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WirkLehr
Skala Lehrer-Selbstwirksamkeit
Kurzabstract
Die Skala zur Erfassung der individuellen Selbstwirksamkeitserwartungen von Lehrern besteht aus 10 Items. Reliabilität: Die innere Konsistenz der Skala lag zu den verschiedenen Messzeitpunkten zwischen Alpha = .76 und Alpha = .82. Das Instrument ist demnach homogen und misst zuverlässig. Die Retestreliabilitäten für den Zeitraum eines Jahres betrugen r12 = .67, r23 = .76 und r34 = .78, für zwei bzw. r13 = .65 und r14 = .61 für drei Jahre. Validität: Die bundesweite Erprobung an Lehrern in 10 Schulen ergab auch Hinweise zur Validität. Selbstwirksame Lehrer waren eher gewohnt, einen Teil ihrer Freizeit für zusätzliches Engagement zu opfern, als die weniger selbstwirksamen Lehrer. Die Entstehung des Ausbrennens im Beruf (Burnout) ließ sich über Jahre hinweg aufgrund von Selbstwirksamkeitserwartungen relativ gut vorhersagen (Korrelationen zwischen Lehrer-Selbstwirksamkeit und drei Burnoutdimensionen zu den Messzeitpunkten 2 bis 4 zwischen r = .41 und r = .79). Außerdem gab es empirische Hinweise auf eine kausale Prädominanz von Selbstwirksamkeitserwartung gegenüber Burnout.
Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID). (2019). Open Test Archive: WirkLehr. Skala Lehrer-Selbstwirksamkeit. Verfügbar unter: https://www.testarchiv.eu/de/test/9004398
Zitierung
Schwarzer, R. & Schmitz, G.S. (2002). WirkLehr. Skala Lehrer-Selbstwirksamkeit [Verfahrensdokumentation, Autorenbeschreibung und Fragebogen]. In Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID) (Hrsg.), Open Test Archive. Trier: ZPID.
https://doi.org/10.23668/psycharchives.4600
Kurzinformationen
Kurzname WirkLehr
Engl. Name Teacher Self-Efficacy Scale
Autoren Schwarzer, R., Schmitz, G.S.
Erscheinungsjahr im Testarchiv 2002
Copyright/Lizenz Copyright Autoren; CC-BY-SA 4.0
Schlagworte Lehrer, Selbstwirksamkeit, Kompetenz, Lehrermerkmale, Lehrereinstellungen, Berufliche Kompetenz, Beruflicher Stress, Arbeitszufriedenheit, Berufliche Identität, Längsschnittuntersuchungen
Sprachversionen deu
Konstrukt Selbstwirksamkeit
Altersbereich Erwachsene (Lehrer)
Itemzahl 10 Items
Subskalen Keine; individuellen Selbstwirksamkeitserwartungen
Durchführungszeit Wenige Minuten.
Auswertungsdauer Wenige Minuten.
Innere Konsistenz: Cronbachs Alpha = .76-.82. Retestreliabilität: rtt = .61-.76 (Intervall: 1/2/3 Jahr(e)).
Angaben zur inhaltlichen und prädiktiven Validität; Zusammenhänge mit Freizeit für zusätzliches Engagement und Burnout.
Keine; Referenzdaten: Mittelwerte und Standardabweichungen.
Anwendungsbereich Forschung
Diagnostische Zielsetzung
Die Skalen zur Erfassung der individuellen Lehrer-Selbstwirksamkeit wurden entwickelt und in einer längsschnittlichen Feldstudie geprüft, um die Forschung im deutschen Sprachraum anzuregen.
Aufbau
Die Skala zur Erfassung der individuellen Selbstwirksamkeitserwartungen von Lehrern besteht aus 10 Items. Beispiele dafür sind: (a) "Ich traue mir zu, die Schüler für neue Projekte zu begeistern" oder (b) "Ich kann Innovationen auch gegenüber skeptischen Kollegen durchsetzen". Das Antwortformat ist vierstufig: (1) stimmt nicht, (2) stimmt kaum, (3) stimmt eher, (4) stimmt genau. Teilweise müssen Items bei der Auswertung umgepolt werden.
Grundlagen und Konstruktion
Lehrer-Selbstwirksamkeit ist eine berufsspezifische Persönlichkeitsvariable. Selbstwirksamen Lehrern gelingt es offenbar eher, erfolgreich zu unterrichten, Schülerleistungen kontinuierlich zu verbessern, sich hohe pädagogische Ziele zu setzen und diese hartnäckig zu verfolgen, während nichtselbstwirksame Lehrer die an sie gestellten Erwartungen weniger gut erfüllen und unter der Last des Berufsalltags zu zerbrechen drohen. Für die Entwicklung der Lehrer-Selbstwirksamkeitsskala wurden zunächst Bereiche mit unterschiedlichen Kompetenzanforderungen innerhalb des Berufsfeldes von Lehrern identifiziert. Es handelt sich hier vor allem um die Bereiche (a) berufliche Leistung, (b) berufliche Weiterentwicklung, (c) soziale Interaktionen mit Schülern, Eltern und Kollegen sowie (d) Umgang mit Berufsstress. Alle vier Bereiche sollten in einem Messinstrument zur Lehrer-Selbstwirksamkeit angemessen vertreten sein. Bei der Entwicklung der vorliegenden Skala wurden im Rahmen des bundesweiten Modellversuchs Verbund Selbstwirksamer Schulen zunächst jeweils fünf bis neun Items für jeden der genannten Bereiche entwickelt und mehrfach revidiert. Alle Items weisen die eindeutige semantische Struktur auf, die für Selbstwirksamkeitserwartungen typisch ist. Sie enthalten die subjektive Gewissheit, etwas tun zu können, auch wenn eine Barriere im Weg steht. Diese 27 Items, die im Brainstorming von einer Projektgruppe im Modellversuch entworfen und dann empirisch erprobt wurden, dienten als primärer Itempool zur Konstruktion einer kurzen, ökonomischen Lehrer-Selbstwirksamkeitsskala. Es war das Ziel, ein Instrument von ungefähr 10 Aussagen zu schaffen, das generell bei Lehrern eingesetzt werden kann. Die Auswahl der Items erfolgte vor allem aufgrund von theoretischen Überlegungen und von Gruppendiskussionen zur Inhaltsvalidität, nur sekundär aufgrund der empirischen Itemkennwerte.
Empirische Prüfung und Gütekriterien
Die Daten wurden innerhalb des bundesweiten Modellversuchs Verbund Selbstwirksamer Schulen erhoben, an dem 10 Schulen teilnahmen, sechs Schulen aus den alten und vier Schulen aus den neuen Bundesländern. Die vier Datenerhebungswellen fanden jeweils im Abstand von circa einem Jahr statt, beginnend im Januar 1996 bis Februar 1999. Reliabilität: Die innere Konsistenz der Skala lag zu den verschiedenen Messzeitpunkten zwischen Alpha = .76 und Alpha = .82. Das Instrument ist demnach homogen und misst zuverlässig. Die Retestreliabilitäten für den Zeitraum eines Jahres betrugen r12 = .67, r23 = .76 und r34 = .78, für zwei bzw. r13 = .65 und r14 = .61 für drei Jahre, was die Stabilität der Messung unterstreicht. Validität: Die bundesweite Erprobung an Lehrern in 10 Schulen ergab auch Hinweise zur Validität. Selbstwirksame Lehrer waren eher gewohnt, einen Teil ihrer Freizeit für zusätzliches Engagement zu opfern, als die weniger selbstwirksamen Lehrer. Die Entstehung des Ausbrennens im Beruf (Burnout) ließ sich über Jahre hinweg aufgrund von Selbstwirksamkeitserwartung relativ gut vorhersagen (Korrelationen zwischen Lehrer-Selbstwirksamkeit und drei Burnoutdimensionen zu den Messzeitpunkten 2 bis 4 zwischen .41 und .79). Außerdem gab es empirische Hinweise auf eine kausale Prädominanz von Selbstwirksamkeitserwartung gegenüber Burnout. Normen: Vorhanden sind Mittelwerte und Standardabweichungen der untersuchten Stichproben. Das Alter der Versuchsteilnehmer wurde in fünf Kategorien erhoben: (1) 21-30 Jahre, (2) 31-40 Jahre, (3) 41-50 Jahre, (4) 51-60 Jahre, (5) 61-70 Jahre. Die Altersverteilung ist für alle Messzeitpunkte beinahe identisch. Zum ersten Messzeitpunkt machten 270 Personen Angaben zum Alter (M = 2.77, SD = .87), zum zweiten waren es 261 Personen (M = 2.82, SD = .87), zum dritten waren es 290 (M = 2.87, SD = .91) und zum vierten Messzeitpunkt 275 Personen (M = 2.87, SD = .94). Die Mittelwerte liegen also zwischen Kategorie (2) und (3). Als Beispiel fand sich zum vierten Messzeitpunkt folgende Altersverteilung: (1) 6.9%, (2) 28.4%, (3) 38.9%, (4) 22.9% und (5) 2.9%.
Testkonzept
Items
Ich weiß, dass ich es schaffe, selbst den problematischsten Schülern den prüfungsrelevanten Stoff zu vermitteln.
Ich weiß, dass ich zu den Eltern guten Kontakt halten kann, selbst in schwierigen Situationen.
Ich bin mir sicher, dass ich auch mit den problematischen Schülern in guten Kontakt kommen kann, wenn ich mich darum bemühe.
Ich bin mir sicher, dass ich mich in Zukunft auf individuelle Probleme der Schüler noch besser einstellen kann.
Selbst wenn mein Unterricht gestört wird, bin ich mir sicher, die notwendige Gelassenheit bewahren zu können.
Selbst wenn es mir mal nicht so gut geht, kann ich doch im Unterricht immer noch gut auf die Schüler eingehen.
Auch wenn ich mich noch so sehr für die Entwicklung meiner Schüler engagiere, weiß ich, dass ich nicht viel ausrichten kann.
Ich bin mir sicher, dass ich kreative Ideen entwickeln kann, mit denen ich ungünstige Unterrichtsstrukturen verändere.
Ich traue mir zu, die Schüler für neue Projekte zum Modellversuch zu begeistern.
Ich kann Veränderungen im Rahmen des Modellversuchs auch gegenüber skeptischen Kollegen durchsetzen.
Durchführung
Altersbereiche
Erwachsene (Lehrer).
Durchführungszeit
Die Beantwortung der 10 Items beansprucht nur wenige Minuten.
Bewertung
Es war nicht das Ziel, eine stark homogene Skala zu entwickeln und die interne Konsistenz zu maximieren. Vielmehr erschien es sinnvoll, die Validitätsoptimierung zu betonen, indem relativ heterogene Handlungsbereiche im Berufsleben von Lehrern angesprochen werden. Dies konnte im Rahmen der durchgeführten Studien erreicht werden. Die bundesweite Erprobung dieses Instruments an 275 Lehrern in 10 Schulen ergab gute psychometrische Kennwerte. Alle untersuchten Selbstwirksamkeitsmasse ließen sich durch Idealismus, Arbeitsüberforderung, Kontrolliertheitserleben und Arbeitsunzufriedenheit über ein Jahr hinweg vorhersagen. Im Vergleich zur Allgemeinen Selbstwirksamkeit scheinen die spezifischen Skalen weniger zeitstabil und damit Veränderungen eher zugänglich zu sein.
Erstmals publiziert in:
Schwarzer, R. & Schmitz, G.S. (1999). Dokumentation der Skala Lehrer-Selbstwirksamkeit (WirkLehr). Berlin: Freie Universität, Institut für Arbeits-, Organisations- und Gesundheitspsychologie.
Literatur
Schmitz, G.S. (1998). Entwicklung von Selbstwirksamkeitserwartungen bei Lehrern. Unterrichtswissenschaft, Themenheft: Selbstwirksame Schulen: Ein neuer Impuls für die Schulreform, 2, 140-157.
Schmitz, G.S. (2000). Struktur und Dynamik der Selbstwirksamkeitserwartung von Lehrern. Ein protektiver Faktor gegen Belastung und Burnout? Berlin: Freie Universität Berlin. [Online-Publikation, verfügbar unter: http://www.diss.fu-berlin.de/2000/29/ (Stand: 19.2.2002].
Schmitz, G.S. (2001). Kann Selbstwirksamkeitserwartung vor Burnout schützen? Eine Längsschnittstudie in zehn Bundesländern. Psychologie in Erziehung und Unterricht, 48 (1), 49-67. PSYNDEX Dok.-Nr. 0143029
Schmitz, G.S. & Schwarzer, R. (2000). Selbstwirksamkeitserwartung von Lehrern: Längsschnittbefunde mit einem neuen Instrument. Zeitschrift für Pädagogische Psychologie, 14 (1), 12-25. PSYNDEX Dok.-Nr. 0136446
Schmitz, G.S. & Schwarzer, R. (2002, im Druck). Individuelle und kollektive Selbstwirksamkeitserwartung von Lehrern [Individual and collective self-efficacy of teachers]. Zeitschrift für Pädagogik, Themenheft: Selbstwirksamkeit. PSYNDEX Dok.-Nr. 0213024
Schwarzer, R. & Schmitz, G.S. (1999a). Skala Lehrer-Selbstwirksamkeitserwartung. In R. Schwarzer & M. Jerusalem (Hrsg.), Skalen zur Erfassung von Lehrer- und Schülermerkmalen (S. 60-61). Berlin.
Schwarzer, R. & Schmitz, G.S. (1999b). Kollektive Selbstwirksamkeitserwartung von Lehrern. Eine Längsschnittstudie in zehn Bundesländern. Zeitschrift für Sozialpsychologie, 30 (4), 262-274. PSYNDEX Dok.-Nr. 0134276
Wichtige neuere Publikationen
Hecht, P. (2013). Selbstwirksamkeitsüberzeugungen im Berufseinstieg von Lehrpersonen. Unterrichtswissenschaft, 41 (2),108-124. PSYNDEX Dok.-Nr. 0265947
Lindmeier, B. & Trümpler, C. (2012). Belastungsbewältigung und Lehrerselbstwirksamkeit bei Lehrkräften an Förderschulen mit den Schwerpunkten Lernen und Emotionale und Soziale Entwicklung. Zeitschrift für Heilpädagogik, 63 (12), 512-522. PSYNDEX Dok.-Nr. 0260593
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Dr. Gerdamarie S. Schmitz, Dipl.-Psych., Dr. Schmitz & Kollegen, Am Rohrgarten 41, 14163 Berlin
Prof. Dr. Ralf Schwarzer, Freie Universität Berlin, Gesundheitspsychologie, Habelschwerdter Allee 45, D-14195 Berlin