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SFFB
Skalen zu Fairnesseinstellungen im Fußball
Kurzabstract
Der Fragebogen erfasst über Selbstauskünfte Einstellungen von Fußballspielern zu fairem Verhalten sowie Fairness im Spiel als Aspekte von "Fair Play". Die SFFB basieren auf einer Differenzierung von "Fair Play" in formelle Fairness und informelle Fairness (Lenk, 1964). Sie umfasst 24 Items, die zwei Subskalen zugeordnet werden: (1) "Bereitschaft zu taktischen Regelverstößen (zu formeller Unfairness)" (k = 19) und (2) "Bereitschaft zu informeller Fairness" (k = 5). Reliabilität: Die interne Konsistenz (Cronbachs Alpha) der Skala "Bereitschaft zu taktischen Regelverstößen" betrug Alpha = .94, die der Subskala "Bereitschaft zu informeller Fairness" Alpha = .76. Validität: Für die Validität der Differenzierung zwischen den zwei Subskalen spricht ihre geringe Korrelation von r = -.24. Mit dem Validitätskriterium "Tatsächliche Regelverstöße" (operationalisiert durch einen Index, in dem die Anzahl gelber, gelb-roter und roter Karten eines Spielers in der Vorsaison an der Anzahl seiner Spieleinsätze relativiert wurde) waren die "Bereitschaft zu taktischen Regelverstößen" zu r = .36 und die "Bereitschaft zu informeller Fairness" zu r = -.23 ebenfalls bedeutsam, wenngleich niedrig korreliert.
Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID). (2019). Open Test Archive: SFFB. Skalen zu Fairnesseinstellungen im Fußball. Verfügbar unter: https://www.testarchiv.eu/de/test/9006009
Zitierung
Herrmann, M., Dalbert, C. & Stoll, O. (2011). SFFB. Skalen zu Fairnesseinstellungen im Fußball [Verfahrensdokumentation und Fragebogen]. In Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID) (Hrsg.), Open Test Archive. Trier: ZPID.
https://doi.org/10.23668/psycharchives.6579
Kurzinformationen
Kurzname SFFB
Engl. Name Fairness Attitudes in Soccer Scale
Autoren Herrmann, M., Dalbert, C., Stoll, O.
Erscheinungsjahr im Testarchiv 2011
Copyright/Lizenz Copyright Autoren; CC-BY-NC-ND 3.0
Schlagworte Männer, Fußball, Gerechtigkeit, Organisationsverhalten
Sprachversionen deu
Konstrukt Fairness
Altersbereich (ältere) Jugendliche und Erwachsene
Itemzahl 24 Items
Subskalen (1) Bereitschaft zu taktischen Regelverstößen (zu formeller Unfairness), (2) Bereitschaft zu informeller Fairness
Durchführungszeit 5-10 Min.
Auswertungsdauer Wenige Minuten.
Interne Konsistenz: Cronbachs Alpha = .94 (Bereitschaft zu taktischen Regelverstößen), Alpha = .76 (Bereitschaft zu informeller Fairness).
Angaben zur Skaleninterkorrelation und kriteriumsbezogenen Validität.
Keine.
Anwendungsbereich Forschung
Diagnostische Zielsetzung
Der Fragebogen erfasst über Selbstauskünfte Einstellungen von Fußballspielern zu fairem Verhalten sowie Fairness im Spiel als Aspekte von "Fair Play". Das Verfahren eignet sich als Forschungsinstrument für die Sportpsychologie, z.B. zur Beantwortung gerechtigkeitspsychologischer und anderer motivationspsychologischer Fragestellungen (Herrmann, Dalbert & Stoll, 2008).
Aufbau
Bei den SFFB handelt es sich um einen Fragebogen im Paper-and-Pencil-Format, der 24 Items umfasst. Die Items beschreiben in Form selbstbezogener Aussagesätze entweder Handlungsbereitschaften, die auf das Verhalten in Fußballspielen bezogen sind (z. B. "Wenn ich unter Druck stehe, würde ich mich im gegnerischen Strafraum absichtlich fallen lassen, um einen Elfmeter zu bekommen") oder in der Vergangenheit gezeigte Handlungen (z. B. "In der letzten Saison habe ich in entscheidenden Situationen ein Foul begangen"). Die Aussagen über Handlungsbereitschaften sind auf einer sechsstufigen Skala von 1 ("stimmt überhaupt nicht") bis 6 ("stimmt voll und ganz") zu beurteilen. Für die Items zum Handlungsbericht wird eine fünfstufige Häufigkeitsskala von 1 ("nie") bis 5 ("immer") verwendet. Die Antworten werden aufgrund der unterschiedlichen Antwortskalen zunächst z-standardisiert. Durch Aufsummieren der z-Werte und Bildung des arithmetischen Mittelwerts werden zwei Subskalenwerte errechnet; hohe Werte zeigen jeweils eine starke Ausprägung des gemessenen Konstrukts an: (1) "Bereitschaft zu taktischen Regelverstößen (zu formeller Unfairness)" (k = 19): Einstellung gegenüber taktischen Regelverstößen sowie Häufigkeit selbst-berichteter taktischer Fouls (z.B. "Ich begehe im Spiel versteckte Fouls, das gehört für mich einfach zum Fußball"). (2) "Bereitschaft zu informeller Fairness" (k = 5): Einstellung, im Fußballpunktspiel faire Gesten zu zeigen, sowie selbst-berichtete informelle Fairness dem Gegner gegenüber (z.B. "Wenn mir ein Foul passiert, entschuldige ich mich anschließend dafür").
Grundlagen und Konstruktion
Die SFFB basieren auf einer Differenzierung von "Fair Play" in formelle Fairness und informelle Fairness (Lenk, 1964). "Formelle Fairness" bezeichnet die bloße Regelkonformität von Verhalten, d.h. das strikte Einhalten verbindlicher Spielregeln und den Verzicht auf "taktische Regelverstöße" (z.B. Zeitspiel, "Schwalben" oder das Ziehen am Trikot des Gegners), die je nach Schwere durch Ermahnungen, Gelbe bzw. Rote Karten sanktioniert werden. "Informelle Fairness" lässt sich hingegen als moralisches Handeln beschreiben, das auf Achtung gegenüber dem Gegner und dem Schiedsrichter basiert. Es drückt sich beispielsweise in Form fairer Gesten aus (z.B. Gratulation für den Gegner nach dessen Sieg; absichtliches Spielen des Balls ins Aus, um die medizinische Versorgung eines verletzten Gegenspielers zu ermöglichen). Sowohl formelle als auch informelle Fairness werden als spezifische gerechtigkeitsthematische Dispositionen interpretiert, die nicht allein durch wahrgenommene situative Bedingungen und Anforderungen (z.B. Befürwortung von Regelverstößen durch den Trainer), sondern auch durch individuelle Ausprägungen des expliziten und impliziten Gerechtigkeitsmotivs erklärbar sind (Herrmann et al., 2008). Die Fragebogenkonstruktion erfolgte nach Prinzipien der Klassischen Testtheorie. Der Itempool wurde in gemeinsamen Überlegungen mit den Spielern eines Vereins entwickelt. Die Datenerhebung erfolgte an einer Konstruktionsstichprobe von N = 117 Feldspielern im Alter von 18 bis 41 Jahren (M = 23.8 Jahre) aus ostdeutschen Fußballvereinen der fünft- bis achthöchsten deutschen Spielklassen (Hermann et al., 2008). Eine exploratorische Faktorenanalyse der 24 Items zeigte, dass sich selbst-berichtetes Fairnessverhalten faktoriell nicht von Fairnesseinstellungen abgrenzen ließ, so dass die beiden gebildeten Skalen lediglich die Unterscheidung zwischen formellem und informellem Fair Play, nicht jedoch zwischen Handlungen und Handlungsbereitschaften widerspiegeln.
Empirische Prüfung und Gütekriterien
Reliabilität: Die interne Konsistenz (Cronbachs Alpha a) der Skala "Bereitschaft zu taktischen Regelverstößen" betrug in der Konstruktionsstichprobe (n = 111) a = .94, die der Subskala "Bereitschaft zu informeller Fairness" a = .76. Validität: Für die Validität der Differenzierung zwischen den zwei Aspekten "Bereitschaft zu informeller Fairness" und "Bereitschaft zu taktischen Regelverstößen" spricht ihre geringe Korrelation von r = -.24. Mit dem Validitätskriterium "Tatsächliche Regelverstöße" (operationalisiert durch einen Index, in dem die Anzahl gelber, gelb-roter und roter Karten eines Spielers in der Vorsaison an der Anzahl seiner Spieleinsätze relativiert wurde), waren die "Bereitschaft zu taktischen Regelverstößen" zu r = .36 und die "Bereitschaft zu informeller Fairness" zu r = -.23 ebenfalls bedeutsam, wenngleich niedrig korreliert. Normen: Eine Normierung wurde nicht vorgenommen. Vergleichswerte sind der Arbeit von Herrmann et al. (2008) zu entnehmen.
Testkonzept
Items
- Wenn ich unter Druck stehe, würde ich mich im gegnerischen Strafraum absichtlich fallen lassen, um einen Elfmeter zu bekommen.
- Wenn mir ein Foul passiert, entschuldige ich mich anschließend dafür.
- Wenn ich im gegnerischen Strafraum einen hohen Ball nicht mehr mit dem Kopf bekommen kann, würde ich die Hand zur Hilfe nehmen, in der Hoffnung, dass es der Schiedsrichter nicht sieht.
- Im Eifer des Gefechts revanchiere ich mich im richtigen Moment für ein Foulspiel des Gegners.
- Ich begehe im Spiel versteckte Fouls, das gehört für mich einfach zum Fußball.
- In entscheidenden Situationen bin ich bereit, ein Foul zu begehen.
- Mir passiert es, dass ich meinen Gegenspieler absichtlich trete, wenn es der Schiedsrichter nicht sehen kann.
- Bei einer Niederlage gratuliere ich dem Gegner zum Sieg.
- Ich helfe einem gefoulten Gegenspieler wieder auf die Beine.
- Ich provoziere im Spiel, das gehört für mich einfach zum Fußball.
- Im Eifer des Gefechtes zerre ich meinem Gegenspieler am Trikot, wenn es der Schiedsrichter nicht sehen kann.
- Für mich gehört Schummeln einfach zum Spiel.
In der letzten Saison ...
- habe ich mich für ein Foulspiel beim Gegner entschuldigt.
- bin ich fair geblieben, auch wenn ich ein Spiel unbedingt gewinnen wollte.
- Habe ich bei einer Niederlage dem Gegner zum Sieg gratuliert.
- Habe ich in entscheidenden Situationen ein Foul begangen.
- Habe ich meinem Gegenspieler am Trikot gezogen, wenn der Schiedsrichter es nicht sehen konnte.
- Habe ich mich auch in spielentscheidenden Situationen an die Regeln gehalten.
- Habe ich mich im Strafraum absichtlich fallen lassen, um einen Elfmeter zu bekommen.
- Habe ich geschummelt, um mir einen Vorteil zu verschaffen.
- Habe ich versteckte Fouls begangen.
- Habe ich meine Gegenspieler provoziert.
- Habe ich mich für ein Foulspiel des Gegners revanchiert.
- Habe ich unerlaubt die Hand zur Hilfe genommen.
Durchführung
Altersbereiche
Die SFFB können von älteren Jugendlichen und von Erwachsenen bearbeitet werden.
Durchführungszeit
Die Bearbeitung des Fragebogens dauert etwa 5 bis 10 Minuten.
Bewertung
Ersten empirischen Befunden zufolge können mit den SFFB interindividuelle Unterschiede in Fairnesseinstellungen reliabel und valide abgebildet werden. In weiteren Studien wäre u.a. zu prüfen, inwieweit die Skalenwerte zeit- und situationsabhängigen Fluktuationen unterliegen. Gleichwohl haben sich die Skalen bereits in ihrer vorliegenden Form als fruchtbar zur Analyse motivationaler Dynamiken erwiesen, die der Fairness im Fußball zu Grunde liegen.
Erstmals publiziert in:
Herrmann, M., Dalbert, C. & Stoll, O. (2008). Fairness im Fußball. Zusammenhänge mit Gerechtigkeitsmotiv und Ungerechtigkeitserfahrungen. Zeitschrift für Sportpsychologie, 15 (1), 12-24. PSYNDEX Dok.-Nr. 0204273
Literatur
Herrmann, M., Dalbert, C. & Stoll, O. (2008). Fairness im Fußball. Zusammenhänge mit Gerechtigkeitsmotiv und Ungerechtigkeitserfahrungen. Zeitschrift für Sportpsychologie, 15 (1), 12-24. PSYNDEX Dok.-Nr. 0204273
Lenk, H. (1964). Werte, Ziele und Wirklichkeit der modernen Olympischen Spiele. Schorndorf: Hofmann.
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Kontaktdaten
Prof. Dr. Mario Herrmann, Verkehrspsychologische Praxis, Trend Fahrschule, Diesdorfer Straße 38, D-06847 Dessau-Roßlau
Ministerin Prof. Dr. Claudia Dalbert, Landwirtschaft und Energie des Landes Sachsen-Anhalt, Universität Halle, Pädagogische Psychologie, Franckeplatz 1, Haus 5, D-06099 Halle (Saale)
Prof. Dr. Oliver Stoll, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Sportpsychologie & Sportpädagogik & Sportsoziologie, Department Sportwissenschaft, Selkestraße 9, D-06099 Halle (Saale)