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Gülay Karadere (Dipl.-Psych.)
wissenschaftliche Mitarbeiterin
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IMEB-M
Instrument for Measuring Epistemic Beliefs in Marketing
Kurzabstract
Das IMEB-M erfasst die individuellen Vorstellungen über Wissen und Wissenserwerb im Marketing. Es baut auf dem Modell epistemischer Überzeugungen von Hofer und Pintrich (1997) sowie Berding (2015, 2016, 2017) auf. Der Fragebogen umfasst 34 empirisch geprüfte Items, welche die Vorstellungen über die (1) Struktur, (2) Quelle, (3) Anwendbarkeit, (4) Stabilität und (5) Rechtfertigung des Wissens im Marketing erfassen. Reliabilität: Die Reliabilität schwankt je nach Studie und Skala in der Regel zwischen .70 und .81. Validität: Die Faktorenstruktur konnte in mehreren Studien mittels konfirmatorischer Faktorenanalysen grundsätzlich bestätigt werden. Das Fornell-Larcker-Kriterium sowie Wald-Tests belegen die diskriminante Validität der Skalen. Es liegen Belege über Zusammenhänge zu Noten und Lernmotivation vor.
Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID). (2019). Open Test Archive: IMEB-M. Instrument for Measuring Epistemic Beliefs in Marketing. Verfügbar unter: https://www.testarchiv.eu/de/test/9007679
Zitierung
Berding, F. (2018). IMEB-M. Instrument for Measuring Epistemic Beliefs in Marketing [Verfahrensdokumentation und Fragebogen]. In Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID) (Hrsg.), Open Test Archive. Trier: ZPID.
https://doi.org/10.23668/psycharchives.4607
Kurzinformationen
Kurzname IMEB-M
Engl. Name Instrument for Measuring Epistemic Beliefs in Marketing
Autoren Berding, F.
Erscheinungsjahr im Testarchiv 2018
Copyright/Lizenz Copyright Autor; CC-BY-SA 4.0
Schlagworte Epistemologie, Einstellungen, Studierende, Wissen, Lernen, Verständnis
Sprachversionen deu
Konstrukt Epistemologie (Hofer & Pintrich, 1997)
Altersbereich ab 15 Jahre
Itemzahl 34 Items
Subskalen (1) Struktur, (2) Quelle, (3) Anwendbarkeit, (4) Stabilität, (5) Rechtfertigung des Wissens im Marketing
Durchführungszeit ca. 10 Min.
Auswertungsdauer ca. 15 Min.
r = .70-.81.
Befunde zur faktoriellen und diskriminantem Validität; Zusammenhänge mit Noten und Lernmotivation
Keine; Referenzdaten: Mittwelterte und Standardabweichungen
Anwendungsbereich Forschung
Diagnostische Zielsetzung
Das Instrument for Measuring Epistemic Beliefs in Marketing (IMEB-M; Berding, 2017) ist ein standardisierter Fragebogen zur Erfassung individueller Vorstellungen über Wissen und Wissenserwerb im Marketing.
Aufbau
Der Fragebogen umfasst 34 empirisch geprüfte Items, welche die Vorstellungen über die (1) Struktur, (2) Quelle, (3) Anwendbarkeit, (4) Stabilität und (5) Rechtfertigung des Wissens im Marketing erfassen.
Grundlagen und Konstruktion
Der Fragebogen basiert auf der Klassischen Testtheorie und baut auf dem Modell epistemischer Überzeugungen von Hofer und Pintrich (1997) sowie Berding (2015, 2016, 2017) auf.
Empirische Prüfung und Gütekriterien
Reliabilität: Die Reliabilität schwankt je nach Studie und Skala in der Regel zwischen .70 und .81. Validität: Die Faktorstruktur konnte in mehreren Studien mittels konfirmatorischer Faktorenanalysen grundsätzlich bestätigt werden. Das Fornell-Larcker-Kriterium sowie Wald-Tests belegen die diskriminante Validität der Skalen. Es liegen Belege über Zusammenhänge zu Noten und Lernmotivation vor. Normen: Eine Normierung wurde nicht durchgeführt. Es liegen jedoch als Referenzwerte Mittelwerte und Standardabweichungen vor.
Testkonzept
Theoretischer Hintergrund
Das Instrument for Measuring Epistemic Beliefs in Marketing (IMEB-M; Berding, 2017) ist ein standardisierter Fragebogen zur Erfassung der epistemischen Überzeugungen von Auszubildenden, Studierenden und Lehrkräften im Marketing. Epistemische Überzeugungen modellieren die individuellen Vorstellungen einer Person über Wissen und Wissenserwerb (Hofer & Pintrich, 1997). Sie beschreiben aus Sicht einer Person, was Wissen ist, welche Eigenschaften Wissen besitzt und welche Bedingungen für die jeweilige Person vorliegen müssen, damit sie eine Idee oder eine Vermutung als "Wissen" akzeptiert. Eine Vielzahl empirischer Studien belegt einen Einfluss der Vorstellungen zu Wissen und Wissenserwerb auf Lernprozesse und Lernerfolge. So sind beispielsweise Zusammenhänge mit Noten, Fachkompetenz, Lernmotivation, Lernstrategien, Textverständnis sowie der Nutzung moderner Informations- und Kommunikationstechnologien und e-Learning-Systeme empirisch nachgewiesen (z. B. Berding, 2016; Braten, Stromso & Samuelstuen, 2008; Harteis, Festner & Bauer, 2017; Hsu, Tsai, Hou & Tsai, 2014; Mason, Boscolo, Tornatore & Ronconi, 2013; Paechter et al., 2013; Paulsen & Feldman, 1999; Zinn, 2013; Zinn & Sari, 2015). Darüber hinaus belegen Studien, dass die epistemischen Überzeugungen von Lehrkräften einen Einfluss auf die Gestaltung von Lehr-Lern-Prozesse nehmen (z. B. Aypay, 2011; Chai, Teo & Lee, 2010; Chan & Elliot, 2004; Deng, Chai, Tsai & Lee, 2014; Lee, Zhang, Song & Huang, 2013; Saeed, Reza & Momene, 2014; Wong, Chan & Lai, 2009). Der IMEB-M stellt ein neu entwickeltes Erhebungsinstrument auf der Grundlage der Modelle von Hofer und Pintrich (1997), Zinn (2013) sowie Berding (2015, 2016, 2017) dar. Er basiert auf den vier Entscheidungsfeldern des Marketing-Mix, bestehend aus der Produktpolitik, der Distributionspolitik, der Kontrahierungspolitik und der Kommunikationspolitik (Kotler & Armstrong, 2016; Lamb, Hair & McDaniel, 2012; Tellis, 2006). Auf dieser Grundlage erfasst das Instrument die individuellen Vorstellungen einer Person über Wissen und Wissenserwerb als ein mehrdimensionales Konstrukt auf den folgenden fünf Dimensionen: (1) Struktur des Wissens im Marketing: Auf diesem Kontinuum erfolgt die Beschreibung von Überzeugungen, die Wissen im Marketing als eine Menge isolierter Fakten betrachten (absoluter Pol), bis hin zu Ansichten, in denen sich Wissen im Marketing aus hochgradig vernetzten Elementen konstituiert (differenzierter Pol). (2) Sicherheit/Stabilität des Wissens im Marketing: Vorstellungen über die Stabilität von Wissen im Marketing beschreiben einen Bereich von der Überzeugung einer absoluten Sicherheit und Unveränderbarkeit von Wissen (absoluter Pol) bis hin zu einer Anschauung, dass Wissen im Marketing einer ständigen Entwicklung unterliegt (differenzierter Pol). (3) Anwendbarkeit des Wissens im Marketing: Überzeugungen zur Anwendbarkeit von Wissen reichen von der Auffassung, dass Wissen im Marketing keinen praktischen Nutzen zur Erfüllung beruflicher Anforderungen besitzt (absoluter Pol), bis hin zur Vorstellung, dass Wissen im Marketing in hohem Maß der Bewältigung beruflicher Anforderungen dient (differenzierter Pol). (4) Quelle des Wissen im Marketing: Entlang dieses Kontinuums erfolgt die Beschreibung von Ansichten, dass Wissen im Marketing außerhalb des Individuums vorliegt (absoluter Pol), bis hin zu Überzeugungen, in denen Wissen im Marketing jeweils durch individuelle Konstruktionsleistung entsteht (differenzierter Pol). (5) Rechtfertigung des Wissens im Marketing: Diese Dimension erfasst die Bedingungen, die erfüllt sein müssen, damit aus Sicht des Individuums "Wissen" vorliegt, und beschreibt, wie ein Individuum etwas als "Wissen" im Marketing legitimiert. Dieses Kontinuum reicht von der Rechtfertigung durch Beobachtung und Autoritäten über Legitimation durch die eigene, subjektive Meinung (absoluter Pol) bis hin zur Rechtfertigung durch Integration und Abwägungen von Belegen, Argumenten, Expertisen und Autoritäten (differenzierter Pol).
In das Modell von Berding (2015, 2016, 2017) ordnen sich die mit dem IMEB-M erfassten Vorstellungen auf der Ebene themenspezifischer epistemischer Überzeugungen ein. Sie sind damit von domänenspezifischen Vorstellungen über Wissen und Wissenserwerb sowie von allgemeinen epistemischen Überzeugungen, die keinen Bezug zu einer Domäne oder einem Thema herstellen, abzugrenzen.
Testaufbau
Der IMEB-M umfasst in seiner validierten Fassung insgesamt 34 Items. Es wird empfohlen, diese validierten 34 Items zu verwenden, auf die sich dieser Beitrag konzentriert. Die Items teilen sich in fünf Skalen auf, welche jeweils eine Dimension aus dem Modell von Hofer und Pintrich (1997), Zinn (2013) bzw. Berding (2015, 2016, 2017) widerspiegeln. Die Items verteilen sich zudem über die vier Entscheidungsfelder des Marketing (Kotler & Armstrong, 2016; Lamb, Hair & McDaniel, 2012; Tellis, 2006; siehe unter "Theoretischer Hintergrund"). Der Fragebogen ist so aufgebaut, dass zunächst eine kurze Instruktion in das Erhebungsverfahren für die Teilnehmer(innen) gegeben wird. Danach gliedert sich das Instrument in die vier Entscheidungsfelder des Marketings auf, beginnend mit der (1) Produktpolitik, der (2) Distributionspolitik, der (3) Kontrahierungspolitik und schließlich der (4) Kommunikationspolitik. Jedes Entscheidungsfeld wird mit einer kurzen Umschreibung möglicher Bestandteile eingeführt und anschließend werden den Teilnehmer(inne)n die jeweiligen zu bearbeitenden Aussagen bzw. Items präsentiert. Bei der Beantwortung der Items bzw. Aussagen beurteilen die Teilnehmer(innen) ihre Zustimmung auf einer Skala von "0 = Stimmt gar nicht" bis "6 Stimmt genau". Zuordnung der Items zu den Skalen: (1) Struktur des Wissens im Marketing: Items 3, 8, 13, 17, 18, 24, 29; (2) Quelle des Wissens im Marketing: Items 4, 7, 12, 19, 21, 26, 31; (3) Anwendbarkeit des Wissens im Marketing: Items 1, 9, 20, 25, 27, 33; (4) Sicherheit des Wissens im Marketing: Items 2, 5, 11, 16, 22, 30, 34; (5) Rechtfertigung des Wissens im Marketing: Items 6, 10, 14, 15, 23, 28, 32.
Auswertungsmodus
Die Auswertung der Antworten der Teilnehmer(innen) ist so gestaltet, dass hohe Werte auf einer Skala dem differenzierten Pol und niedrige Werte dem absoluten Pol entsprechen (siehe unter "Theoretischer Hintergrund"). Aus diesem Grund ist bei einigen Aussagen zunächst eine Invertierung notwendig, d. h. die Werte müssen wie folgt geändert werden:
- aus dem Wert 0 wird eine 6
- aus dem Wert 1 wird eine 5
- aus dem Wert 2 wird eine 4 (- aus dem Wert 3 wird eine 3)
- aus dem Wert 4 wird eine 2
- aus dem Wert 5 wird eine 1
- aus dem Wert 6 wird eine 0. Von dieser Invertierung sind die Items 2, 5, 6, 10, 11, 14, 15, 23, 28, 32 und 34 betroffen. Kreuzt eine Person beispielsweise bei dem Item 15 eine 4 an, so erhält sie im Rahmen der Auswertung den Wert 2 zugeordnet. Nach dieser Invertierung werden für die Auswertung der einzelnen Skalen die Antworten aller Items, die zur jeweiligen Skala gehören, gemittelt. Für die Skala "Struktur des Wissens im Marketing" ist dies z. B. (Summe der Items 3, 8, 13, 17, 18, 24 und 29)/7. Die Werte der Skalen können insgesamt zwischen 0 und 6 variieren, wobei Werte kleiner als 3 (eher) als absolute und Werte größer als 3 (eher) als differenzierte Vorstellungen zu interpretieren sind.
Auswertungshilfen
Es liegen keine Schablonen, Auswertungsprogramme oder Interpretationshilfen wie Normen, Vertrauensgrenzen oder kritische Differenzen vor. Schablonen können aber leicht selbst erstellt werden. Zudem erlaubt der natürliche Skalenmittelwert von 3 eine Einordnung der Testwerte als (eher) absolute bzw. als (eher) differenzierte Überzeugungen.
Auswertungszeit
Wird der Fragebögen händisch ausgewertet, so ist mit ca. 15 Minuten pro Fall zu rechnen. Es empfiehlt sich, die Daten softwaregestützt auszuwerten.
Itembeispiele
Anmerkungen: Für jede Skala wird ein Item beispielhaft vorgestellt. (1) Struktur des Wissens im Marketing: Item 3: Ich bin davon überzeugt, dass die Art der Serviceleistungen, die ein Unternehmen für seine Produkte anbieten möchte, Auswirkungen auf die Absatzwege hat. (2) Quelle des Wissens im Marketing: Item 12: Ich bin davon überzeugt, dass es keine Expert(inn)en gibt, die helfen können, die richtige Distributionspolitik zu betreiben. Jeder Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin in der Marketingabteilung muss eigenständig eine Lösung finden. (3) Anwendbarkeit des Wissens im Marketing: Item 20: Ich bin davon überzeugt, dass das schulische Wissen über Preisfestsetzungen es den Schulabgänger(inne)n ermöglicht, unternehmerische Preisentscheidungen in der Praxis vorzubereiten. (4) Sicherheit des Wissens im Marketing: Items 2: Ich bin davon überzeugt, dass sämtliche Möglichkeiten, das Produktprogramm auf den Markt hin auszurichten, bereits entdeckt wurden. (5) Rechtfertigung des Wissens im Marketing: Item 6: Ich bin davon überzeugt, dass Wissen über Maßnahmen der Produktgestaltung auch ohne Angabe von Belegen bzw. Gründen auskommt.
Items
(1) Struktur des Wissens im Marketing:
3. Ich bin davon überzeugt, dass die Art der Serviceleistungen, die ein Unternehmen für seine Produkte anbieten möchte, Auswirkungen auf die Absatzwege hat.
8. Ich bin davon überzeugt, dass sich die Planung des Absatzweges und die Planung des Sortiments gegenseitig beeinflussen.
13. Ich bin davon überzeugt, dass die Absatzwege die Gestaltung der Werbemaßnahmen eines Unternehmens beeinflussen.
17. Ich bin davon überzeugt, dass die Planung der Preise die Produktgestaltung beeinflusst.
18. Ich bin davon überzeugt, dass sich die Planung der Preise auf die Gestaltung der Werbung auswirkt.
24. Ich bin davon überzeugt, dass die Sortimentsgestaltung eines Unternehmens von der Preisstrategie abhängt.
29. Ich bin davon überzeugt, dass sich die Planung von Werbemaßnahmen auf die Gestaltung der Produkte auswirkt.
(2) Quelle des Wissens im Marketing:
4. Ich bin davon überzeugt, dass jeder für sich entscheiden muss, was er als Wissen über Produktpolitik akzeptiert.
7. Ich bin davon überzeugt, dass jeder für sich entscheiden muss, was er als Wissen über Distributionspolitik akzeptiert.
12. Ich bin davon überzeugt, dass es keine Expert(inn)en gibt, die helfen können, die richtige Distributionspolitik zu betreiben. Jeder Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin in der Marketingabteilung muss eigenständig eine Lösung finden.
19. Ich bin davon überzeugt, dass das Wissen, welche Preisstrategie am zielführendsten in einer Situation ist, jeder Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin in der Marketingabteilung selbst herausfinden muss. Hier kann kein Experte helfen.
21. Ich bin davon überzeugt, dass jeder für sich entscheiden muss, was er als Wissen über Kontrahierungspolitik akzeptiert.
26. Ich bin davon überzeugt, dass es keine Expert(inn)en gibt, die helfen können, die richtige Kommunikationspolitik zu betreiben. Jeder Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin in der Marketingabteilung muss eigenständig eine Lösung finden.
31. Ich bin davon überzeugt, dass jeder für sich entscheiden muss, was er als Wissen über Kommunikationspolitik akzeptiert.
(3) Anwendbarkeit des Wissens im Marketing:
1. Ich bin davon überzeugt, dass schulisches Wissen über Produktpolitik die Schüler/-innen dazu befähigt, produktpolitische Entscheidungen für die Vorgesetzten vorzubereiten.
9. Ich bin davon überzeugt, dass das Schulwissen über Absatzwege von hoher praktischer Relevanz für die Schüler/-innen ist.
20. Ich bin davon überzeugt, dass das schulische Wissen über Preisfestsetzungen es den Schulabgänger(inne)n ermöglicht, unternehmerische Preisentscheidungen in der Praxis vorzubereiten.
25. Ich bin davon überzeugt, dass das Wissen aus der Schule über mögliche Liefer-, Zahlungs- und Vertragskonditionen relevant für die Arbeit der Schüler/-innen in der Praxis ist.
27. Ich bin davon überzeugt, dass schulisches Wissen über Kommunikationspolitik die Schüler/-innen dazu befähigt, kommunikationspolitische Entscheidungen für die Vorgesetzten vorzubereiten.
33. Ich bin davon überzeugt, dass das Schulwissen über unternehmerische Werbemaßnahmen und Öffentlichkeitsarbeit von hoher praktischer Relevanz für die Schüler/-innen ist.
(4) Sicherheit des Wissens im Marketing:
2. Ich bin davon überzeugt, dass sämtliche Möglichkeiten, das Produktprogramm auf den Markt hin auszurichten, bereits entdeckt wurden.
5. Ich bin davon überzeugt, dass es nicht möglich ist, neue Serviceangebote zu bestehenden Produkten zu entwickeln, da schon alles bekannt ist.
11. Ich bin davon überzeugt, dass alle denkbaren Absatzwege bereits erforscht sind. Es gibt nichts mehr zu entwickeln bzw. zu entdecken.
16. Ich bin davon überzeugt, dass in Zukunft neue Möglichkeiten zur Gestaltung des Weges eines Produktes vom Unternehmen zum Kunden entwickelt bzw. entdeckt werden.
22. Ich bin davon überzeugt, dass in Zukunft neue Möglichkeiten zur Gestaltung der Zahlungs- und Vertragskonditionen entwickelt bzw. entdeckt werden.
30. Ich bin davon überzeugt, dass in Zukunft neue Möglichkeiten zur Gestaltung der Werbung für ein Unternehmensprodukt entwickelt bzw. entdeckt werden.
34. Ich bin davon überzeugt, dass es nicht möglich ist, neue Möglichkeiten zur Gestaltung der Kommunikationsmaßnahmen eines Unternehmens zu entwickeln, da schon alles bekannt ist.
(5) Rechtfertigung des Wissens im Marketing:
6. Ich bin davon überzeugt, dass Wissen über Maßnahmen der Produktgestaltung auch ohne Angabe von Belegen bzw. Gründen auskommt.
10. Ich bin davon überzeugt, dass Wissen über Absatzwege auch ohne Angabe von Belegen bzw. Gründen auskommt.
14. Ich bin davon überzeugt, dass Wissen im Marketing ausschließlich auf dem intuitiven Gespür für das Marktgeschehen beruht.
15. Ich bin davon überzeugt, dass Wissen über Distributionspolitik nicht immer begründet werden muss.
23. Ich bin davon überzeugt, dass Wissen über Preisplanung auch ohne Angabe von Belegen bzw. Gründen auskommt.
28. Ich bin davon überzeugt, dass die Lösungsvorschläge von Expert(inn)en im Marketing vertrauenswürdig sind, auch wenn sie auf eine ausdrückliche Begründung verzichten.
32. Ich bin davon überzeugt, dass Wissen über Werbemaßnahmen auch ohne Angabe von Belegen bzw. Gründen auskommt.
Durchführung
Testformen
Der Fragebogen IMEB-M kann als Gruppen- oder Einzeltestung durchgeführt werden. Aufgrund hoher Reliabilitätswerte eignet er sich auch zur Individualdiagnostik.
Altersbereiche
Der Fragebogen kann bei Lernenden ab einem Alter von ca. 15 Jahren eingesetzt werden.
Durchführungszeit
Die Zeit zum Ausfüllen des Fragebogens beträgt ca. 10 Minuten. Die Testteilnehmer(innen) erhalten keine Zeitbeschränkung für die Bearbeitung.
Material
Der Fragebogen wird als Paper-Pencil-Test vorgelegt. Darüber hinaus wird lediglich ein Stift zum Beantworten der Fragen benötigt.
Instruktion
Die Instruktionen sind standardisiert und auf dem Fragebogen abgedruckt. Diese müssen nicht vorgelesen werden.
Durchführungsvoraussetzungen
Für die Durchführung des Verfahrens werden keine besonderen Qualifikationen vorausgesetzt. Die Teilnehmer(innen) sollten jedoch über Grundkenntnisse im Marketing verfügen.
Testkonstruktion
Der IMEB-M basiert auf der Klassischen Testtheorie und wurde nach den Prinzipien der rationalen Testkonstruktion auf der Grundlage der Einteilung von Entscheidungen im Marketing-Mix in die Bereiche der Produktpolitik, Distributionspolitik, Kontrahierungspolitik und der Kommunikationspolitik (Kotler & Armstrong, 2016; Lamb, Hair & McDaniel, 2012; Tellis, 2006) sowie dem Modell von Berding (2015, 2016, 2017) entwickelt, d. h. Items aus diesen theoretischen Arbeiten abgeleitet. Der erste Entwurf des Fragebogens umfasste insgesamt 102 Aussagen bzw. Items. Zur Prüfung und weiteren Optimierung des Entwurfs wurden insgesamt drei Studien durchgeführt (Berding, 2017). Die erste Studie diente der Identifikation von Items mit möglichst vorteilhaften psychometrischen Eigenschaften aus dem Pool der insgesamt 102 abgeleiteten Aussagen. Zu diesem Zweck wurde der erste Entwurf einer Gruppe Bachelor- und Masterstudierenden mit wirtschaftswissenschaftlichem Hintergrund zur Beantwortung vorgelegt (n = 224). Zur Identifikation der zuverlässigsten und validesten Items kam dabei ein dreistufiges Vorgehen in Anlehnung an Weiber und Mühlhaus (2014) zum Einsatz. In einem ersten Schritt wurden alle Items, die für eine Überzeugungsdimension formuliert wurden, einer explorativen Faktorenanalyse (EFA; Hauptachsenanalyse, Promax-Rotation) unterzogen. Ziel war es, ein Set an Aussagen zu identifizieren, welches die jeweilige Vorstellungsdimension widerspiegelt (z. B. Stabilität des Wissens). Dabei erfolgte eine separate Analyse der fünf Überzeugungsdimensionen. Sowohl in Stufe 1 als auch in Stufe 2 wurden Items von der weiteren Analyse ausgeschlossen, wenn diese eine Faktorladung von weniger als |.300| aufwiesen. In der zweiten Stufe wurden die verbleibenden Aussagen aller fünf Dimensionen einer gemeinsamen EFA (Hauptachsenanalyse, Promax-Rotation) unterzogen. Items, welche eine geringe oder negative Faktorladung aufwiesen, zu mehr als einem Faktor gehörten oder auf einen Faktor luden, für den sie nicht konzipiert waren, wurden eliminiert (z. B. wenn ein Item für Rechtfertigung des Wissens auf den Faktor Stabilität lud). Die so ermittelte Itemlösung wurde in einem dritten Schritt mit einer konfirmatorischen Faktorenanalyse (CFA) weiter analysiert und optimiert. Der so optimierte Entwurf des Fragebogens wurde an einer Stichprobe von 295 Auszubildenden für den Ausbildungsberuf Einzelhandelskauffrau/-mann sowie 236 Auszubildenden für den Beruf Groß- und Außenhandelskauffrau/-mann mittels einer CFA geprüft und durch Ergänzung neuer Items optimiert. Die dritte Studie mit 179 Auszubildenden für den Beruf Bankkauffrau/-mann diente schließlich der abschließenden Prüfung und Bestätigung des Instruments.
Gütekriterien
Objektivität
Aufgrund der standardisierten Instruktion, seiner vorgegebenen Auswertungsvorschrift und dem natürlichen Skalenmittelwert von 3 als Interpretationshilfe, kann der Fragebogen IMEB-M hinsichtlich seiner Durchführung, Auswertung und Interpretation als objektiv eingestuft werden.
Reliabilität
Kennwerte zur Reliabilität des IMEB-M berichten die Tabellen 1 bis 3. Die Reliabilität gemessen mit Cronbachs Alpha erfüllt in fast allen Studien und fast bei allen Skalen den von Adams und Lawrence (2015) vorgeschlagenen Grenzwert von mindestens Alpha = .70. Die Faktorreliabilität sollte Werte von mindestens FR = .60 und die durchschnittlich erfasste Varianz Werte von mindestens DEV = .50 einnehmen (Bagozzi & Yi, 1988; Weiber & Mühlhaus, 2014). Während der Grenzwert für die Faktorreliabilität durchgehend erfüllt ist, weist keine Skala in den einzelnen Studien eine durchschnittlich erfasste Varianz auf, die den Grenzwert erfüllt. Insgesamt zeigt der IMEB-M für den Bereich epistemischer Überzeugungen eine hohe Verlässlichkeit auf. Die Profilreliabilität wurde nicht berechnet. Der nachfolgende Abschnitt stellt Erkenntnisse zur Validität des Instruments vor.
Tabelle 1
Angaben zur internen Konsistenz (Cronbachs Alpha), Faktorreliabilität (FR) und zur durchschnittlich erfassten Varianz (DEV) des ersten optimierten Entwurfs in Studie 1 mit 205 Studierenden (Berding, 2017)
Skala | Alpha | FR | DEV |
---|---|---|---|
Struktur | .78 | .78 | .34 |
Quelle | .67 | .66 | .36 |
Anwendbarkeit | .76 | .75 | .37 |
Sicherheit | .75 | .75 | .38 |
Rechtfertigung | .63 | .63 | .26 |
Tabelle 2
Angaben zur internen Konsistenz (Cronbachs Alpha), Faktorreliabilität (FR) und zur durchschnittlich erfassten Varianz (DEV) der abschließenden Fassung in Studie 2 mit 531 Auszubildenden im Bereich "Einzel-, Groß- und Außenhandel" (Berding, 2017)
Skala | Alpha | FR | DEV |
---|---|---|---|
Struktur | .73 | .74 | .29 |
Quelle | .70 | .70 | .26 |
Anwendbarkeit | .66 | .66 | .25 |
Sicherheit | .72 | .73 | .28 |
Rechtfertigung | .70 | .70 | .26 |
Tabelle 3
Angaben zur internen Konsistenz (Cronbachs Alpha), Faktorreliabilität (FR) und zur durchschnittlich erfassten Varianz (DEV) der abschließenden Fassung in Studie 3 mit 179 Auszubildenden im Bereich "Bank" (Berding, 2017)
Skala | Alpha | FR | DEV |
---|---|---|---|
Struktur | .74 | .74 | .30 |
Quelle | .81 | .80 | .39 |
Anwendbarkeit | .76 | .77 | .36 |
Sicherheit | .79 | .80 | .37 |
Rechtfertigung | .77 | .77 | .36 |
Validität
Struktur des Fragebogens Die Struktur des Fragebogens wurde in insgesamt drei Teilstudien bestätigt (siehe unter "Testkonstruktion") und korrespondiert mit den theoretischen Modellen von Hofer und Pintrich (1997), Zinn (2013) sowie Berding (2015, 2016, 2017). Die verwendeten konfirmatorischen Faktorenanalysen erzielten dabei die folgenden Resultate (Berding, 2017): Studie 1: n = 205 Studierende mit wirtschaftswissenschaftlichem Hintergrund; chi-Quadrat = 450.097, df = 289; p < .01; RMSEA = .052; SRMR = .070; CFI = .842; Studie 2: n = 531 Auszubildende im Beruf Einzelhandelskauffrau/-mann, Groß- und Außenhandelskauffrau/-mann; chi-Quadrat = 1413.058, df = 517, p < .01; RMSEA = .057; RMSEA-CI90 = [.054; .061]; SRMR = .069; CFI = .752; Studie 3: n = 179 Auszubildende im Beruf Bankkauffrau/-mann; chi-Quadrat = 737.798, df = 265, p < .01; RMSEA = .058; RMSEA-CI90 = [.053; .063]; SRMR = .069; CFI = .753. Eine weitere Studie von Berding, Rolf-Wittlake und Buschenlange (2017) belegt zudem mittels einer konfirmatorischen Faktorenanalyse zweiter Ordnung, dass die mit dem IMEB-M gemessenen Vorstellungen über Wissen und Wissenserwerb tatsächlich der themenspezifischen Ebene zuzuordnen sind (chi-Quadrat = 9236.38, df = 2674, p < .01; RMSEA = .050; RMSEA CI90 = [.049; .051]; SRMR = .068; CFI = .699), und generiert Hinweise, dass die mittels IMEB-M erfassten Vorstellungen zu Wissen und Wissenserwerb von allgemeinen epistemischen Überzeugungen, domänenspezifischen Vorstellungen über Wissen und Wissenserwerb im kaufmännischen Bereich sowie von Vorstellungen zu Wissen und Wissenserwerb im Rechnungswesen abzugrenzen sind.
Inkrementelle Validität Die mittels IMEB-M erfassten Vorstellungen zu Wissen und Wissenserwerb im Marketing erklären mehr Varianz in den Marketingnoten als die allgemeinen Vorstellungen zu Wissen und Wissenserwerb. Die erhöhte Erklärungsmacht beträgt ca. 10 Prozentpunkte (Berding, 2017).
Diskriminante Validität Die Tabellen 4 und 5 berichten Belege zur diskriminanten Validität mit Hilfe des Fornell-Larcker-Kriteriums. Es fordert, dass die quadrierte Korrelation zwischen zwei Konstrukten geringer ist als die durchschnittlich erfasste Varianz der Konstrukte (Fornell & Larcker, 1981). Dies ist für die meisten Skalenpaare der Fall. Für die wenigen Fälle, in denen das Fornell-Larcker-Kriterium nicht erfüllt ist, belegen Wald-Tests, dass die Skalenpaare nicht perfekt miteinander korrelieren (Berding, 2017). Insgesamt deuten diese Befunde auf das Vorliegen diskriminanter Validität hin, d. h. die Skalen erfassen tatsächlich unterschiedliche Konstrukte.
Tabelle 4
Korrelationen, durchschnittlich erfasste Varianz und quadrierte Korrelationen der abschließenden Fassung in Studie 2 mit 531 Auszubildenden im Bereich "Einzel-, Groß- und Außenhandel" (Berding, 2017)
Qu | St | An | Si | Re | |
---|---|---|---|---|---|
Qu | .261 | .010 | .019 | .019 | .429 |
St | .098 | .288 | .166 | .421 | .048 |
An | .139* | .408** | .245 | .003 | .018 |
Si | -.139* | .649** | .058 | .282 | .288 |
Re | -.655** | .218** | -.133* | .537** | .257 |
Tabelle 5
Korrelationen, durchschnittlich erfasste Varianz und quadrierte Korrelationen der abschließenden Fassung in Studie 3 mit 179 Auszubildenden im Bereich "Bank" (Berding, 2017)
Qu | St | An | Si | Re | |
---|---|---|---|---|---|
Qu | .394 | .018 | .003 | .028 | .381 |
St | .134 | .295 | .015 | .087 | .014 |
An | .052 | .124 | .364 | .002 | .000 |
Si | -.167 | .295** | -.040 | .371 | .069 |
Re | -.617** | .119 | .009 | .262** | .357 |
Zusammenhänge mit Daten zu Lernprozessen und Lernerfolgen In der Studie von Berding (2017) erklären die mit dem IMEB-M gemessenen Vorstellungen auf der Grundlage einer multiplen hierarchischen Regressionsanalyse nach Kontrolle der allgemeinen epistemischen Überzeugungen ca. 10% der Varianz in den Noten für Marketing. Die Ergebnisse zeigen dabei, dass Lernende umso bessere Noten erzielen, je mehr sie davon überzeugt sind, dass Wissen im Marketing komplex ist und einer Entwicklung unterliegt. Diese Resultate fügen sich in andere Studienergebnisse ein (z. B. Cano, 2005; Ricco, Schuyten Pierce & Medinilla, 2010). Belege für den Einfluss der mittels IMEB-M erfassen Vorstellungen auf die Motivation generiert die Studie von Berding et al. (2017).
Normierung
Es liegen bislang keine Normierungen vor. Mittelwerte und Standardabweichungen für Auszubildende haben Berding et al. (2017) ermittelt (siehe Tabelle 6).
Tabelle 6
Mittelwerte (M) und Standardabweichungen (SD) des IMEB-M an n = 970 Auszubildenden (modifiziert nach Berding, Rolf-Wittlake & Buschenlange, 2017, S. 108, Table 1)
Dimension | M | SD |
---|---|---|
Qu | 3.02 | 0.87 |
St | 4.06 | 0.83 |
An | 3.17 | 0.87 |
Si | 4.15 | 0.93 |
Re | 3.26 | 0.81 |
Anwendungsmöglichkeiten
Der IMEB-M eignet sich vor allem für wissenschaftliche Anwendungen im Rahmen quantitativer Forschungsarbeiten. Mögliche Zielgruppe können Beschäftigte in Unternehmen, Auszubildende, Schülerinnen und Schüler an wirtschaftlichen Schulen, Studierende wirtschaftlicher Studiengänge, Referendarinnen und Referendare sowie Lehrkräfte sein.
Bewertung
Der IMEB-M ermöglicht die Erfassung themenspezifischer epistemischer Überzeugungen im Marketing. Er zeichnet sich durch zufriedenstellende Reliabilitätswerte, eine stabile Faktorstruktur und im Vergleich zu allgemeinen epistemischen Überzeugungen durch eine erhöhte Erklärungsmächtigkeit aus. Aufgrund dieser Eigenschaften eignet sich der Fragebogen sowohl zur Individualdiagnostik als auch für groß angelegte Forschungsarbeiten. Er sollte immer dann zum Einsatz kommen, wenn die Zielgruppe zumindest eine minimale Vorbildung im Marketing aufweist, da so genauere Ergebnisse und eine bessere Erklärung von Lernprozessen und Lernerfolgen zu erwarten sind. Sollte die Zielgruppe nicht über entsprechende Grundkenntnisse verfügen, eignet sich hingegen ein Instrument zur Erfassung domänenspezifischer oder allgemeiner Vorstellungen zu Wissen und Wissenserwerb, wie es beispielsweise mit dem Oldenburg Epistemic Beliefs Questionnaire (OLEQ; Paechter et al., 2013) vorliegt.
Erstmals publiziert in:
Berding, F. (2017). Development and validation of the IMEB-M, a German questionnaire for assessing topic-specific epistemic beliefs. Journal for Vocational Education and Training, 69 (4), 517-539.
Literatur
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Rückmeldung über die Anwendung eines Verfahrens aus dem Testarchiv des Leibniz-Instituts für Psychologie (ZPID) an die Testautoren/-innen
Kontaktdaten
PD Dr. habil. Florian Berding, Universität Hamburg, Fakultät für Erziehungswissenschaft, Berufliche Bildung und Lebenslanges Lernen (EW 3), Sedanstraße 19, D-20146 Hamburg