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MuSK
Multidimensionaler Sozialkontakt Kreis Interviewform
Kurzabstract
Der MuSK ist ein Interviewverfahren für die unterschiedlichen Lebensbereiche, mit dem die Zahl der aktuellen und prinzipiellen Kontaktpartner und ihr Unterstützungs- wie Belastungsgrad erfasst werden. Er wurde nach dem Grundprinzip der Social Network Map von Tracy und Whittaker (1990) konstruiert. Er besteht aus 14 Items und ist in drei Teile unterteilt. Der erste Teil umfasst den "Innenkreis" (Lebensbereiche: 1 Haushalt, 2 Weitere Familie, 3 Arbeit/Bildung, 4 Gute Freunde, 5 Freizeit, 6 Nachbarschaft und 7 Andere), der zweite Teil den "Außenkreis" (grundsätzliche vs. alltägliche Bezugspersonen) und im dritten Teil werden die erfassten Personen in Bezug auf funktionale und belastende Beziehungsaspekte beurteilt. Reliabilität: Mittlere bis hohe Retestreliabilitäten finden sich für die Angaben zur sozialen Unterstützung, Belastung und Zufriedenheit sowie für die Größe des gesamten Netzes. Validität: Haushaltsmitglieder und die weitere Familie werden als wichtigste soziale Ressource genannt. Freunde und sonstige Kontakte sind erwartungsgemäß emotional unterstützend, während Nachbarn oder Arbeitskollegen verstärkt praktische Unterstützung geben. Normen: Es liegen Durchschnittswerte und Cut-off-Werte vor.
Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID). (2019). Open Test Archive: MuSK. Multidimensionaler Sozialkontakt Kreis Interviewform. Verfügbar unter: https://www.testarchiv.eu/de/test/9005863
Zitierung
Linden, M. (2018). MuSK. Multidimensionaler Sozialkontakt Kreis Interviewform [Verfahrensdokumentation, Interviewleitfaden, Kontaktkreis und Ratingblatt]. In Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID) (Hrsg.), Open Test Archive. Trier: ZPID.
https://doi.org/10.23668/psycharchives.4663
Kurzinformationen
Kurzname MuSK
Engl. Name Multidimensional Social Contact Circle
Autoren Linden, M.
Erscheinungsjahr im Testarchiv 2018
Copyright/Lizenz Copyright Autor; CC-BY-SA 4.0
Schlagworte Soziale Netzwerke, Soziale Unterstützung, Bezugspersonen
Sprachversionen deu
Konstrukt Social Network Map (Tracy & Whittaker, 1990)
Altersbereich Keine Einschränkung.
Itemzahl 14 Items
Subskalen (1) Innenkreis, (2) Außenkreis, (3) Angaben zur Unterstützung und Belastung; Lebensbereiche: 1 Haushalt, 2 Weitere Familie, 3 Arbeit/Bildung, 4 Gute Freunde, 5 Freizeit, 6 Nachbarschaft, 7 Andere
Durchführungszeit ca. 10 Min.
Auswertungsdauer Keine Angaben.
Test-Retestreliabilität: rtt = .70 (Intervall: 6-8 Tage.
Haushaltsmitglieder und die weitere Familie werden als wichtigste soziale Ressource genannt. Freunde und sonstige Kontakte sind erwartungsgemäß emotional unterstützend, während Nachbarn oder Arbeitskollegen verstärkt praktische Unterstützung geben.
Keine.
Anwendungsbereich Forschung, Klinische Diagnostik
Diagnostische Zielsetzung
Der Multidimensionale Sozialkontakt Kreis (MuSK) ist ein Interviewverfahren für die unterschiedlichen Lebensbereiche, mit dem die Zahl der aktuellen und prinzipiellen Kontaktpartner und ihr Unterstützungs- wie Belastungsgrad erfasst werden.
Aufbau
Der Interviewleitfaden MuSK ist in drei Teile mit insgesamt 14 Items unterteilt und erfasst den Kontaktkreis. Der erste Teil umfasst den "Innenkreis". Dazu gehören folgende Lebensbereiche eines Menschen: (1) Haushalt, (2) Weitere Familie, (3) Arbeit/Bildung, (4) Gute Freunde, (5) Freizeit, (6) Nachbarschaft und (7) Andere. Der zweite Teil "Außenkreis" erfasst zwei Arten von Kontaktpersonen getrennt, die grundsätzlichen vs. alltäglichen Bezugspersonen. Im dritten Teil des Interviewleitfadens "Angaben zur Unterstützung und Belastung" werden die erfassten Personen in Bezug auf funktionale und belastende Beziehungsaspekte beurteilt.
Grundlagen und Konstruktion
Der MuSK wurde auf der Grundlage der Klassischen Testtheorie und nach dem Grundprinzip der Social Network Map von Tracy und Whittaker (1990) konstruiert. Bisherige Verfahren waren zu komplex oder nicht geeignet für den klinischen Kontext, sodass mit Unterstützung der deutschen Rentenversicherung der MuSK bestehend aus 14 Items entwickelt wurde.
Empirische Prüfung und Gütekriterien
Reliabilität: Eine hohe Retestreliabilität ergibt sich für die Größe des gesamten Netzes. Mittlere bis hohe Retestreliabilitäten finden sich für die Angaben zur sozialen Unterstützung, Belastung und Zufriedenheit. Validität: Linden (2014, S. 252) berichtet von einer Untersuchung an 101 Reha-Patienten, in der die emotionale und praktische Unterstützung erfasst wurde. Als wichtigste soziale Ressource werden die Haushaltsmitglieder und die weitere Familie genannt. Freunde und sonstige Kontakte sind erwartungsgemäß emotional unterstützend, während Nachbarn oder Arbeitskollegen verstärkt praktische Unterstützung geben. Normen: Es liegen keine Normwerte vor, es werden jedoch Durchschnittswerte und Cut-off-Werte (n = 101) genannt.
Testkonzept
Theoretischer Hintergrund
Dem Grundprinzip der Social Network Map (SNM) von Tracy und Whittaker (1990) folgend bildet der vorliegende Interviewleitfaden zum Multidimensionalen Sozialkontakt-Kreis (MuSK; Linden, Lischka, Popien & Golombek, 2007) die wichtigsten Parameter des sozialen Netzes ab - bei kurzer Durchführungsdauer, praktikabler Anwendung, guter Reliabilität und einfacher Auswertung. Nach dem Konzept von House (1981) wird "soziale Unterstützung" definiert als interpersoneller Austausch von emotionaler Verbundenheit, praktischer Hilfe, Informationen oder Wertschätzung. Gleichzeitig ist auch eine "soziale Belastung" von Bedeutung, d. h. Anforderungen an eigene Leistungen oder negative emotionale Reaktionen. Diese Dimensionen sind theoretisch und in der Praxis abzugrenzen, auch wenn sie in der Realität oft miteinander verwoben sind (Cohen & Wills, 1985; Fydrich, Geyer, Hessel, Sommer & Brähler, 1999). Im MuSK wird dementsprechend zwischen emotionaler und praktischer Unterstützung wie auch emotionaler und praktischer Belastung unterschieden. Dies erlaubt eine differenzierte Beschreibung auch von ambivalenten Beziehungen und vermeidet eine nicht sachgemäße Dichotomisierung in gut oder schlecht.
Testaufbau
Der Interviewleitfaden MuSK ist in drei Teile mit insgesamt 14 Items unterteilt. Für die ersten beiden Teile wird zusätzlich der "Kontaktkreis" und für Teil 3 das Ratingblatt benötigt. (1) Im ersten Teil "Innenkreis" wird ermittelt, in welchen und wie vielen Lebensbereichen der Proband über Kontaktpersonen verfügt. Dazu werden systematisch alle wichtigen Lebensbereiche eines Menschen vorgegeben, d. h. (1) Haushalt, (2) Weitere Familie, (3) Arbeit/Bildung, (4) Gute Freunde, (5) Freizeit, (6) Nachbarschaft und (7) Andere. Dadurch wird die Aufmerksamkeit von Patient und Untersucher auf alle relevanten Lebensbereiche gerichtet und eine Einengung auf ausgewählte Bereiche verhindert. In Anlehnung an die Theorien zur Rollenakkumulation (Marks, 1977; Sieber, 1974; Thoits, 1983) ist die zugrundeliegende theoretische Annahme, dass bei einem intakten sozialen Netz in allen Lebensbereichen Kontakte vorhanden sein sollten. Somit sind Arbeitskollegen, Nachbarn und Freizeitkontakte für ein gesundes Sozialleben ebenso wichtig wie Familienangehörige und Freunde. (2) Des Weiteren werden zwei Arten von Kontaktpersonen getrennt erfasst (= Teil 2 des Interviewleitfadens "Außenkreis"), die "grundsätzlichen Bezugspersonen" und die "alltäglichen Bezugspersonen". Die grundsätzlichen Bezugspersonen sind solche, die für den Befragten von Bedeutung sind, obwohl er sie z. B. aufgrund geografischer Distanz lange Zeit nicht getroffen haben mag, wie z. B. die eigenen Eltern. Sie werden im inneren Teil des MuSK notiert. Die alltäglichen Bezugspersonen sind alle Menschen, zu denen man in der letzten Woche Kontakt hatte. Kontakt haben heißt, dass man diese Personen entweder persönlich gesprochen, mit ihnen telefoniert oder zumindest im Briefwechsel gestanden hat. Sie werden im äußeren Kreis des MuSK notiert. (3) Im dritten Teil des Interviewleitfadens ("Angaben zur Unterstützung und Belastung") werden dann die erfassten Personen in Bezug auf funktionale und belastende Beziehungsaspekte beurteilt. Soziale Unterstützung wie Belastung sind für die Krankheits- und Lebensbewältigung eines Menschen von Bedeutung und zeigen auch einen Zusammenhang mit psychischer und physischer Gesundheit (Barrera, 2000; Röhrle, 1994). Viele Netzmitglieder können soziale Unterstützung geben, aber auch Anforderungen und Belastungen bedeuten (Meyer, 2000).
Auswertungsmodus
Der Untersucher legt dem Patienten den Kontaktkreis vor. Der Patient wird aufgefordert, für jeden der sieben Lebensbereiche anzugeben, wen er kennt bzw. mit wem er Kontakt hatte (persönlich, telefonisch oder durch Briefwechsel). Pro Lebensbereich sind die ersten fünf genannten Personen vom Interviewer mit Vornamen und Rolle (z. B. Partner, Eltern, Kind) zu notieren. Gibt der Patient in einem Lebensbereich mehr als fünf Kontaktpersonen an, werden weitere Nennungen nur noch als Zahl aufgenommen (z. B. +3). Dabei sind Doppelnennungen unzulässig. In Zweifelsfällen, z. B. wenn der Nachbar für den Befragten gleichzeitig die Person ist, mit der er seine Freizeit verbringt, erfolgt die Zuordnung der Bezugsperson zu einem Lebensbereich durch den Befragten.
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Zu den "Haushaltsmitgliedern" zählen Personen, mit denen der Patient zusammenwohnt.
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"Weitere Familienmitglieder" sind solche, mit denen der Patient nicht zusammenlebt und zu denen Kontakt besteht.
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"Arbeitskollegen" oder ggf. Kommilitonen sind Menschen, mit denen im Rahmen des Arbeitsbereiches bzw. berufsvorbereitender Tätigkeiten wie Schule, Ausbildungsstätte oder Universität Kontakt besteht.
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"Gute Freunde" sind Personen, zu denen der Befragte eine persönliche Beziehung pflegt.
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Davon abzugrenzen sind "Vereins-, Kurs- oder Kirchenmitglieder", mit denen der Befragte persönlichen Kontakt im Rahmen organisierter Begegnungen hat.
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Unter "Nachbarschaft" gelten nur Kontaktpersonen, die im näheren Umkreis des hauptsächlichen Wohnsitzes leben und die namentlich bekannt sind und bei denen der Kontakt über ein bloßes Grüßen hinausgeht.
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In der Kategorie "Andere" können Kontakte zu Bekannten, professionellen Helfern (z. B. Hausarzt, Psychotherapeut) oder zum ehemaligen Partner aufgenommen werden, die keinem anderen Lebensbereich zuzuordnen sind.
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Wird eine Unterscheidung zwischen grundsätzlichem und alltäglichem Kontaktnetz getroffen, dann werden erstere im Innenkreis und letztere im Außenkreis der Netzwerkkarte verzeichnet.
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Im nächsten Schritt wird der Patient dann gebeten, auf einer fünfstufigen Likertskala ("0 = überhaupt nicht" bis "4 = sehr") unter Berücksichtigung aller genannten Personen für jeden Lebensbereich ein Globalurteil darüber abzugeben. Es können maximal je vier Punkte bzw. mindestens 0 Punkte erzielt werden. (1) Wie sehr er sich generell (ohne Zeitraumvorgabe) bei praktischen Dingen unterstützt fühlt: "Wenn Sie jetzt an ihre Haushaltsmitglieder denken, also ......... (Namen bzw. Rollen der angegebenen Kontaktpersonen aus einem Segment vom Netzwerkkreis), wie sehr fühlen Sie sich bei praktischen Dingen unterstützt, z. B. bei der Erledigung von Besorgungen oder Abnahme kleinerer Aufgaben, wenn Sie dies benötigen?" (2) Dann wird nach der emotionalen Unterstützung gefragt. (3) In gleicher Weise wird dann nach der praktischen Belastung gefragt: "Wenn Sie jetzt an ihre Haushaltsmitglieder denken, also .......... (Namen bzw. Rollen der angegebenen Kontaktpersonen aus einem Segment vom Netzwerkkreis), wie sehr fühlen Sie sich im Alltag durch Erledigungen, Besorgungen, Pflichten gegenüber diesen Personen belastet?" (4) Abschließend wird nach der emotionalen Belastung durch Konflikte, Sorgen usw. gefragt.
(1) Indizes zum sozialen Netz: (1.1) Gesamtnetzgröße: Die Gesamtnetzgröße ergibt sich aus der Summe aller Kontaktpersonen. Diese kann getrennt ermittelt werden für das allgemeine, das grundsätzliche soziale Netz (siehe Innenkreis unter "Testaufbau") und das Alltagsnetz (siehe Außenkreis unter "Testaufbau"). Eine Netzwerkgröße von 20-25 Personen entspricht nach wissenschaftlichen Erkenntnissen einer durchschnittlichen Größe des sozialen Netzes in der Normalbevölkerung. (1.2) Integrationsindex: Der Integrationsindex ergibt sich aus der Summe aller Lebensbereiche, für die der Befragte mindestens eine Bezugsperson nennt. Für jeden Lebensbereich, in dem soziale Kontakte vorhanden sind, wird ein Punkt vergeben. Der Anzahl der Lebensbereiche entsprechend kann ein Patient maximal einen Integrationsindex von sieben erreichen. Kontakte in sechs bis sieben Lebensbereichen gelten als optimal sozial integriert. Kontakte in vier bis fünf verschiedenen Lebensbereichen entsprechen einer mittleren sozialen Integration. Kontakte in weniger als vier Lebensbereichen sind Anzeichen für soziale Isolation. (1.3) Netzspektrum: Das Netzspektrum gibt Auskunft darüber, in welchen Lebensbereichen Kontakt besteht und in welchen nicht. Werden mehrere Personen untersucht, so ist eine Darstellung in Prozentangaben empfehlenswert: z. B. 61% der Befragten hatten keine Freizeitkontakte. (1.4) Differentielles Netz: Das differentielle Netz gibt den prozentualen Anteil der Personen eines Netzsegments vom Gesamtkontaktnetz an (z. B. Familienmitglieder nahmen mit 35% den größten Anteil am sozialen Netz ein, gefolgt von "Guten Freunden" mit 19% und beruflichen Beziehungen mit einem Anteil von 15%).
(2) Funktionale, belastende und ambivalente Beziehungsaspekte: Es lassen sich Globalindikatoren und differentielle Indikatoren zur sozialen Unterstützung bzw. sozialen Belastung bilden. (2.1) Gesamtunterstützung bzw. Gesamtbelastung: Die Gesamtunterstützung bzw. Gesamtbelastung ergibt sich jeweils aus dem Mittelwert aller Angaben zur sozialen praktischen/emotionalen Unterstützung bzw. sozialen praktischen/emotionalen Belastung der einzelnen Lebensbereiche. Mittelwerte von 4-3 sprechen für eine sehr hohe soziale Unterstützung bzw. soziale Belastung. Werte um 2-1 deuten darauf hin, dass der Befragte sich von seinem sozialen Netz nur zum Teil unterstützt bzw. belastet fühlt. Werte unter 1 deuten auf eine sehr geringe bis überhaupt keine soziale Unterstützung/Belastung hin. (2.2) Beziehungsambivalenz: Das Verhältnis von Unterstützung und Belastung lässt sich errechnen, indem der Grad der Belastung vom Grad der Unterstützung subtrahiert wird. Dies kann sowohl für einzelne Kontaktsegmente (differentielle Beziehungsambivalenz) wie insgesamt (globale Beziehungsambivalenz) dargestellt werden. Je höher der positive Wert, desto eher entspricht dies einem unterstützenden, eher belastungsfreien sozialen Netz, wohingegen bei negativen Werten die soziale Belastung überwiegt. Werte um den Nullpunkt deuten auf Ambivalenzen hin. (2.3) Differentielle Beurteilung jedes Lebensbereichs: Für jeden Lebensbereich können Unterstützungs- und Belastungsquellen identifiziert werden, insbesondere wenn die Angaben zur sozialen Unterstützung bzw. Belastung hoch (4-3) ausfallen. (2.4) Zufriedenheit mit der praktischen/emotionalen Unterstützung: Neben der Aussage darüber, wie sehr sich die Probanden durch ihre Bezugspersonen unterstützt fühlen, kann auch erfasst werden, wie zufrieden die Probanden mit der Unterstützung von ihren Bezugspersonen sind. Dabei sind Werte zwischen ziemlich und sehr zufrieden als optimal zu bewerten.
Auswertungshilfen
Unter "Auswertungsmodus" werden ausführliche Auswertungshinweise gegeben. Es sind Indikatoren definiert, für die es Cut-off-Werte, Durchschnitts- oder Prozentangaben gibt. Zudem gibt es den Kontaktkreis sowie das Ratingblatt, auf denen die Auswertung erfolgt.
Auswertungszeit
Es gibt keine Angaben zur Auswertungszeit.
Itembeispiele
Anmerkung: Im Folgenden wird Item 1 vorgestellt.
- "Wohnen Sie mit jemandem im gleichen Haushalt?" Namen und soziale Rolle (Partner, Kind, Elternteil, Geschwister, weitere Familie, angeheiratete Familie) in den Abschnitt Haushaltsmitglieder eintragen. Wenn allein lebt, weiter mit 2.
Items
-
"Wohnen Sie mit jemandem im gleichen Haushalt?" Namen und soziale Rolle (Partner, Kind, Elternteil, Geschwister, weitere Familie, angeheiratete Familie) in den Abschnitt Haushaltsmitglieder eintragen. Wenn allein lebt, weiter mit 2.
-
"Zu welchen Familienmitgliedern, die für Sie im positiven oder negativen Sinn eine Rolle spielen, hatten Sie in den letzten 4 Wochen vor Klinikaufenthalt Kontakt?" Namen eintragen, Rolle in Klammern vermerken. Wenn ST keine Familienmitglieder nennt, weiter mit 3!
-
"Wenn Sie jetzt an Ihre Arbeit oder Aus- bzw. Weiterbildung denken, zu welchen Personen, die für Sie eine Rolle - egal ob im positiven oder negativen Sinne - gespielt haben, hatten Sie in den letzten 4 Wochen vor Klinikaufenthalt Kontakt?" Namen eintragen, Rollen in Klammern z. B. Chef, Arbeitskollege. Dann weiter mit 4!
-
"Im nächsten Abschnitt des Kreisdiagramms geht es um Ihre Freunde. Das sollten nicht Personen sein, die Sie nur flüchtig kennen. Nennen Sie mir bitte wie bisher die Namen Ihrer Freunde, zu denen Sie auch in den letzten 4 Wochen vor dem Klinikaufenthalt Kontakt hatten." Namen eintragen, wenn ST keine weiteren Freunde nennt, weiter mit 5!
-
"Sind Sie in einem Verein, Sportgruppe, im Chor in der Kirche oder sonstige Freizeitkontakte? Für Sie wichtige Personen, mit denen Sie z. B. in Vereinen, Sportclubs, in der Kirche oder in anderen Organisationen in den letzten 4 Wochen vor dem Klinikaufenthalt Kontakt hatten und die für Sie eine Bedeutung haben." Namen eintragen und Rollen vermerken z. B. Vereinsmitglied/Kursteilnehmer, Selbsthilfegruppe, Kirche (z. B. Pfarrer).
-
"Gibt es in der Nachbarschaft Kontakte, die für Sie eine Rolle spielen und die über bloßes Grüßen hinausgehen?" Namen eintragen, wenn ST keine weiteren Personen nennt, weiter mit 7!
-
"Gibt es noch andere Personen, die für Sie eine Rolle spielen und zu denen Sie in den letzten 4 Wochen vor Klinikbeginn Kontakt hatten?" Namen eintragen und nach Rolle fragen: Wer sind diese Personen für Sie? Soziale Rolle (Bekannte, professionelle Helfer, Mitpatienten, ehemaliger Partner) in Klammern notieren.
II. TEIL (AUSSENKREIS)
- "Wenn Sie jetzt an die letzte Woche denken, zu welchen Personen, hatten Sie Kontakt?"
- Haushaltsbereich
- Weitere Familie
- Arbeit- bzw. Bildung
- Gute Freunde
- Freizeitbereich (Vereine, Clubs, Organisationen, Kirche)
- Nachbarschaft
- Andere? (Namen und Rollen in den äußeren Kreis mit der durchgehenden Linie notieren.)
III. TEIL (ANGABEN ZUR UNTERSTÜTZUNG UND BELASTUNG)
"Die folgenden Fragen beziehen sich auf alle genannten Personen, die Sie für einen bestimmten Lebensbereich angegeben haben (ohne Zeitangabe)." Dem Patienten Tabelle 1 vorlegen.
- PRAKTISCHE UNTERSTÜTZUNG
"Wenn Sie an Ihre - Haushaltsmitglieder
- Familie
- Kollegen
- Gute Freunde
- Vereins- bzw. Clubmitglieder, etc.
- Nachbarschaft
- Andere Personen
denken, wie sehr fühlen Sie sich bei praktischen Dingen unterstützt, z. B. bei der Erledigung von Besorgungen oder Abnahme kleinerer Aufgaben, wenn Sie dies benötigen?
Schätzen Sie dies bitte mit folgender Skala von 0-4 ein!"
(Für jeden einzelnen Bereich abfragen und den Wert in die Tabelle eintragen.)
-
EMOTIONALE UNTERSTÜTZUNG <br "Wenn Sie an Ihre
-
Haushaltsmitglieder
-
Familie
-
Kollegen
-
Gute Freunde
-
Vereins- bzw. Clubmitglieder, etc.
-
Nachbarschaft
-
Andere Personen denken, wie sehr können Sie positive und negative Gefühle mit ihnen teilen oder erfahren Trost und Zuspruch, wenn Sie dies wünschen? Schätzen Sie dies bitte mit folgender Skala von 0-4 ein!" (Für jeden einzelnen Bereich abfragen und den Wert in die Tabelle eintragen.)
-
BELASTUNG BEI PRAKTISCHEN DINGEN "Wenn Sie an Ihre
-
Haushaltsmitglieder
-
Familie
-
Kollegen
-
Gute Freunde
-
Vereins- bzw. Clubmitglieder, etc.
-
Nachbarschaft
-
Andere Personen denken, wie sehr fühlen Sie sich durch diese Personen eingeengt oder durch zu übernehmende Aufgaben und Pflichten belastet?" (Für jeden einzelnen Bereich abfragen und den Wert in die Tabelle eintragen.)
-
EMOTIONALE BELASTUNG
"Wenn Sie an Ihre -
Haushaltsmitglieder
-
Familie
-
Kollegen
-
Gute Freunde
-
Vereins- bzw. Clubmitglieder, etc.
-
Nachbarschaft
-
Andere Personen denken, wie sehr fühlen Sie sich durch diese Personen gefühlsmäßig belastet oder abgelehnt?" Für jeden einzelnen Bereich abfragen und den Wert in die Tabelle eintragen.
"Anschließend soll es darum gehen, wie zufrieden Sie mit der Unterstützung sind, die insgesamt von allen bisherigen Kontaktpersonen erfahren haben."
-
ZUFRIEDENHEIT MIT DER PRAKTISCHEN UNTERSTÜTZUNG "Wie zufrieden sind Sie mit der praktischen Unterstützung (z. B. bei der Erledigung v. Besorgungen oder Abnahme kleiner Aufgaben), die Sie von Ihren Bezugspersonen bekommen?"
-
ZUFRIEDENHEIT MIT DER EMOTIONALEN UNTERSTÜTZUNG "Wie zufrieden sind Sie mit der emotionalen Unterstützung (z. B. positive und negative Gefühle teilen zu können), die Sie von Ihren Bezugspersonen erfahren?"
Durchführung
Testformen
Der MuSK ist ein Fremdrating auf der Basis eines Interviews. Es gibt auch eine Selbstratingskala (MuSK-S; Linden, 2014, S. 253).
Altersbereiche
Der MuSK wurde für keinen speziellen Altersbereich konzipiert.
Durchführungszeit
Die Bearbeitungszeit beträgt ca. 10 Minuten.
Material
Als Material wird der Interviewleitfaden, der Kontaktkreis, das Ratingblatt und ein Schreibgerät benötigt.
Instruktion
Der MuSK ist standardisiert. Die Items sind auf dem Interviewleitfaden abgedruckt und werden vom Testleiter vorgelesen. "Im Folgenden soll es um Personen in Ihrem Umfeld gehen, die in Ihrem Leben eine wichtige Rolle spielen. Dazu gehören angenehme, aber auch belastende Beziehungen. Zunächst beginnen wir mit Personen, mit denen Sie in der letzten Woche Kontakt gehabt haben, d. h. die sie persönlich gesprochen, mit ihnen telefoniert oder zumindest im Briefwechsel gestanden haben. Der Kontakt sollte mehr gewesen sein, nur Grüße im Vorübergehen. Für die Registrierung der Personen benutzen Sie das vorliegende Tortendiagramm. Wir gehen einen Lebensbereich nach dem anderen durch. (Dem Studienteilnehmer (ST) das leere Kreisdiagramm zeigen.) Bitte nennen Sie den Namen und die Rolle (z. B. Mutter), an die Sie denken. Denken Sie jetzt auch an die Personen, die für Sie wichtig sind, obwohl sie diese in der letzten Woche nicht gesehen haben (möglicherweise Geschwister). Bitte nehmen Sie jetzt das Beurteilungsblatt zur Hand. Denken Sie an den einzelnen Lebensbereich und machen Sie eine Globaleinschätzung, inwieweit die Personen, die Sie genannt haben, ihnen praktische Unterstützung geben (z. B. gehen einkaufen) oder emotionale Unterstützung (z. B. Aussprache bei Problemen) oder praktische Belastungen mit sich bringen (z. B. Sie müssen nach den Blumen sehen) oder emotionale Belastungen (z. B. häufiger Streit).
Durchführungsvoraussetzungen
Es gibt keine besonderen Durchführungsvoraussetzungen. Da die Auswertung sehr umfangreich ausfallen kann, sollten sich die Testleiter mit den Unterlagen vor dem Interview gründlich auseinandersetzen.
Testkonstruktion
Der MuSK wurde auf der Grundlage der Klassischen Testtheorie sowie nach dem Grundprinzip der Social Network Map von Tracy und Whittaker (1990) konstruiert. Bisherige Verfahren waren zu komplex oder nicht geeignet für den klinischen Kontext, sodass mit der Unterstützung der deutschen Rentenversicherung der MuSK bestehend aus 14 Items entwickelt wurde. Die Reliabilität wurde untersucht.
Gütekriterien
Objektivität
Die Objektivität in Durchführung, Auswertung und Interpretation wird durch standardisierte Vorgabe der Items, den genauen Auswertungs- und Interpretationsanleitungen angestrebt. Linden (2014) hat die Interratereliabilität für den Integrationsindex bestimmt. Es konnten hohe Übereinstimmungen zwischen zwei Beurteilern für die Bereiche Haushalt (98.9%), Familie (90.1%), Arbeit (89.9%), Nachbarschaft (89.3%) und Freunde (84.0%) gefunden werden. Der niedrigste Übereinstimmungswert ergab sich für den Bereich "Andere" mit 53.8%.
Reliabilität
Zur Überprüfung der Retestreliabilität des MuSK wurden Patienten nach sechs bis acht Tagen nochmals befragt (siehe Tabelle 1). Linden (2014, S. 252) gibt an, dass die Test-Retestreliabilität bzgl. der sozialen Unterstützung oder Belastung bei Korrelationen um rtt = .70 lag.
Tabelle 1 Test-Retestreliabilitäten der Anzahl der Personennennungen und prozentualer Anteil der Namensübereinstimmungen (n = 101) (Linden, Lischka, Popien & Golombek, 2007, S. 140)
Lebensbereich | Spearman-Rho-Korrelations-Koeffizient (rtt) | Prozentualer Anteil der Namensübereinstimmungen (%) |
---|---|---|
Haushalt | .94** | 98.9 |
Familie | .92** | 90.1 |
Arbeit | .98** | 89.9 |
Freunde | .91** | 84.0 |
Freizeit | .88** | 75.9 |
Nachbarn | .92** | 89.3 |
Andere | .69** | 53.8 |
Insgesamt | .95** | 87.3 |
Validität
Linden (2014, S. 252) berichtet von einer Untersuchung an 101 Reha-Patienten, in der die emotionale und praktische Unterstützung erfasst wurde. Als wichtigste soziale Ressource werden die Haushaltsmitglieder und die weitere Familie genannt. Freunde und sonstige Kontakte sind erwartungsgemäß emotional unterstützend, während Nachbarn oder Arbeitskollegen verstärkt praktische Unterstützung geben.
Normierung
Das Verfahren ist nicht normiert. Die Autoren geben Durchschnittswerte und Cut-off-Werte an (n = 101; Linden et al., 2007, S. 140-141): (1) Gesamtnetzgröße M = 20.8 Personen (SD = 10.2; Min. = 4, Max. = 51); (2) Kontaktpersonen in M = 5.0 Lebensbereichen (SD = 1.3); (2a) Optimal integriert gelten 36% der Befragten, die in 6-7 Lebensbereichen über soziale Kontakte verfügen; (2b) Mittlerer Integrationsindex: 52% pflegen Kontakte in 4-5 verschiedenen Lebensbereichen; (2c) Schlechter Integrationsindex: 12% haben Kontakte in weniger als vier Lebensbereichen; (3) Netzspektrum: Kontakt zur Familie (98.0%), zum Freundeskreis (87.1%), zu Nachbarn (71.3%), zu Arbeitskollegen (70.3%); (3a) Lückenhafte Angaben für Freizeitbereich (61% der Befragten geben keine Kontakte an) und für Haushaltsbereich (29% der Patienten leben allein); (4) Differentielles Netz (= Anteil der Personen eines Netzsegments am Gesamtkontaktnetz): 35% "Familienmitglieder", 19% "Freunde", 15% "berufliche Beziehungen. Angaben zur sozial-emotionalen und sozial-praktischen Unterstützung finden sich in Linden et al. (2007, S. 140-141).
Anwendungsmöglichkeiten
Der MuSK ist ein ökonomisches und reliables Messverfahren zur Diagnose des sozialen Netzes und kann in der klinischen Praxis und bei Forschungsvorhaben eingesetzt werden. Er stellt eine Ergänzung zu den vorliegenden Instrumenten zur Erfassung des sozialen Netzes von Personen dar.
Bewertung
Der MuSK ist ein ökonomisches, reliables und vor allem differenziertes Messverfahren zur Abbildung der Struktur und Bedeutung des sozialen Netzes und kann in der klinischen Praxis und auch bei Forschungsvorhaben eingesetzt werden.
Erstmals publiziert in:
Linden, M. (2007). Der multidimensionale Sozialkontakt Kreis (MuSK) - ein Interviewverfahren zur Erfassung des sozialen Netzes in der klinischen Praxis. Teltow/Berlin: Forschungsgruppe Psychosomatische Rehabilitation an der Charite und der Rehabilitationsklinik Seehof der BfA.
Literatur
Barrera, M. (2000). Social support research in community psychology. In J. Rappaport & E. Seidman (Hrsg.), Handbook of community psychology (pp. 215-245). New York: Kluwer.
Cohen, S. & Wills, T. A. (1985). Stress, social support, and the buffering hypothesis. Psychological Bulletin, 98, 310-357.
Fydrich, T., Geyer, M., Hessel, A., Sommer, G. & Brähler, E. (1999). Fragebogen zur Sozialen Unterstützung (F-SOZU): Normierung an einer repräsentativen Stichprobe. Diagnostica, 45, 212-216. PSYNDEX Dok.-Nr. 0132873
House, J. S. (1981). Work stress and social support. Reading, MA: Addison-Wesley.
Linden, M. (2014). Die Erfassung der "Umweltfaktoren Unterstützung und Beziehungen" sowie der "Teilhabe an Interpersonellen Interaktionen und Beziehungen" gemäß der ICF unter Einsatz des MuSK. Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin, 24 (5), 249-255. [German self-evaluation form included p. 253] PSYNDEX Dok.-Nr. 0291611
Linden, M., Lischka, A.-M., Popien, C. & Golombek, J. (2007). Der multidimensionale Sozialkontakt Kreis (MuSK) - ein Interviewverfahren zur Erfassung des sozialen Netzes in der klinischen Praxis. Zeitschrift für Medizinische Psychologie, 16 (3), 135-143. PSYNDEX Doc-Nr. 0199897
Marks, S. R. (1977). Multiple roles and role strain: Some notes on human energy, time and commitment. American Sociological Review, 42, 921-936.
Meyer, P. C. (2000). Rollenkonfigurationen, Rollenfunktionen und Gesundheit. Zusammenhänge zwischen sozialen Rollen, sozialem Stress, Unterstützung und Gesundheit. Opladen: Leske+Budrich. PSYNDEX Dok.-Nr. 0114793
Röhrle, B. (1994). Soziales Netzwerk, Soziale Unterstützung. Weinheim: Beltz.
Sieber, S. D. (1974). Toward a theory of role accumulation. American Sociological Review, 39, 567-578.
Thoits, P. A. (1983). Multiple identities and psychological well-being: A reformulation and test of the social isolation hypothesis. American Sociological Review, 48, 174-187.
Tracy, E. M. & Whittaker, J. K. (1990). The social network map: Assessing social support in clinical practice. Families in Society: The Journal of Contemporary Human Services, 71 (8), 461-470.
Rückmeldeformular
Rückmeldung über die Anwendung eines Verfahrens aus dem Testarchiv des Leibniz-Instituts für Psychologie (ZPID) an die Testautoren/-innen
Kontaktdaten
Prof. Dr. Michael Linden, Forschungsgruppe Psychosomatische Rehabilitation, Rehabilitationszentrum Seehof der Deutschen Rentenversicherung, Lichterfelder Allee 55, D-14513 Teltow