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SESTD
Satzergänzungstest zu Einstellungen zu Sterben, Tod und Danach
Kurzabstract
Mit dem SESTD lassen sich Einstellungen zum Lebensende erfassen, wobei der Proband über einen großen Spielraum bei seinen Antworten verfügt und so eigene Gedanken, Bedeutungen und Emotionen projektiv äußern kann. Das Verfahren eignet sich besonders für qualitative Analysen, z. B. um zu erkunden, ob verschiedene Gruppen verschiedene Vorstellungen und Emotionen zu Sterben, Tod und Danach haben. Entsprechend dem Dreikomponentenmodell der Einstellung (Katz & Stotland, 1959; Rosenberg & Hovland, 1963) sollen kognitive, emotionale und Verhaltensaspekte provoziert werden. Der Satzergänzungstest wurde zusammen mit einem Fragebogen zur Beantwortung der Frage entwickelt, wie Personen mit der Tatsache ihrer Sterblichkeit, ihres unausweichlichen Todes und dem "Danach" umgehen. 20 Satzanfänge, die nach den drei Bereichen Sterben, Tod und Danach geordnet sind, müssen fortgesetzt werden. Reliabilität: Keine Angaben. Validität: Inhaltliche Validität ist gegeben.
Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID). (2019). Open Test Archive: SESTD. Satzergänzungstest zu Einstellungen zu Sterben, Tod und Danach. Verfügbar unter: https://www.testarchiv.eu/de/test/9003495
Zitierung
Klug, A. (1999). SESTD. Satzergänzungstest zu Einstellungen zu Sterben, Tod und Danach [Verfahrensdokumentation und Fragebogen]. In Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID) (Hrsg.), Open Test Archive. Trier: ZPID.
https://doi.org/10.23668/psycharchives.4747
Kurzinformationen
Kurzname SESTD
Engl. Name Sentence Completion Test for Attitudes towards Dying, Death and the Hereafter
Autoren Klug, A.
Erscheinungsjahr im Testarchiv 1999
Copyright/Lizenz Copyright Autoren; CC-BY-NC-ND 3.0
Schlagworte Kognitionen (Denkinhalte), Emotionale Zustände, Verhalten, Tod und Sterben, Todesangst, Einstellungen zum Tod, Sterbevorbereitung
Sprachversionen deu
Konstrukt Dreikomponentenmodell der Einstellung (Katz & Stotland, 1959; Rosenberg & Hovland, 1963)
Altersbereich Jugendliche und Erwachsene
Itemzahl 20 Items
Subskalen (1) Sterben, (2) Tod, (3) "Danach"
Durchführungszeit 20-30 Min.
Auswertungsdauer 5 Min.
Keine Angaben.
Inhaltliche Validität
Keine.
Anwendungsbereich Forschung
Diagnostische Zielsetzung
Mit dem Satzergänzungstest lassen sich Einstellungen zum Lebensende erfassen, wobei der Proband über einen großen Spielraum bei seinen Antworten verfügt und so eigene Gedanken, Bedeutungen und Emotionen projektiv äußern kann. Das Verfahren eignet sich besonders für qualitative Analysen, z. B. um zu erkunden, ob verschiedene Gruppen verschiedene Vorstellungen und Emotionen zu Sterben, Tod und Danach haben.
Aufbau
20 Satzanfänge, die nach den drei Bereichen Sterben, Tod und Danach geordnet sind, müssen fortgesetzt werden. Erfragt werden jeweils eine Definition, Erwartungen im Sinne kognitiver Einstellungsaspekte, allgemeine emotionale Reaktionen, spezifische emotionale Aspekte (Befürchtungen), Idealvorstellungen und Wünsche auch im Sinne von Verhaltensabsichten, vermutete Einstellungen anderer Menschen sowie Reaktionen auf Sterbende und Tote. Damit sind in den Satzanfängen kognitive, affektive und behaviorale Einstellungsaspekte repräsentiert. Die Auswertung erfolgt rein deskriptiv.
Grundlagen und Konstruktion
Entsprechend dem Dreikomponentenmodell der Einstellung (Katz & Stotland, 1959; Rosenberg & Hovland, 1963) sollen kognitive, emotionale und Verhaltensaspekte provoziert werden. Der Satzergänzungstest wurde zusammen mit einem Fragebogen zur Beantwortung der Frage entwickelt, wie Personen mit der Tatsache ihrer Sterblichkeit, ihres unausweichlichen Todes und dem "Danach" umgehen.
Empirische Prüfung und Gütekriterien
Empirische Ergebnisse werden nicht mitgeteilt. Inhaltliche Validität ist gegeben.
Testkonzept
Theoretischer Hintergrund
Mit dem Satzergänzungstest zu Einstellungen zu Sterben, Tod und Danach (SESTD) werden analog zum Fragebogen zu Einstellungen zu Sterben, Tod und Danach (FESTD; siehe PSYNDEX Tests-Nr. 9003494) Einstellungen zum Lebensende erfasst. Der Übergang vom Leben ins Jenseits wird als ein Prozess verstanden, der in drei Elemente eingeteilt wird. Das Sterben ist ein Prozess, der vor dem Tod liegt und die letzte Phase des Lebens bildet. Seine zeitliche Ausdehnung ist von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich. Der Tod ist ein Moment, das am Ende des Lebens und auch des Sterbens liegt. Das Danach kommt nach dem Tod. Es ist ansonsten genauso unbestimmt wie eine Existenz des Menschen vor seiner Embryonalphase. Für diese Dreiteilung spricht u.a., dass die meisten Religionen den Tod als Zwischenzustand sehen. Dieser liegt nach dem Leben und vor einer neuen Existenzform, sei diese nun ein Leben in einem neuen Körper auf Erden oder ein Leben im Jenseits. Auch beim Eintritt ins Leben ist eine Dreiteilung üblich. Der Tod ist hier mit dem Moment der Geburt vergleichbar. Und wie man zur Embryonalphase, zur Geburt und zum Leben unterschiedliche Einstellungen haben kann, so kann man dies auch zum Vorgang des Sterbens, zum Moment des Todes und zu der Zeit "Danach". Mit den 20 Satzanfängen des SESTD sollen entsprechend dem Dreikomponentenmodell der Einstellung (Katz & Stotland, 1959; Rosenberg & Hovland, 1963) kognitive, emotionale und Verhaltensaspekte provoziert werden. Die generelle Differenzierbarkeit der drei Komponenten ist bislang nicht eindeutig geklärt und wird in Frage gestellt (Six & Schäfer, 1985). Ihr Wert zeigt sich aber ganz pragmatisch, wenn beispielsweise die Elemente der Einstellung zu Objekten, wie hier zu Sterben, Tod und Danach, umfassend abgebildet werden sollen.
Testaufbau
Die Probanden erhalten nach einer Instruktion das Fragebogenformular mit 20 Satzanfängen und sollen die Satzanfänge ergänzen. Die Satzanfänge sind nach den drei Bereichen Sterben, Tod und Danach geordnet. Mit dem ersten Satzanfang wird jeweils eine Definition erfragt ("Das Sterben ist ..."). Der zweite Satzanfang soll jeweils die Äußerung von Erwartungen provozieren ("Im Moment des Todes erwarte ich ..."). Die Satzanfänge eins und zwei beziehen sich somit auf kognitive Einstellungsaspekte. Der dritte Satzanfang erfasst jeweils die emotionalen Reaktionen allgemein ("Wenn ich an das, was nach meinem Tod kommt denke, fühle ich ..."). Der vierte Satzanfang soll jeweils die Äußerung speziell von Befürchtungen, also eines spezifischen emotionalen Aspektes, auslösen ("Ich fürchte beim Sterben ..."). Der fünfte Satzanfang soll jeweils die Äußerung von Idealvorstellungen und Wünschen provozieren ("Im Moment des Todes möchte ich ..."). Hier können auch eigenes Verhalten bzw. Verhaltensabsichten geäußert werden. Damit sind in den Satzanfängen kognitive, affektive und behaviorale Einstellungsaspekte repräsentiert (vgl. Einteilung von Rosenberg & Hovland, 1963). Diese Struktur wurde ergänzt: Der jeweils sechste Satzanfang bezieht sich auf die vermuteten Einstellungen anderer Menschen ("Für die meisten Menschen bedeutet das, was nach dem Tod kommt ..."). Hier können natürlich auch eigene Reaktionen geäußert werden, die man sich womöglich selbst nicht zugesteht, aber auf andere Menschen projiziert. Zwei weitere Satzanfänge repräsentieren eine bedeutsame Nebenperspektive, indem sie Reaktionen auf Sterbende und Tote hervorrufen ("In Gegenwart eines Sterbenden fühle ich ..."; "In Gegenwart eines Toten fühle ich ..."). Sterbende und Tote können auch an das eigene Sterben und den eigenen Tod erinnern und es ist zu erwarten, dass sich in der Einstellung zu ihnen sehr stark die eigenen todesbezogenen Einstellungen widerspiegeln.
Auswertungsmodus
Die Auswertung erfolgt rein deskriptiv. Ergänzend kann die Häufigkeit positiver, neutraler und negativer Ergänzungen ausgezählt werden.
Auswertungshilfen
Spezielle Auswertungshilfen sind nicht notwendig.
Auswertungszeit
In 5 Minuten bekommt man einen Überblick über die Antworten.
Itembeispiele
Das Sterben ist ... (Sterben)
Im Moment des Todes erwarte ich ... (Tod)
Wenn ich an das, was nach meinem Tod kommt denke, fühle ich ... (Nach dem Tod)
Items
Fragebogen zum Sterben, zum Tod und zum "Danach" SESTD
Auf den nächsten zwei Seiten finden Sie eine Reihe von Satzanfängen, die sich auf das Sterben, den Tod und das "Danach" beziehen. Das Sterben ist ein Prozess, der vor dem Tod liegt und die letzte Phase des Lebens bildet. Seine zeitliche Ausdehnung ist von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich (in der Abbildung nimmt das Sterben aus Gründen der Deutlichkeit einen übergroßen Platz im Leben ein). Der Tod ist ein Moment, der am Ende des Lebens und auch des Sterbens liegt. Das Danach kommt nach dem Tod.
Das Leben und sein Ende im Verlauf der Zeit (die Grafik kann nicht wiedergegeben werden)
Bitte ergänzen Sie die Satzanfänge so wie es Ihrer Meinung entspricht.
Sterben | Vor dem Moment des Todes liegt der Prozess des Sterbens. |
Das Sterben ist ... | Wenn ich sterbe, erwarte ich ... |
Wenn ich an mein Sterben denke, fühle ich ... | |
Ich fürchte beim Sterben ... | |
Wenn ich sterbe, möchte ich ... | |
Für die meisten Menschen bedeutet das Sterben ... | |
In Gegenwart eines Sterbenden fühle ich ... | |
Tod | Das Sterben hat mit dem Tod sein Ende. |
Auf das, was nach dem Moment des Todes kommt, gehen wir später ein. | |
Der Tod ist ... | Im Moment des Todes erwarte ich ... |
Wenn ich an meinen Tod denke, fühle ich ... | |
Ich fürchte an meinem Tod ... | |
Im Moment des Todes möchte ich ... | |
Für die meisten Menschen bedeutet der Tod ... | |
In Gegenwart eines Toten fühle ich ... | |
Nach dem Tod | Was kommt nach dem Tod? |
Nach dem Tod kommt ... | Nach dem Tod erwarte ich ... |
Wenn ich an das, was nach meinem Tod kommt denke, fühle ich ... | |
Ich fürchte nach dem Tod ... | |
Nach dem Tod möchte ich ... | |
Für die meisten Menschen bedeutet das, was nach dem Tod kommt ... |
Durchführung
Testformen
Das Verfahren kann einzeln oder gruppenweise durchgeführt werden.
Altersbereiche
Der Test ist für Jugendliche und Erwachsene konzipiert.
Durchführungszeit
Für die Durchführung ist mit ca. 20-30 Minuten zu rechnen.
Material
Neben dem Fragebogen und Schreibwerkzeug sind keine weiteren Materialien erforderlich.
Instruktion
Dem Fragebogen ist eine kurze Instruktion vorangestellt. Die Probanden werden mit der dreigeteilten Auffassung des Lebensendes und den Definitionen von Sterben, Tod und Danach vertraut gemacht. Je nach Messintention kann der Fragebogen mit oder ohne diese Definitionen vorgegeben werden. Anschließend werden die Probanden gebeten, die Satzanfänge zu ergänzen.
Durchführungsvoraussetzungen
Die Probanden können den Fragebogen selbständig bearbeiten. Für den Fall, dass starke Emotionen ausgelöst werden (z. B. Trauergefühle), sollte ihnen ein Ansprechpartner zur Verfügung stehen, der sie angemessen betreuen kann. Dies ist besonders dann notwendig, wenn Personen den Fragebogen beantworten, die in letzter Zeit eine nahestehende Person verloren haben oder aus anderen Gründen eine Auseinandersetzung mit dem Lebensende als belastend erleben.
Testkonstruktion
Das Verfahren wurde in der Tradition der Klassischen Satzergänzungsverfahren konstruiert (Hiltmann, 1971). Um die Iteminhalte zu bestimmen, wurden in Anlehnung an die Facettentheorie (Borg, 1986) die drei Elemente des Lebensendes mit den drei Elementen des Konzeptes Einstellung kombiniert und zu jeder möglichen Kombination Items formuliert. Ergänzt wurden Items zu verwandten Themen.
Gütekriterien
Objektivität
Aufgrund der schriftlichen Vorgabe kann das Verfahren Objektivität hinsichtlich seiner Durchführung in Anspruch nehmen. Eine über die Deskription der Antworten hinausgehende Auswertung (z. B. Schlüsse auf unbewusste Konflikte) ist bislang nicht vorgesehen. Für solche weiterreichenden Auswertungen ist daher auch nicht die Auswertungsobjektivität geprüft worden.
Reliabilität
Die Reliabilität wurde noch nicht gesondert untersucht.
Validität
Aus dem Vorgehen bei der Verfahrenskonstruktion lässt sich inhaltliche Validität ableiten.
Normierung
Eine Normierung ist bislang nicht erfolgt.
Anwendungsmöglichkeiten
Die Satzergänzungsitems lassen dem Probanden einen großen Spielraum bei seinen Antworten und ermöglichen durch ihre Offenheit, eigene Gedanken, Bedeutungen und Emotionen projektiv zu äußern. Sie sind daher besonders für qualitative Analysen geeignet, z. B. um zu erkunden, ob verschiedene Gruppen verschiedene Vorstellungen und Emotionen zu Sterben, Tod und Danach haben.
Bewertung
Das Verfahren kann noch weiterentwickelt werden. Neben Studien zu seiner Güte wäre die Entwicklung eines detaillierten Kategoriensystems zur Kategorisierung der Antworten wünschenswert. Ein solches Kategoriensystem würde die Auswertung auch größerer Mengen von Antworten von großen Probandengruppen erleichtern.
Erstmals publiziert in:
Klug, A. (1997). Einstellungen zu Sterben, Tod und Danach. Aachen: Verlag Mainz.
Literatur
Borg, I. (1986). Facettentheorie: Prinzipien und Beispiele. Psychologische Rundschau, 37, 121-137. PSYNDEX Dok.-Nr. 0017129
Hiltmann, H. (1971). Wortassoziation und verbale Ergänzungsverfahren. In R. Heiss (Ed.), Psychologische Diagnostik (Handbuch der Psychologie, Band 6, S. 533-555). Göttingen: Hogrefe.
Katz, D. & Stotland, E. (1959). A preliminary statement to a theory of attitude structure and change. In S. Koch (Ed.), Psychology: a study of a science (vol. 3, pp. 423-475). New York: McGraw Hill.
Klug, A. (1997). Einstellungen zu Sterben, Tod und Danach. Aachen: Verlag Mainz. PSYNDEX Dok.-Nr. 0112593
Rosenberg, M. J. & Hovland, C. I. (1963). Cognitive, affective, and behavioral components of attitudes. In M.J. Rosenberg, C. I. Hovland, W. J. McGuire, R. P. Abelson & J. W. Brehm (Eds.), Attitude organisation and change (pp. 247-262). New Haven: Yale University Press.
Six, B. & Schäfer, B. (1985). Einstellungsänderung. Stuttgart: Kohlhammer. PSYNDEX Dok.-Nr. 0014674
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