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SWE-IV-16
Skala zur Erfassung der Informationsverhaltensbezogenen Selbstwirksamkeitserwartung
Kurzabstract
Die SWE-IV-16 erfasst fähigkeitsspezifische Selbstwirksamkeitsüberzeugungen bei Jugendlichen und Erwachsenen mit Blick auf das Informationsverhalten und soll deren Zusammenhänge mit "objektiven", mittels Leistungstest gemessenen Informationskompetenzen analysieren. Das Verfahren stützt sich auf das deskriptive Prozessmodell des informationsbezogenen Problemlösens (Information Problem Solving Model) von Brand-Gruwel et al. (2009). Es umfasst 16 Items. Reliabilität: Die Alpha-Werte nach Cronbach lagen in sämtlichen Stichproben über .85. Für die Retestkorrelation über Zeiträume von sechs bis 18 Monaten ergaben sich Werte von rtt = .47 bis rtt = .70. Validität: Für die strukturelle Validität der SWE-IV-16 sprechen Befunde einer konfirmatorischen Faktorenanalyse der Daten aus den drei Konstruktionsstichproben (N = 305), in der ein eindimensionales Modell einen akzeptablen Fit aufweist. Korrelationsstatistische Befunde zeigen im Sinne konvergenter Validität moderate Zusammenhänge mit anderen Selbstwirksamkeits- und Selbstkonzeptskalen sowie geringe, aber signifikante Korrelationen mit Selbstberichten über fachliche Informationskompetenzen und mit einem Leistungstest zum fachlichen Recherchewissen.
Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID). (2019). Open Test Archive: SWE-IV-16. Skala zur Erfassung der Informationsverhaltensbezogenen Selbstwirksamkeitserwartung. Verfügbar unter: https://www.testarchiv.eu/de/test/9007674
Zitierung
Behm, T. (2018). SWE-IV-16. Skala zur Erfassung der Informationsverhaltensbezogenen Selbstwirksamkeitserwartung [Verfahrensdokumentation, Fragebogen deutsche und englische Version (SES-IB-16)]. In Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID) (Hrsg.), Open Test Archive. Trier: ZPID.
https://doi.org/10.23668/psycharchives.4598
Kurzinformationen
Kurzname SWE-IV-16
Engl. Name Self-Efficacy Scale for Information Searching Behavior (SES-IB-16)
Autoren Behm, T.
Erscheinungsjahr im Testarchiv 2018
Copyright/Lizenz Copyright Autor; CC-BY-SA 4.0
Schlagworte Kompetenz, Lernen, Selbstwirksamkeit, Informationssuche, Informationsbezogene Kenntnisse
Sprachversionen deu eng
Konstrukt Prozessmodell des informationsbezogenen Problemlösens (Brand-Gruwel et al., 2009)
Altersbereich Jugendliche und Erwachsene
Itemzahl 16 Items
Subskalen Keine; Selbstwirksamkeitsüberzeugungen mit Blick auf die Informationssuche
Durchführungszeit 2-3 Min.
Auswertungsdauer 1-2 Min.
Interne Konsistenz: Cronbachs Alpha über .85. Retestreliabilität (6-18 Monate): rtt = .47-.70.
Angaben zur Konstruktvalidität.
Keine; Referenzdaten: Mittelwerte und Standardabweichungen.
Anwendungsbereich Forschung, Evaluation
Diagnostische Zielsetzung
Die SWE-IV-16 soll primär als pädagogisch-psychologisches Forschungsinstrument dienen, um fähigkeitsspezifische Selbstwirksamkeitsüberzeugungen bei Jugendlichen und Erwachsenen mit Blick auf das Informationsverhalten zu erfassen und deren Zusammenhänge mit "objektiven", mittels Leistungstest gemessenen Informationskompetenzen zu analysieren.
Aufbau
Der Fragebogen umfasst 16 Items, die auf einer fünfstufigen Likert-Skala ("stimmt überhaupt nicht" bis "stimmt völlig") zu beurteilen sind. Als Testscore fungiert das arithmetische Mittel der Itemrohwerte.
Grundlagen und Konstruktion
Das nach Prinzipien der Klassischen Testtheorie konstruierte Verfahren stützt sich auf das deskriptive Prozessmodell des informationsbezogenen Problemlösens (Information Problem Solving Model) von Brand-Gruwel et al. (2009). Es wurden 30 Items zur Erfassung von sieben behavioralen, kognitiven und metakognitiven Aktivitäten während der Prozesses der Informationssuche formuliert und drei studentischen Stichproben (n = 78, n = 137, n = 90) zur Bearbeitung vorgegeben. Ergebnisse exploratorischer Faktorenanalysen in der kombinierten Gesamtstichprobe (N = 305) legten eine einfaktorielle Lösung nahe. Auf Grundlage der Faktorladungen sowie semantischer Überlegungen wurden 16 Items der Endfassung so ausgewählt, dass jede der Aktivitäten innerhalb des Modells durch mindestens ein Item repräsentiert ist.
Empirische Prüfung und Gütekriterien
Reliabilität: Die Alpha-Werte nach Cronbach lagen in sämtlichen Stichproben über Alpha = .85. Für die Retestkorrelation über Zeiträume von sechs bis 18 Monaten ergaben sich Werte von rtt = .47 bis rtt = .70.
Validität: Für die strukturelle Validität der SWE-IV-16 sprechen Befunde einer konfirmatorischen Faktorenanalyse der Daten aus den drei Konstruktionsstichproben (N = 305), in der ein eindimensionales Modell einen akzeptablen Fit aufweist. Korrelationsstatistische Befunde in verschiedenen studentischen und einer nicht-studentischen Stichprobe zeigen im Sinne konvergenter Validität moderate Zusammenhänge mit anderen Selbstwirksamkeits- und Selbstkonzeptskalen sowie geringe, aber signifikante Korrelationen mit Selbstberichten über fachliche Informationskompetenzen (z. B. Umfang fachlicher Rechercheerfahrungen, Kenntnis fachspezifischer Informationsquellen) und mit einem Leistungstest zum fachlichen Recherchewissen.
Normen: Derzeit (September 2018) liegt keine Normierung des SWE-IV-16 vor. Zu Vergleichszwecken können die aufgeführten Mittelwerte aus studentischen Stichproben sowie einer nicht-repräsentativen Stichprobe aus der Allgemeinbevölkerung herangezogen werden.
Testkonzept
Theoretischer Hintergrund
Selbstreguliertes Lernen erfordert ein hohes Maß an Informationskompetenzen, d. h. an Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten, die für eine effektive und effiziente Informationssuche unter Verwendung verschiedenster Informationsquellen erforderlich sind (Association of College and Research Libraries, 2000). Neben objektiven Kompetenzen, wie sie über Leistungs- oder Wissenstests abgebildet werden (Leichner, Peter, Mayer & Krampen, 2013; Rosman, Mayer & Krampen, 2016) beeinflussen auch subjektive Kompetenzen, d. h. Selbsteinschätzungen der individuellen Fähigkeiten, das Informationsverhalten: Selbstwirksamkeitsüberzeugungen, die sich auf die Fähigkeit beziehen, Ziele durch eigenes Handeln zu erreichen, sind mitentscheidend dafür, inwieweit Individuen aktiv eine Suche nach benötigten Informationen initiieren und diese auch im Falle von Schwierigkeiten fortsetzen (z. B. Kurbanoglu, 2003). Mit der Skala zur Erfassung der Informationsverhaltensbezogenen Selbstwirksamkeitserwartung (SWE-IV-16) wurde ein Fragebogen entwickelt, der diese fähigkeitsspezifischen Selbstwirksamkeitserwartungen reliabel, valide und ökonomisch abzubilden versucht (Behm, 2015). Der Fragebogen stützt sich auf das Modell des informationsbezogenen Problemlösens (Information Problem Solving Model) von Brand-Gruwel, Wopereis und Vermetten (2005). Das deskriptive Modell konzipiert Informationsverhalten als Handlungsprozess, der mit der Identifikation eines "Informationsproblems" beginnt, zu dem ein (zu präzisierender) Informationsbedarf besteht. Auf dieser Grundlage erfolgt die Planung der Informationssuche, die Durchführung der Suche, die Auswertung der Ergebnisse, die Auswahl relevanter Informationen und deren Integration zur Lösung des Problems und damit zur Befriedigung des Informationsbedarfs. Diese kognitiven und behavioralen Prozesse werden von metakognitiven Aktivitäten begleitet: Für eine erfolgreiche Informationssuche und die Verbesserung der entsprechenden Fähigkeiten sind die Überwachung (Monitoring) und Bewertung bzw. Reflexion des Vorgehens im Anschluss an die Informationssuche unerlässlich. Die SWE-IV-16 operationalisiert die innerhalb des Modells aufgeführten behavioralen, kognitiven und metakognitiven Aktivitäten während des Prozesses der Informationssuche. Es wird jedoch nicht angestrebt, die Aktivitäten durch separate Subskalen abzubilden, sondern es wird von der Eindimensionalität der Skala ausgegangen (Behm, 2015). Das resultierende Instrument sollte für Jugendliche und Erwachsene verschiedener Altersstufen geeignet sein, um Selbstwirksamkeitsüberzeugungen im Umgang mit verschiedenen Informationsquellen (z. B. konventionelle Medien, Internet, soziale Quellen) abzubilden. Es bezieht sich nicht (wie existierende Fragebögen, z. B. Kurbanoglu, Akkoyunlu & Umay, 2006) ausschließlich auf die Informationssuche in formalen Lernkontexten (Schule, Ausbildung, Universität), sondern auch auf Informationsrecherchen im Zuge informellen Lernens und im Alltagsleben (Mayer, Behm & Krampen, 2014).
Testaufbau
Der Fragebogen umfasst 16 Aussagen, die sich auf selbsteingeschätzte Fähigkeiten zur Suche und Bewertung von Informationen sowie zur zielgerichteten Steuerung der Informationssuche beziehen. Die Items werden durch die Formulierung "Wenn ich zu einem Thema oder einer speziellen Frage Informationen suche, ..." eingeleitet. Die Zustimmung zu der jeweiligen Aussage ist auf einer fünfstufigen Likert-Skala anzugeben (1 = "stimmt überhaupt nicht", 2 = "stimmt eher nicht", 3 = "stimmt teilweise", 4 = "stimmt eher", 5 = "stimmt völlig").
Auswertungsmodus
Als Skalengesamtwert fungiert das arithmetische Mittel der (ggf. invertierten) Items. Der Wert sollte nur berechnet werden, wenn mindestens 12 der 16 Items gültig beantwortet wurden.
Auswertungshilfen
Spezifische Auswertungshilfen sind nicht erforderlich.
Auswertungszeit
Die Auswertung nimmt nur ca. 1-2 Minuten in Anspruch.
Itembeispiele
Anmerkung: Im Folgenden werden zwei Items vorgestellt.
Wenn ich zu einem Thema oder einer speziellen Frage Informationen suche, ...
2. ... kann ich unter mehreren relevanten Informationen schnell diejenigen erkennen, welche am aussagekräftigsten sind und daher bevorzugt verwendet werden sollten.
7. ... kann ich normalerweise zu jedem Zeitpunkt gut abschätzen, wie viel Zeit und Aufwand ich noch in die Informationssuche investieren muss.
Items
Anmerkung: Mit "(-)" gekennzeichnete Items sind vor der Bildung des Gesamtwerts zu invertieren. Wenn ich zu einem Thema oder einer speziellen Frage Informationen suche, ...
- ... weiß ich genau, worauf ich achten muss, um unter mehreren relevanten Informationen diejenigen auszuwählen, die mir bei der Beantwortung meiner Fragestellung am meisten helfen.
- ... kann ich unter mehreren relevanten Informationen schnell diejenigen erkennen, welche am aussagekräftigsten sind und daher bevorzugt verwendet werden sollten.
- ... fällt es mir leicht, neue Informationen zu meinem bisherigen Wissen in Beziehung zu setzen.
- ... bin ich oft unsicher, wie ich mir Zugang zu den Informationsquellen verschaffen kann, die ich gern verwenden würde. (-)
- ... bin ich mir schnell im Klaren darüber, welche Arten von Informationen (z. B. wissenschaftliche Fachtexte, Statistiken, Ratschläge von Experten, technische Daten etc.) zur Bearbeitung meines Themas bzw. zur Beantwortung meiner Frage erforderlich sind.
- ... gelingt es mir gut, widersprüchliche Informationen angemessen zu gewichten.
- ... kann ich normalerweise zu jedem Zeitpunkt gut abschätzen, wie viel Zeit und Aufwand ich noch in die Informationssuche investieren muss.
- ... kann ich die Qualität einer gefundenen Information (z. B. eine bestimmte Internetseite oder ein bestimmter Zeitschriftenartikel) nach klaren Kriterien beurteilen.
- ... begreife ich schnell, welche Aspekte meines Themas bzw. meiner Fragestellung wichtig und welche weniger wichtig sind.
- ... liege ich meist richtig mit meiner Einschätzung, ob ich einen ausreichenden Überblick über die Informationslage gewonnen habe.
- ... bin ich in der Lage, verschiedene Informationsquellen so zu verwenden, dass ich aus ihnen so viele relevante Informationen wie möglich erhalte.
- ... kann ich bei einer neuen Information (z. B. eine bestimmte Internetseite, ein bestimmtes Buch oder eine Aussage eines Experten) schnell entscheiden, ob es sich lohnt, diese sorgfältiger zu betrachten oder nicht.
- ... erkenne ich zielsicher, wie ich am besten vorgehen sollte, um mein Thema zu bearbeiten bzw. meine Frage zu beantworten.
- ... habe ich immer wieder die gleichen Probleme mit der Informationssuche und weiß nicht, was ich anders machen kann. (-)
- ... weiß ich genau, welche Informationsquellen ich heranziehen muss, um relevante Informationen zu meiner Fragestellung zu finden.
- ... fällt es mir leicht, einzuschätzen, ob ich bei der Informationssuche das richtige Vorgehen gewählt habe oder ob ich anders vorgehen sollte.
Durchführung
Testformen
Das Verfahren kann in Einzel- oder in Gruppenuntersuchungen eingesetzt werden. Es wurde bisher ausschließlich im Online-Format eingesetzt. Neben der deutschen Originalfassung (Behm, 2015) wurde vom Testautor eine englischsprachige Übersetzung (Self-Efficacy Scale for Information Searching Behavior, SES-IB-16; Mayer et al., 2014; Catalano, 2016) entwickelt, deren psychometrische Qualität jedoch bislang nicht empirisch überprüft wurde.
Altersbereiche
Eine Anwendung der SWE-IV-16 ist bei Jugendlichen und Erwachsenen möglich.
Durchführungszeit
Die Bearbeitungsdauer für die SWE-IV-16 beträgt etwa 2 bis 3 Minuten.
Material
Für die Durchführung muss das Verfahren mithilfe einer Befragungssoftware online implementiert werden. Den Testpersonen muss ein internetfähiges Endgerät (PC, Tablet oder Smartphone) zur Verfügung stehen.
Instruktion
Eine umfassende standardisierte Instruktion ist auf dem Fragebogen abgedruckt.
Durchführungsvoraussetzungen
Die Verwendung der SWE-IV-16 setzt auf Seiten der Testperson sichere deutsche (bzw. im Falle der Verwendung der SES-IB-16 englische) Sprachkenntnisse und sichere Lesefähigkeit voraus. Weitere spezifische Durchführungsvoraussetzungen sind nicht zu beachten.
Testkonstruktion
Die Konstruktion des Verfahrens erfolgte nach Prinzipien der Klassischen Testtheorie. Orientiert am Information Problem Solving-Modell (Brand-Gruwel et al., 2005) wurden 30 Items formuliert, die sich auf sieben behaviorale, kognitive und metakognitive Aktivitäten während des Prozesses der Informationssuche beziehen (zur Erläuterung der Dimensionen siehe Behm, 2015, S. 158): (1) Problemidentifikation und Rechercheplanung, (2) Informationssuche, (3) Bewertung von Informationen, (4) Auswahl relevanter Informationen, (5) Integration von Informationen, (6) Überwachung ("Monitoring") des Suchprozesses und (7) Reflexion und Bewertung des Suchprozesses. Zu jeder der genannten Aktivitäten wurden zwischen drei und sechs Items formuliert. Dabei wurde teilweise auf eine existierende Skala (Kurbanoglu et al., 2006) zurückgegriffen, die sich auf Selbstwirksamkeitsüberzeugungen mit Blick auf die Informationssuche in akademischen Lernkontexten bezieht. Die resultierende Pilotfassung des Instruments wurde in drei Studien an studentischen Stichproben eingesetzt:
- Studie 1: n = 78 Psychologiestudierende verschiedener Semester im Alter von 19 bis 34 Jahren (M = 23.87, SD = 3.32, 75.6% weiblich);
- Studie 2: n = 137 Erstsemester der Psychologie im Alter von 18 bis 31 Jahren (M = 20.43, SD = 2.50, 81.8% weiblich);
- Studie 3: n = 90 Erstsemester der Informatik im Alter von 17 bis 32 Jahren (M = 21.48, SD = 3.01, 16.1% weiblich).
Die Daten der drei Studien wurden kombiniert (N = 305) und es wurde eine Serie von Hauptkomponentenanalysen mit anschließender Oblimin-Rotation durchgeführt. Aufgrund des Eigenwertverlaufs und der Ladungsmuster wurde eine eindimensionale Lösung (Varianzaufklärung: 24.4%) gegenüber mehrdimensionalen Lösungen bevorzugt, die jeweils hoch korrelierte Faktoren ergaben. Die Anzahl der Items wurde auf Basis der Ladungen und semantischer Überlegungen reduziert. Letztere wurden berücksichtigt, um die inhaltliche Validität der Skala zu gewährleisten. In der 16-Item-Endversion wird jede der sieben Aktivitäten durch mindestens ein Item repräsentiert. Die interne Konsistenz der Skala beträgt in der kombinierten Gesamtstichprobe Cronbachs Alpha = .88. Die Itemtrennschärfen variieren im durchweg guten bis sehr guten Bereich von .45 < = rit-i < = .62. Die Kennwerte in den drei Teilstichproben (siehe Tabelle 1) lassen sich ebenfalls durchweg als hoch bis sehr hoch einstufen.
Gütekriterien
Objektivität
Durchführungs- und Auswertungsobjektivität werden durch die standardisierte Instruktion und die sehr einfache Auswertung gefördert. Interpretationsobjektivität ist insofern gegeben, als höhere Skalenwerte für höhere Selbstwirksamkeitsüberzeugungen sprechen.
Reliabilität
Die interne Konsistenz der 16-Item-Endform der SWE-IV-16 wurde in den drei Konstruktionsstichproben 1 bis 3 (siehe unter "Testkonstruktion") sowie in zwei weiteren Studien ermittelt:
- Studie 4: n = 101 Studierende der Bildungswissenschaften (alle Semester) im Alter von 18 bis 44 Jahren (M = 22.18, SD = 3.60; 81.2% weiblich);
- Studie 5: n = 86 Personen aus der Allgemeinbevölkerung (Internet-Studie) im Alter von 18-74 Jahren (M = 44.35, SD = 13.23, 52.3% weiblich).
Tabelle 1 gibt die deskriptiven Statistiken der Skala sowie die internen Konsistenzen und den Wertebereich der Itemtrennschärfen in den verschiedenen Studien wieder. Die Werte sind durchweg als hoch bis sehr hoch zu kennzeichnen.
Tabelle 1
Mittelwerte (M) und Standardabweichungen (SD), interne Konsistenzkoeffizienten (Cronbachs Alpha) und Wertebereich der Itemtrennschärfen (rit-i) der SWE-IV-16 in verschiedenen Stichproben (n)
Studie | n | M | SD | Cronbachs Alpha | Bereich rit-i |
---|---|---|---|---|---|
1 Psychologie - alle Semester | 78 | 3.42 | 0.46 | .86 | .33-.61 |
2 Psychologie - 1. Semester | 137 | 3.39 | 0.52 | .89 | .35-.68 |
3 Informatik - 1. Semester | 90 | 3.56 | 0.54 | .88 | .41-.64 |
4 Bildungswissenschaften | 101 | 3.48 | 0.50 | .89 | .40-.66 |
5 Allgemeinbevölkerung | 86 | 3.58 | 0.39 | .90 | .44-.68 |
Test-Retestreliabilitäten wurden im Rahmen einer Längsschnittstudie ermittelt, in der die Teilnehmenden der Studien 2 und 3 über einen Zeitraum von 18 Monaten jeweils viermal (zu Studienbeginn sowie zu Beginn des 2., 3. und 4. Fachsemesters) die SWE-IV-16 bearbeiteten. Die Test-Retestkorrelationen für je zwei benachbarte Messzeitpunkte (6-Monats-Intervall) variierten in der Stichprobe der Psychologiestudierenden zwischen rtt = .62 und rtt = .70, bei den Informatikstudierenden zwischen rtt = .58 und rtt = .66). Über den gesamten Erhebungszeitraum von 18 Monaten ergab sich für Psychologiestudierende eine Test-Retestkorrelation von rtt = .47, bei den Informatikstudierenden lag der Wert mit rtt = .70 deutlich höher.
Validität
(1) Strukturelle Validität: Eine konfirmatorische Faktorenanalyse der Daten aus den drei Konstruktionsstichproben (N = 305) zeigt für die Gesamtstichprobe einen akzeptablen Fit für ein Modell, in dem alle 16 Items auf einem gemeinsamen Faktor laden (chi-Quadrat = 247.47, df = 104, p <.001, RMSEA = .065, CFI = .891, TLI = .874).
(2) Konstruktvalidität: Um die Konstruktvalidität der Skala zu prüfen, wurden in den beschriebenen Stichproben ihre Zusammenhänge mit validitätskonvergenten und -divergenten Fragebögen und Leistungstests ermittelt (z. B. Mayer et al., 2014). Erwartungsgemäß fanden sich hochsignifikant positive Korrelationen der SWE-IV-16 mit generalisierten und bereichsspezifischen Selbstwirksamkeitseinschätzungen sowie mit - konzeptuell eng verwandten - Maßen des akademischen Selbstkonzepts und des Selbstwertgefühls:
- Skala zur Allgemeinen Selbstwirksamkeitserwartung (SWE; Schwarzer & Jerusalem, 1995): r = .58** (Studie 4);
- Fragebogen zur Erfassung Computerbezogener Selbstwirksamkeitserwartungen (SWE-C; Kohlmann et al., 2005): r = .24* (Studie 1);
- Rosenberg Self-Esteem Scale - deutsche Fassung (RSES/D; Ferring & Filipp, 1996): r = .36** (Studie 1);
- Skalen zur Erfassung des schulischen Selbstkonzepts (SESSKO; Schöne, Dickhäuser, Spinath & Stiensmeier-Pelster, 2002) - Subskala "Absolutes Selbstkonzept": r = .48** (Studie 2)/r = .48** (Studie 3). Zudem ergaben sich in drei Studien erwartungskonforme moderate Zusammenhänge mit lernförderlichen motivationalen Orientierungen, die mit den Skalen zur Erfassung der Lern- und Leistungsmotivation - Studierendenversion (SELLMO-ST; Spinath, Stiensmeier-Pelster, Schöne & Dickhäuser, 2002) abgebildet wurden:
- Lernzielorientierung (.20 < = r < = .33)
- Vermeidungs-Leistungsziele (-.20 > = r > = -.23);
- Arbeitsvermeidung (-.22 > = r > = -.30).
Darüber hinaus fanden sich - wenngleich schwache - Zusammenhänge mit dem selbstberichteten fachlichen Informationsverhalten: In Studie 4 gaben Studierende mit höheren Selbstwirksamkeitserwartungen an, mehr für ihr Fach spezifische wissenschaftliche Informationsquellen (z. B. Fachdatenbanken, Volltextrepositorien) zu kennen (r = .20*) und diese häufiger zu nutzen (r = .22*). Sie berichteten ferner über umfangreichere fachliche Rechercheerfahrungen (Index aus drei Items zu verschiedenen Recherchearten, z. B. nach bestimmten Publikationen bzw. zu einem bestimmten Thema; r = .23**). Der letztgenannte Befund wurde im Rahmen der Längsschnittstudie an Psychologiestudierenden (Studie 2) repliziert. Hier fanden sich zu den vier Messzeitpunkte durchweg bedeutsame Korrelationen der SWE-IV-16 mit dem Umfang fachlicher Rechercheerfahrungen (t1: r = .35**; t2: r = .32**; t3: r = .31**; t4: r = .43**). Die Zusammenhänge zwischen (subjektiven) Selbstwirksamkeitsüberzeugungen und (objektiven) Scores in fachlichen Informationskompetenztests fielen demgegenüber schwach und inkonsistent aus. So korrelierte die SWE-IV-16 in der Längsschnittstudie (Studie 2 & 3) zu den vier Erhebungszeitpunkten nicht bedeutsam mit einem prozeduralen Wissenstest zu Informationsrecherchefertigkeiten (Rosman et al., 2016). In Studie 4 war die SWE positiv mit einem deklarativen Wissenstest zur Informationsrecherche und -bewertung (ILT-P; Leichner et al., 2013; r = .17*) korreliert, doch ergab sich erneut keine bedeutsame Korrelation mit einem Wissenstest zum prozeduralen Recherchewissen (Rosman et al., 2016, r = .06). Das Ausbleiben bedeutsamer Zusammenhänge lässt sich einerseits durch die begrenzte inhaltliche Überlappung der Kompetenzen erklären, die mit dem Leistungstest und der SWE-IV-16 gemessen werden. Andererseits ist auch aus anderen Fähigkeitsbereichen eine geringe Überlappung zwischen selbsteingeschätzten Kompetenzen und "objektiven" Kompetenzen bekannt (z. B. Freund & Kasten, 2012), so dass dieser Befund die Validität der SWE-IV-16 nicht in Frage stellt.
Normierung
Zum aktuellen Zeitpunkt (September 2018) liegen keine Normwerte für die SES-IV-16 vor. Als Vergleichswerte können die in Tabelle 1 berichteten Mittelwerte und Standardabweichungen aus studentischen Stichproben herangezogen werden.
Anwendungsmöglichkeiten
Das Haupteinsatzgebiet der SWE-IV-16 liegt in der pädagogisch-psychologischen Forschung. Nach Mayer et al. (2014) kann die Skala in Stichproben von älteren Jugendlichen und Erwachsenen als Forschungsinstrument verwendet werden, um beispielsweise reziproke Beziehungen zwischen Selbstwirksamkeitsüberzeugungen und Informationskompetenzen zu analysieren. In Anwendungskontexten kann die Skala genutzt werden, um Personen mit niedrigen Selbstwirksamkeitsüberzeugungen zu identifizieren, die gezielter Unterstützung bedürfen, um ihre Lernpotenziale auszuschöpfen. Schließlich wird die Eignung der Skala als Evaluationsinstrument postuliert, das im Kontext von Informationskompetenzschulungen eingesetzt werden kann. Eine Eignung zur Veränderungsmessung wurde bisher allerdings nicht empirisch nachgewiesen.
Bewertung
Die SWE-IV-16 hat sich in studentischen Stichproben als reliables, valides und ökonomisches Maß für Selbstwirksamkeitsüberzeugungen mit Blick auf die Informationssuche bewährt. Obwohl die Items der eindimensionalen Skala inhaltlich ein breites Spektrum an behavioralen, kognitiven und metakognitiven Aktivitäten während einer Informationssuche abdecken, fanden sich empirisch keine Hinweise auf eine Mehrdimensionalität der entsprechenden Selbstwirksamkeitsüberzeugungen. Im Gegensatz zu bestehenden Skalen (z. B. Kurbanoglu et al., 2006) bezieht sich das Instrument nicht auf Anforderungen des formalen Lernens im universitären Umfeld, sondern eignet sich auch für den Einsatz in der allgemeinen Bevölkerung, z. B. bei Jugendlichen oder erwachsenen Lernenden. Korrelative Befunde geben erste Hinweise auf die konvergente Validität der Skala. Es fehlen jedoch bislang Belege für die Veränderungssensitivität (etwa im Kontext von Informationskompetenztrainings), welche die Eignung der SWE-IV-16 als Evaluationsinstrument belegen könnten.
Erstmals publiziert in:
Behm, T. (2015). Informationskompetenz und Selbstregulation: Zur Relevanz bereichsspezifischer Selbstwirksamkeitsüberzeugungen. In A.-K. Mayer (Hrsg.), Informationskompetenz im Hochschulkontext - Interdisziplinäre Forschungsperspektiven (S. 151-162). Lengerich: Pabst. PSYNDEX Dok.-Nr. 0286015
Literatur
Association of College & Research Libraries. (2000). Information literacy competency standards for higher education. Chicago: Association of College & Research Libraries.
Behm, T. (2015). Informationskompetenz und Selbstregulation: Zur Relevanz bereichsspezifischer Selbstwirksamkeitsüberzeugungen. In A.-K. Mayer (Hrsg.), Informationskompetenz im Hochschulkontext - Interdisziplinäre Forschungsperspektiven (S. 151-162). Lengerich: Pabst. PSYNDEX Dok.-Nr. 0286015
Brand-Gruwel, S., Wopereis, I. G. J. H. & Vermetten, Y. (2005). Information problem solving by experts and novices: Analysis of a complex cognitive skill. Computers in Human Behavior, 21, 487-508.
Catalano, A. J. (2016). Streamlining LIS research: a compendium of tried and true tests, measurements, and other instruments. Santa Barbara, CA: ABC-CLIO.
Ferring, D. & Filipp, S. H. (1996). Messung des Selbstwertgefühls: Befunde zu Reliabilität, Validität und Stabilität der Rosenberg-Skala. Diagnostica, 42 (3), 284-292. PSYNDEX Dok.-Nr. 0104364
Freund, P. A. & Kasten, N. (2012). How smart do you think you are? A meta-analysis on the validity of self-estimates of cognitive ability. Psychological Bulletin, 138 (2), 296-321.
Kohlmann, C.-W., Eschenbeck, H., Heim-Dreger, U., Albrecht, H., Hole, V. & Weber, A. (2005). Entwicklung und Validierung einer Skala zur Erfassung computerbezogener Selbstwirksamkeitserwartungen (SWE-C). In K.-H. Renner, A. Schütz & F. Machilek (Hrsg.), Internet und Persönlichkeit. Differentiell-psychologische und diagnostische Aspekte der Internetnutzung (S. 11-23). Göttingen: Hogrefe. PSYNDEX Dok.-Nr. 0179935
Kurbanoglu, S. S. (2003). Self-efficacy: A concept closely linked to information literacy and lifelong learning. Journal of Documentation, 59 (6), 635-646.
Kurbanoglu, S. S., Akkoyunlu, B. & Umay, A. (2006). Developing the Information Literacy Self-Efficacy Scale. Journal of Documentation, 62 (6), 730-743.
Leichner, N., Peter, J., Mayer, A.-K. & Krampen, G. (2013). Assessing information literacy among German psychology students. Reference Services Review, 41, 660-674. PSYNDEX Dok.-Nr. 0279940
Mayer, A.-K., Behm, T., & Krampen, G. (2014). Development of a Self-Efficacy Scale for Information Searching Behavior (SES-IB-16) (Powerpoint-Präsentation). International Conference on Motivation, Helsinki, Finland.
Rosman, T., Mayer, A.-K. & Krampen, G. (2016). Measuring psychology students' information-seeking skills in a scenario-based test format: Construction and validation of the PIKE-P test. European Journal of Psychological Assessment, 32 (3), 220-229.
Schöne, C., Dickhäuser, O., Spinath, B. & Stiensmeier-Pelster, J. (2002). SESSKO. Skalen zur Erfassung des schulischen Selbstkonzepts, Testmanual. Göttingen: Hogrefe. PSYNDEX Dok.-Nr. 9004611
Schwarzer, R. & Jerusalem, M. (1995). Generalized Self-Efficacy scale. In J. Weinman, S. Wright & M. Johnston (Eds.), Measures in health psychology: A user's portfolio. Causal and control beliefs (pp. 35-37). Windsor, England: NFER-NELSON.
Spinath, B., Stiensmeier-Pelster, J., Schöne, C. & Dickhäuser, O. (2002). SELLMO- Skalen zur Erfassung der Lern-und Leistungsmotivation. Göttingen: Hogrefe. PSYNDEX Dok.-Nr. 9004610
Rückmeldeformular
Rückmeldung über die Anwendung eines Verfahrens aus dem Testarchiv des Leibniz-Instituts für Psychologie (ZPID) an die Testautoren/-innen
Kontaktdaten
Dr. Anne-Kathrin Mayer, Deutsche Rentenversicherung Bund Deutschland,
Prof. em. Dr. Günter Krampen, Emeritus, Universität Trier, Abteilung für Klinische Psychologie, Psychotherapie und Wissenschaftsforschung (bis 31.3.2016), Direktor des Leibniz-Instituts für Psychologie (ZPID) (bis 30.6.2017), D-54296 Trier