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Gülay Karadere (Dipl.-Psych.)
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AUS
Autoritarismusskala
Kurzabstract
Bei dem AUS handelt es sich um eine Selbstbeurteilungsskala mit sieben Items zur Erfassung des Autoritarismus für Forschungsfragestellungen. Reliabilität: Cronbachs Alpha betrug in der Konstruktionsstichprobe Alpha = .64, in einer weiteren Studie Alpha = .83. Validität: Es wurden Einfaktormodelle mit unkorrelierten Residuen geschätzt. Akzeptiert wurde das Modell, das zu einer angemessenen Schätzung der Daten führte und in dem die Varianz des latenten Faktors signifikant von Null verschieden war. In der Konstruktionsstichprobe führte das Einfaktormodell zu einer sehr guten Reproduktion der empirischen Varianz-Kovarianz-Matrix. Die erwarteten positiven Korrelationen zwischen Autoritarismus und Gerechte-Welt-Glaube sowie die erwarteten negativen Zusammenhänge zwischen Autoritarismus und Ungewissheitstoleranz zeigten sich in vier Untersuchungen. Die Autoritarismusskala ist unabhängig von der Tendenz zu sozial erwünschtem Antwortverhalten. Einen weiteren Hinweis auf Konstruktvalidität konnte der Zusammenhang zur politischen Orientierung der Befragten geben. Erwartungskonform wiesen die Wähler der Partei "Die Grünen" einen geringeren Autoritarismuswert auf als die Wähler der traditionelleren SPD. Aufgrund der spezifischen Sozialisationsbedingungen in der früheren DDR waren in einer ostdeutschen verglichen mit einer westdeutschen Stichprobe höhere Autoritarismuswerte zu erwarten, die tatsächlich beobachtet wurden.
Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID). (2019). Open Test Archive: AUS. Autoritarismusskala. Verfügbar unter: https://www.testarchiv.eu/de/test/9004521
Zitierung
Dalbert, C. (2002). AUS. Autoritarismusskala [Verfahrensdokumentation, Autorenbeschreibung und Fragebogen]. In Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID) (Hrsg.), Open Test Archive. Trier: ZPID.
https://doi.org/10.23668/psycharchives.4529
Kurzinformationen
Kurzname AUS
Engl. Name Authoritarianism Scale
Autoren Dalbert, C.
Erscheinungsjahr im Testarchiv 2002
Copyright/Lizenz Copyright Autoren; CC-BY-NC-ND 3.0
Schlagworte Autoritarismus, Konservatismus (Politik), Ambiguitätstoleranz, Weltbild, Einstellungen, Persönliche Werte, Soziale Wahrnehmung, Lebensereignisse
Sprachversionen deu
Altersbereich ab 12 Jahre
Itemzahl 7 Items
Subskalen Keine; Autoritarismus
Durchführungszeit 5 Min.
Auswertungsdauer Wenige Minuten.
Interne Konsistenz: Cronbachs Alpha = .64-.83.
Befunde zur faktoriellen und Konstruktvalidität.
Keine.
Anwendungsbereich Forschung
Diagnostische Zielsetzung
Bei dem Instrument handelt es sich um eine Selbstbeurteilungsskala mit sieben Items zur Erfassung des Autoritarismus für Forschungsfragestellungen.
Aufbau
Die AUS umfasst sieben Items. Jedes Item ist auf einer sechsstufigen Antwortskala mit Abstufungen von "stimmt genau" bis "stimmt überhaupt nicht" zu beurteilen. Skalenwert ist der über die sieben Items gemittelte Wert.
Grundlagen und Konstruktion
Autoritarismus ist gekennzeichnet durch Glauben an Autoritäten, autoritäre Unterordnung und Intoleranz gegenüber anderen Personen und zielt somit auf die sozial-bewertende Ebene. Die von der Sorrentino-Gruppe (z.B. Sorrentino, Short & Raynor, 1984) benutzte Autoritarismusskala von Byrne und Lamberth (1971) wurde von Huber und Rollinger-Doyen (1989) in einer deutschen Fassung eingesetzt. Die so ermittelten Ergebnisse konnten zum Ausgangspunkt der Entwicklung einer homogenen Autoritarismusskala genommen werden.
Die Entwicklung und Überprüfung der Autoritarismusskala umfasste folgende Schritte: Zunächst wurde der Itempool zur Messung des Autoritarismus westdeutschen Studierenden zur Bearbeitung vorgelegt. Aufgrund der Ergebnisse dieser Untersuchung wurden geeignete Items zur Messung des Konstrukts ausgewählt. Mit dem Ziel einer ersten Validitätsprüfung wurde die so bestimmte Skala in drei weiteren Untersuchungen spanischen LehrerInnen sowie Studierenden aus den neuen Bundesländern und aus den USA zur Bearbeitung vorgelegt. Die Untersuchungen in vier Kulturen dienten der Konstruktvalidierung anhand der Zusammenhänge zwischen Autoritarismus, Ungewissheitstoleranz und Gerechte-Welt-Glaube, die ebenfalls erhoben wurden (Dalbert, 1996).
Empirische Prüfung und Gütekriterien
Reliabilität: Für die Skala konnten befriedigende Homogenitätskoeffizienten erzielt werden. Die interne Konsistenz (Cronbachs Alpha) betrug in der Konstruktionsstichprobe .64. Die manifesten Trennschärfen variierten zwischen rit = .25 und rit = .77. In einer bezüglich Alter, Geschlecht und Lebenslage heterogenen Gesamtstichprobe von 1475 Deutschen betrug Alpha = .83 und die Trennschärfen variierten zwischen rit = .50 und rit = .70.
Validität: (Faktorielle Validität:) Es wurden Einfaktormodelle mit unkorrelierten Residuen geschätzt (mit LISREL 7; Jöreskog & Sörbom, 1988). Akzeptiert wurde das Modell, das zu einer angemessenen Schätzung der Daten führte (p < .05) und in dem die Varianz des latenten Faktors signifikant von Null verschieden war (p < .05).In der Konstruktionsstichprobe führte das Einfaktormodell zu einer sehr guten Reproduktion der empirischen Varianz-Kovarianz-Matrix (Chi-Quadrat = 28.13, p = .08, GFI = .96).
(Differentielle Validität:) Zur Überprüfung der Validität wurde der Zusammenhang zwischen Autoritarismus, Ungewissheitstoleranz und Gerechte-Welt-Glaube untersucht. Autoritarismus und Gerechte-Welt-Glaube sollten positiv, Autoritarismus und Ungewissheitstoleranz hingegen negativ korrelieren. Die erwarteten Ergebnisse zeigten sich in vier Untersuchungen. Dieses übereinstimmende, erwartungskonforme und kulturübergreifend gefundene Zusammenhangsmuster unterstreicht die differentielle Validität der Autoritarismusskala (Dalbert, 1996).
(Konstruktvalidität:) Die Autoritarismusskala ist unabhängig von der Tendenz zu sozial erwünschtem Antwortverhalten (r = -.10, p = .12). Einen weiteren Hinweis auf Konstruktvalidität konnte der Zusammenhang zur politischen Orientierung der Befragten geben. Erwartungskonform wiesen die WählerInnen der Partei "Die Grünen" einen geringeren Autoritarismuswert auf als die WählerInnen der traditionelleren SPD (Dalbert, 1992). Aufgrund der spezifischen Sozialisationsbedingungen in der früheren DDR (Schröder, 1990) waren in einer ostdeutschen verglichen mit einer westdeutschen Stichprobe höhere Autoritarismuswerte zu erwarten, die tatsächlich beobachtet wurden (Dalbert, 1993).
Normen: Für die AUS liegen keine Normen vor. Die Autoritarismusskala variierte unabhängig vom Geschlecht (r = .01) und Alter (r = .00) der Befragten.
Testkonzept
Items
- Gehorsam und Achtung gegenüber Autoritäten sind die wichtigsten Tugenden, die Kinder lernen sollten.
- Ein Mensch mit schlechten Umgangsformen kann nicht erwarten, mit anständigen Menschen gut auzukommen.
- Wenn die Leute weniger reden und mehr arbeiten würden, ginge es jedem besser.
- Kein anständiger Mensch käme jemals auf den Gedanken, einen Freund zu verletzen.
- Irgendwann muss man die rebellischen Ideen der Jugendzeit überwinden.
- Junge Leute haben ab und zu rebellische Ideen, aber wenn sie älter werden, sollten sie darüber hinwegkommen und ihren Platz im Leben finden.
- Bücher und Filme sollten sich nicht so viel mit den Schattenseiten des Lebens befassen.
Durchführung
Altersbereiche
Die AUS kann bei Probanden ab 12 Jahre eingesetzt werden (Goch, 1997).
Durchführungszeit
Das Instrument kann in 5 Minuten bearbeitet werden.
Bewertung
Mit der sieben Items umfassenden Autoritarismusskala ist die Konstruktion eines homogenen und ökonomischen Forschungsinstrumentes gelungen, welches gleichermaßen in verschiedenen Kulturen (Westdeutschland, Ostdeutschland, Spanien, USA) zur Messung des Autoritarismus geeignet ist (Dalbert, 1996).
Erstmals publiziert in:
Dalbert, C. (1996). AUS. Autoritarismusskala. Tübingen: Universität Tübingen, Abteilung Pädagogische Psychologie. PSYNDEX Dok.-Nr. 9004521
Literatur
Byrne, D. & Lamberth, J. (1971). The effect of erotic stimuli on sexual arousal, evaluative responses, and subsequent bahavior. Technical Reports of the Commission on Obscenity and Pornography, 8, 41-67.
Dalbert, C. (1992). Der Glaube an die gerechte Welt: Differenzierung und Validierung eines Konstruktes. Zeitschrift für Sozialpsychologie, 23, 268-276. PSYNDEX Dok.-Nr. 0070352
Dalbert, C. (1993). Psychisches Wohlbefinden und Persönlichkeit in Ost und West: Vergleich von Sozialisationseffekten in der früheren DDR und der alten BRD. Zeitschrift für Sozialisationsforschung und Erziehungssoziologie, 1, 82-94. PSYNDEX Dok.-Nr. 0070992
Dalbert, C. (1996). Über den Umgang mit Ungerechtigkeit. Eine psychologische Analyse. Bern: Huber. PSYNDEX Dok.-Nr. 0112651
Goch, I. (1997). Entwicklung der Ungewißheitstoleranz. Die Bedeutung der familialen Sozialisation. Regensburg: S. Roderer. PSYNDEX Dok.-Nr. 0120056
Huber, G. L. & Rollinger-Doyen, C. (1989). Orientierungsstil und soziale Interaktion (unveröffentlichter Projektbericht). Tübingen: Universität.
Jöreskog, K. G. & Sörbom, D. (1988). LISREL 7 - A guide to the program and applications. Chicago: SPSS Inc.
Schröder, H. (1990). Identität, Individualität und Befindlichkeit des DDR-Bürgers im Umbruch. Zeitschrift für Sozialisationsforschung und Erziehungssoziologie, 1 (Beiheft), 163-176. PSYNDEX Dok.-Nr. 0051452
Sorrentino, R. M., Short, J. C. & Raynor, J. O. (1984). Uncertainty orientation: Implications for affective and cognitive views of achievement behavior. Journal of Personality and Social Psychology, 146, 189-206.
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