreichen.
- Ich finde es relativ leicht, anderen näher zu kommen.
- Ich mag es nicht, wenn Leute mir zu nahe kommen.
- Ich fühle mich etwas unwohl, wenn ich anderen zu nahe komme.
- Ich finde es schwierig, anderen vollkommen zu vertrauen.
- Ich werde nervös, wenn mir jemand zu nahe kommt.
- Andere wollen oft, dass ich vertraulicher bin als mir angenehm ist.
- Ich glaube, man steht sich am besten, wenn man nicht in die Sorge um die persönlichen Bedürfnisse anderer verstrickt ist.
- Wenn ich in einer Notlage bin, bitte ich andere um Hilfe.
- Wenn Leute sich emotional aufregen, neige ich dazu, sie zu meiden.
- Die Menschen sollten ihre persönlichen Probleme für sich behalten.
Durchführung
Altersbereiche
Die globalen Skalen zur Einschätzung von Beziehungseinstellungen können von Erwachsenen bearbeitet werden.
Durchführungszeit
Die Bearbeitungsdauer für den Fragebogen beträgt etwa 10 Minuten.
Bewertung
Die globalen Skalen stellen ein Messverfahren dar, das mit geringem Aufwand eine umfangreiche Erfassung von Beziehungseinstellungen ermöglicht. Die psychometrische Qualität der Skalen konnte in zwei Studien belegt werden, so dass davon ausgegangen werden kann, dass die globalen Skalen zur Einschätzung von Beziehungseinstellungen reliable und valide psychologische Messinstrumente darstellen. Jede der fünf Skalen leistet einen spezifischen Beitrag zur Vorhersage des Beziehungsglücks sowie der Stabilität der Partnerschaft. Durch die Reduktion der Itemanzahl auf 10 Aussagen pro Skala handelt es sich zudem um ein ökonomisches Messverfahren. Das Antwortverhalten der Probanden ist im Wesentlichen von sozialer Erwünschtheit unbeeinflusst.
Erstmals publiziert in:
Bierhoff, H.-W. & Grau, I. (1997). Dimensionen enger Beziehungen: Entwicklung von globalen Skalen zur Einschätzung von Beziehungseinstellungen. Diagnostica, 43 (3), 210-229. PSYNDEX Dok.-Nr. 0114098
Literatur
Bartholomew, K. (1990). Avoidance of intimacy: An attachment perspective. Journal of Social and Personal Relationships, 7, 147-178.
Bierhoff, H.W. & Grau, I. (1997). Dimensionen enger Beziehungen: Entwicklung von globalen Skalen zur Einschätzung von Beziehungseinstellungen. Diagnostica, 43 (3), 210-229. PSYNDEX Dok.-Nr. 0114098
Bowlby, J. (1969). Attachment. London: Hogarth Press.
Clark, M.S. & Mills, J. (1993). The difference between communal and exchange relationships: What it is and what is not. Personality and Social Psychology Bulletin, 19, 684-691.
Lee, J.A. (1976). The colors of love. Englewood Cliffs, NJ: Prentice-Hall.
Rusbult, C.E. (1983). A longitudinal test of the investment model: The development (and deterioration) of satisfaction and commitment in heterosexual involvements. Journal of Personality and Social Psychology, 45, 101-117.
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Prof. Dr. Hans-Werner Bierhoff, Emeritus, Fakultät für Psychologie, Sozialpsychologie, Ruhr-Universität Bochum, Universitätsstraße 150, D-44801 Bochum
PD Dr. Ina Grau, Institut für Psychologie, Sozial- und Rechtspsychologie, Kaiser-Karl-Ring 9, D-53111 Bonn