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SGSE
Schüchternheits- und Geselligkeitsskalen für Erwachsene
Kurzabstract
Die SGSE erfassen die Schüchternheit und Geselligkeit von Erwachsenen. Laut Asendorpf (1986, 1987, 1989) äußert sich Schüchternheit in der Gesellschaft anderer insbesondere dann, wenn ein Annäherungs-Vermeidungskonflikt ausgelöst wird. Die SGSE bestehen aus den zwei Skalen Schüchternheit und Geselligkeit mit je 5 Items. Reliabilität: Cronbachs Alpha liegt für Schüchternheit bei Alpha = .80 und für Geselligkeit bei Alpha = .66-.70. Neyer und Asendorpf (2001) überprüften die Stabilität von sieben Persönlichkeitseigenschaften über zwei Messpunkte (1995 und 1999). Schüchternheit und Geselligkeit stellen dabei zwei Unterkategorien von Extraversion dar. Bis auf zwei Korrelationswerte konnten signifikante Zusammenhänge nachgewiesen werden, die im Vergleich zu den Ergebnissen von Asendorpf und Wilpers (1998) höher ausfielen. Validität: Für die divergente Validität sprechen die negativen Korrelationen von r = -.50 zwischen den Skalen Schüchternheit und Geselligkeit. Unter Einbeziehung der deutschen Version des NEO-FFI (Borkenau & Ostendorf, 1993) ergab sich in einer Studie erneut eine negative Korrelation (r = -.58) zwischen Schüchternheit und Geselligkeit. Die Skalen Neurotizismus und Verträglichkeit erreichten hohe Korrelationskoeffizienten mit den beiden SGSE-Skalen (Neurotizismus-Schüchternheit: r = .45, Neurotizismus-Geselligkeit: r = -.26, Verträglichkeit-Schüchternheit: r = -.14, Verträglichkeit-Geselligkeit: r = .26).
Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID). (2019). Open Test Archive: SGSE. Schüchternheits- und Geselligkeitsskalen für Erwachsene. Verfügbar unter: https://www.testarchiv.eu/de/test/9004392
Zitierung
Asendorpf, J. B. (2002). SGSE. Schüchternheits- und Geselligkeitsskalen für Erwachsene [Verfahrensdokumentation, Autorenbeschreibung und Fragebogen]. Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID) (Hrsg.), Open Test Archive. Trier: ZPID.
https://doi.org/10.23668/psycharchives.4725
Kurzinformationen
Kurzname SGSE
Engl. Name Shyness and Sociability Scales for Adults
Autoren Asendorpf, J. B.
Erscheinungsjahr im Testarchiv 2002
Copyright/Lizenz Copyright Autoren; CC-BY-NC-ND 3.0
Schlagworte Persönlichkeitsmerkmale, Geselligkeit (Persönlichkeit), Schüchternheit, Hemmung (Persönlichkeit), Soziale Angst
Sprachversionen deu
Konstrukt Big Five
Altersbereich Erwachsene
Itemzahl 10 Items
Subskalen (1) Schüchternheit, (2) Geselligkeit
Durchführungszeit Wenige Minuten.
Auswertungsdauer Wenige Minuten.
Interne Konsistenz: Cronbachs Alpha = .80 bzw. Alpha = .66-.70.
Befunde zur konvergenten und divergenten Validität.
Keine.
Anwendungsbereich Forschung
Diagnostische Zielsetzung
Die Schüchternheits- und Geselligkeitsskalen für Erwachsene (SGSE; Asendorpf, 1997) erfassen - wie der Testname anzeigt - die Schüchternheit und Geselligkeit von Erwachsenen.
Aufbau
Die SGSE bestehen aus den zwei Skalen Schüchternheit und Geselligkeit mit je 5 Items - darunter auch invertierte Items. Bei der Vorgabe werden sie randomisiert und mit Distraktoritems präsentiert. Die Items sind auf einer fünfstufigen Ratingskala (1 = gar nicht bis 5 = völlig) zu beantworten. Die Items liegen auch in einer englischsprachigen Version vor.
Grundlagen und Konstruktion
Die Testkonstruktion beruht auf der Klassischen Testtheorie. Laut Asendorpf (1986, 1987, 1989) äußert sich Schüchternheit in der Gesellschaft anderer, insbesondere dann, wenn ein Annäherungs-Vermeidungskonflikt ausgelöst wird. Die Items wurden nach der deduktiven Strategie von Burisch (1984) entwickelt und waren Teil eines Itempools, der im Rahmen einer Pilotstudie generiert und erprobt wurde. Die Schüchternheitsskala bestand zunächst aus acht Items mit einer siebenstufigen Antwortskala und diente zur Ermittlung von Schüchternheit, Gehemmtheit sowie Unwohlsein in sozialen Interaktionen. Nach einer Faktorenanalyse wurden die vier höchstladenden Items ausgewählt (Asendorpf, 1985) und mit den Items der Skalen Geselligkeit und Aggressivität zusammengelegt. In einer Studie von Asendorpf und Meier (1993, S. 1077) wurde mit diesen insgesamt 13 Items eine Faktorenanalyse zur Überprüfung einer Dreifaktoren- bzw. Zweifaktorenstruktur durchgeführt (Annahme: Schüchternheit und Geselligkeit bilden einen Faktor ab). Die Ladungen unterstützten die Annahme einer dreifaktoriellen Struktur mit vier Items auf dem Faktor Schüchternheit (Ladungen: .91 - .94) und fünf Items auf dem Faktor Geselligkeit (Ladungen: .69 - .85). Das Item 5 "Ich fühle mich auf Partys und in anderen größeren Gruppen unwohl" wurde von Asendorpf und Wilpers (1998) ergänzt und mit einer fünfstufigen Skalierung versehen. Die Konstruktion der Skala Geselligkeit erfolgte im Rahmen der Berliner Studie zu sozialen Beziehungen (Asendorpf und Wilpers, 1998; Neyer & Asendorpf, 2001, S. 1194).
Empirische Prüfung und Gütekriterien
Reliabilität: Cronbachs Alpha liegt für Schüchternheit bei Alpha = .80 und für Geselligkeit variiert Alpha zwischen .66 und .70 (Asendorpf, 1997; Neyer & Asendorpf, 2001). Neyer und Asendorpf (2001, S. 1194, Table 1) überprüften die Stabilität von sieben Persönlichkeitseigenschaften über zwei Messpunkte (1995 und 1999). Schüchternheit und Geselligkeit stellen dabei zwei Unterkategorien von Extraversion dar. Bis auf zwei Korrelationswerte konnten signifikante Zusammenhänge nachgewiesen werden, die im Vergleich zu den Ergebnissen von Asendorpf und Wilpers (1998) höher ausfielen. Validität: Für die divergente Validität sprechen die negativen Korrelationen von r = -.50 zwischen den Skalen Schüchternheit und Geselligkeit. Unter Einbeziehung der deutschen Version des NEO-FFI (Borkenau & Ostendorf, 1993) ergab sich in einer Studie erneut eine negative Korrelation (r = -.58) zwischen Schüchternheit und Geselligkeit. Die Skalen Neurotizismus und Verträglichkeit erreichten hohe Korrelationskoeffizienten mit den beiden SGSE-Skalen. Neurotizismus korreliert mit Schüchternheit zu r = .45 und mit Geselligkeit zu r = -.26. Zwischen Verträglichkeit und Schüchternheit errechnete sich eine negative Korrelation (r = -.14) und zwischen Verträglichkeit und Geselligkeit ein positiver Zusammenhang (r = .26). Die Werte fallen jedoch niedriger aus als die mit der Neurotizismus-Skala (Asendorpf & Wilpers, 1998, S. 1535, Table 1). Normen: Das Verfahren ist nicht normiert.
Testkonzept
Items
Schüchternheit
Ich fühle mich in Gegenwart anderer schüchtern
Ich fühle mich anderen gegenüber gehemmt
Ich gehe ungezwungen auf andere Menschen zu (-)
Ich finde es leicht, mit Fremden in Kontakt zu kommen (-)
Ich fühle mich auf Parties und in anderen größeren Gruppen unwohl
Geselligkeit
Ich habe gerne viele Leute um mich herum
Ich unterhalte mich wirklich gerne mit anderen Menschen
Ich ziehe es gewöhnlich vor, Dinge alleine zu tun (-)
Ich finde Menschen anregender als alles andere
Ich arbeite lieber mit anderen zusammen als alleine
(-) Item ist umzupolen
Englische Version:
Shyness
I feel shy in the presence of others
I feel inhibited when I am with other people
I easily approach others (-)
It is easy for me to get in touch with strangers (-)
I feel uneasy at parties and in large groups
Sociability
I like to have many people around me
I really like to talk to other people
I usually prefer to do things alone (-)
I find people more stimulating than everything else
I prefer to work with others rather than alone
(-) reversed item
Response format: true for me: 1 (not at all) - 5 (completely)
Durchführung
Altersbereiche
Erwachsene.
Durchführungszeit
Die insgesamt 10 Items sind in wenigen Minuten zu beantworten.
Bewertung
Die SGSE dienen der Erfassung von Schüchternheit und Geselligkeit von Erwachsenen. Das Verfahren bzw. die beiden Skalen sind Nebenprodukte mehrerer Forschungsstudien. Entsprechend sind die Angaben darin über die Skalenentwicklung nicht vollständig. Ausführliche bzw. kompakte Informationen über die theoretische Grundlage sowie Testkonstruktion liefert Asendorpf (2005). Die Reliabilität nach Cronbachs Alpha liegt für Schüchternheit bei Alpha = .80 und für Geselligkeit bei Alpha = .70. Negative Zusammenhänge zwischen den beiden Skalen (r = -.50, r = -.58) sowie mit zwei NEO-FFI-Skalen (Neurotizismus-Geselligkeit r = -.26; Verträglichkeit-Schüchternheit r = -.14) sprechen für die divergente Validität. Die positiven Korrelationen zwischen Neurotizismus und Schüchternheit (r = .45) sowie Verträglichkeit und Geselligkeit (r = .26) gelten als Beleg für die konvergente Validität des Verfahrens. Überdies berichten Neyer und Asendorpf (2001) über die Stabilität dieser Persönlichkeitsmerkale. Die SGSE erweisen sich aufgrund ihrer ökonomischen Anwendbarkeit somit als nützlich.
Erstmals publiziert in:
Asendorpf, J. B. (1997). Schüchternheits- und Geselligkeitsskalen für Erwachsene. Berlin: Humboldt-Universität, Institut für Psychologie. PSYNDEX Dok.-Nr. 9004392
Literatur
Asendorpf, J. B. (1985). Studien zur Schüchternheit, Nr. 2: Situationale Schüchternheit im Selbstbild von Studenten (Projektreport 9/1985) München: Max-Planck-Institut für Psychologische Forschung.
Asendorpf, J. B. (1986). Shyness in middle and late childhood. In W. H. Jones, J. M. Cheek & S. R. Briggs (Eds.), Shyness: Perspectives on research and treatment (pp. 91-103). New York: Plenum.
Asendorpf, J. B. (1987). Videotape reconstruction of emotions and cognitions related to shyness. Journal of Personality and Social Psychology, 53 (3), 542-549.
Asendorpf, J. B. (1989). Soziale Gehemmtheit und ihre Entwicklung. Berlin: Springer. PSYNDEX Dok.-Nr. 0044744
Asendorpf, J. B. (1997). Schüchternheits- und Geselligkeitsskalen für Erwachsene. Berlin: Humboldt-Universität, Institut für Psychologie. PSYNDEX Dok.-Nr. 9004392
Asendorpf, J. B. (2005). Psychologie der Persönlichkeit (3. überarbeitete und aktualisierte Auflage). Heidelberg: Springer.
Asendorpf, J. B. & Meier, G. H. (1993). Personality effects on children's speech in everyday life: Sociability mediated exposure and shyness-mediated reactivity to social situations. Journal of Personality and Social Psychology, 64 (6), 1072-1083. PSYNDEX Dok.-Nr. 0075611
Asendorpf, J. B. & Wilpers, S. (1998). Personality effects on social relationships. Journal of Personality and Social Psychology, 74, 1531-1544. PSYNDEX Dok.-Nr. 0123275
Borkenau, P. & Ostendorf, F. (1993). NEO-FFI. NEO-Fünf-Faktoren Inventar nach Costa und McCrae. Göttingen: Hogrefe.
Burisch, M. (1984). Approaches to personality inventory construction. American Psychologist, 39, 214-227. PSYNDEX Dok.-Nr. 0004581
Neyer, F. J. & Asendorpf, J. B. (2001). Personality-relationship transaction in young adulthood. Journal of Personality and Social Psychology, 81, 1190-1204.
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Kontaktdaten
Prof. i.R. Dr. phil. habil. Jens B. Asendorpf, Emeritus, Humboldt Universität zu Berlin, Lebenswissenschaftliche Fakultät, Institut für Psychologie, Unter den Linden 6, D-10099 Berlin