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Gülay Karadere (Dipl.-Psych.)
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Nachweise und Beschreibungen weiterer Testverfahren bei PubPsych
FSPlay
Familienskulptur mit Playmobilfiguren
Kurzabstract
Mit dem FSPlay werden innere "Arbeitsmodelle" (Schemata) von Bindungs-/Familien-/Partnerschafts-/Freundschaftsbeziehungen erhoben. Anhand mehrerer Spielfiguren sollen eine oder mehrere Skulpturen gestaltet werden, z. B. zu aktuellen Familiensituation, zur Vergangenheit und/oder Zukunft. Die Testkonstruktion orientierte sich u.a. an der Bindungstheorie und systemischen Familientheorie und anderen Figurenplatzierungsverfahren. Reliabilität: Die Interraterreliabilität basierend auf zwei unabhängigen Ratings von 30 Skulpturen wurde längsschnittlich berechnet (.70 < = Kappa < = 1.00). Validität: Die Augenscheinvalidität und der Aufforderungscharakter von FSPlay erwiesen sich als sehr hoch. Die konvergente Validität wurde nachgewiesen.
Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID). (2025). Open Test Archive: FSPlay. Familienskulptur mit Playmobilfiguren. Verfügbar unter: https://www.testarchiv.eu/de/test/9006705
Zitierung
Sydow, K. v. (2025). FSPlay. Familienskulptur mit Playmobilfiguren [Verfahrensdokumentation, Dokumentationsbogen, Instruktionsanleitung, Auswertungskategoriensystem, Darstellung der triadischen Kategorien]. In Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID) (Hrsg.), Open Test Archive. Trier: ZPID.
https://doi.org/10.23668/psycharchives.16385
Kurzinformationen
Kurzname FSPlay
Engl. Name Family Sculpture with Playmobil Pieces
Autoren Sydow, K. v.
Erscheinungsjahr im Testarchiv 2025
Copyright/Lizenz Copyright Autorin; CC-BY-SA 4.0
Sprachversionen deu
Altersbereich ab 5 Jahre
Itemzahl Keine; mehrere variabel einsetzbare Spielfiguren
Subskalen Kategorien: 1 Psychologische Bedeutsamkeit der repräsentierten Personen, 2 Nähe/Kohäsion zwischen den Personen, 3 Hierarchie, 4 Attribute der verwendeten Spielfigur/Repräsentation
Durchführungszeit ca. 10 Minuten
Auswertungsdauer ca. 20 Minuten
Interraterreliabilität (Indikator für Objektivität): .70 < = Kappa < = 1.00.
Angaben zur Augenschein-, inhaltlichen und konvergenten Validität.
Keine.
Anwendungsbereich Forschung
Diagnostische Zielsetzung
Durch die symbolische, nichtsprachliche Darstellung von Familienkonstellationen können innere "Arbeitsmodelle" (Schemata) von Bindungs-/Familien-/Partnerschafts-/Freundschaftsbeziehungen erhoben werden, bezogen auf die Herkunftsfamilie, die aktuelle Situation und die Zukunft (z. B. Therapieziel). FSPlay ist einsetzbar in der entwicklungs-/familienpsychologischen Grundlagenforschung und in der klinisch-therapeutischen Praxis mit Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen.
Aufbau
Die Teilnehmenden werden gebeten, mit vorgegebenen Spielfiguren (Erwachsene, Kinder, Babys, Tiere, Spezialfiguren) auf einem Standardschachbrett 1-3 Skulpturen zu ihrer Herkunftsfamilie, aktuellen und/oder zukünftigen Situationen zu gestalten.
Grundlagen und Konstruktion
Die Testkonstruktion orientierte sich an theoretischen Überlegungen (Bindungstheorie, systemische Familientheorie) und anderen Figurenplatzierungsverfahren (z. B. FAST, KFST).
Empirische Prüfung und Gütekriterien
Reliabilität: In einer Längsschnittstudie mit 30 werdenden Elternpaaren wurde (bis auf die Kategorie "Visueller Kontakt") eine hohe Interraterreliabilität basierend auf zwei unabhängigen Ratings von 30 Skulpturen festgestellt (.70 < = Kappa < = 1.00).
Validität: Die Augenscheinvalidität und der Aufforderungscharakter von FSPlay erwiesen sich als sehr hoch. Die konvergente Validität von FSPlay und AAI-Daten ("Zu welchem Elternteil fühlten Sie sich am nächsten (als Kind)?") erwies sich als signifikant (k = .21; p < = .05).
Normen: Normen liegen derzeit noch nicht vor.
Testkonzept
Theoretischer Hintergrund
Das im Jahr 1999 entwickelte diagnostische Verfahren "Familienskulptur mit Playmobilfiguren" (FSPlay) orientiert sich an der Familiensystemtheorie und der Bindungstheorie (Arnold, Joraschky & Cierpka, 2008; Bowlby, 1979; Klein & White, 1996; Sydow, 2002, 2007, 2008; Sydow, Beher, Retzlaff & Schweitzer, 2007; Sydow, Vogel, Hilffert & Ullmeyer, 1999) und etablierten Figurenplatzierungsverfahren wie dem Familiensystemtest (FAST; Gehring, 1998, 2024; Gehring, Debry & Smith, 2001; Gehring & Marti, 2000) oder dem Kvaebaek Family System Test (KFST; Cromwell, Fournier & Kvaebaek, 1981). FSPlay eröffnet Möglichkeiten der systemischen (Kategorien zur triadischen Distanz) und bindungsorientierten Diagnostik (symbolische Repräsentation von Körperkontakt) der inneren Repräsentanzen (Schemata), die Menschen von ihrem sozialen Kontext wie z. B. Partnerschaft und Familie haben (vgl. Bowlby, 1979: "innere Arbeitsmodelle" von Bindung).
FSPlay baut auf bereits etablierte "figure placement techniques" auf, unterscheidet sich aber in folgenden Punkten von den Vorgängerverfahren wie KFST und FAST:
(a) Nur bei FSPlay gibt es Kategorien zu triadischen Distanzen.
(b) Nur bei FSPlay (und KFST), nicht aber im FAST (alle Figuren sind gleich groß) ist die Abbildung unterschiedlicher Altersklassen möglich: FSPlay verwendet Figuren in drei unterschiedlichen Größen/Altersklassen (Erwachsene, Kinder, Babys).
(c) Nur bei FSPlay besteht die Möglichkeit, Nähesuchen und körperliche Berührung abzubilden als zentrale Ausdrucksformen von Bindungsverhalten (Bowlby, 1979; Montagu, 1971) mit hoher Bedeutung für die menschliche Stressregulation und Gesundheit (Levine, 2011; Siegel, 2010).
Testaufbau
Mit dem FSPlay werden innere "Arbeitsmodelle" (Schemata) von Bindungs-/Familien-/Partnerschafts-/Freundschaftsbeziehungen erhoben.
Die Teilnehmenden werden gebeten, mit dem Testmaterial eine oder mehrere Skulpturen zu gestalten, z. B. zu ihrer aktuellen Familiensituation, zur Vergangenheit (z. B. Herkunftsfamilie der Kindheit in einem definierten Alter) oder Zukunft (z. B. Therapieziel/Wie soll es sein, wenn keine Therapie mehr benötigt wird?). Die Skulpturen werden dokumentiert mit Fotos und Notizen auf einem Dokumentationsbogen.
Auswertungsmodus
Die Auswertung kann sich entweder – aufwendiger – an einem neu entwickelten Kategoriensystem orientieren, das auf der Basis der Auswertungssysteme anderer Figurenplatzierungsverfahren sowie der Grundlagenforschung entwickelt wurde oder sich – weniger aufwendig – an flexibel einsetzbaren klinischen Aspekten orientieren.
Standardisiertes Kategoriensystem
Die Kategorien orientieren sich an Vorarbeiten unserer Arbeitsgruppe (Chehade (geb. Oehmichen) & Sydow, 2016; Sydow, Vogel, Hilffert & Chehade, 2015). Zwei Kategorien wurden vom FAST adaptiert (Batisweiler, 1992; Gehring, 1998) und die weiteren Kategorien neu entwickelt (siehe das FSPlay-Kodiersystem unter "Auswertungshilfen"):
(1) Kategorien zur psychologischen Bedeutsamkeit der repräsentierten Person(en)
(a) Spontanität der Platzierung
(b) Position auf dem Spielbrett;
(2) Kategorien zur Nähe/Kohäsion zwischen zwei oder drei Personen
(a) dyadische Distanz wird als Indikator emotionaler Distanz vs. Nähe interpretiert (vgl. FAST, KFST);
(b) triadische Distanz: relative Distanzen zwischen drei Personen wie Mutter-Vater-Kind; Körperkontakt; andere Figur, die Bezugsperson symbolisiert, weggedreht vom Probanden-Repräsentanten);
(3) Hierarchie(unterschiede)
(a) Erhöhung der Figur: Höhenunterschiede zwischen Figuren, die mit Hilfe von Holzklötzchen hergestellt werden können, werden als Anzeichen von Hierarchiedifferenzen gedeutet, in dem Sinne, dass der höher stehenden Figur mehr Macht oder Einfluss zugeschrieben wird (vgl. FAST, KFST);
(b) Körperposition: stehend, sitzend, liegend.
(4) Attribute der verwendeten Spielfigur/Repräsentation
(a) Altersklasse: Erwachsener; Kind; Baby;
(b) Figurentyp: Aussehen usw.;
(c) symbolisierte Person war zum Zeitpunkt, auf den sich das Genogramm bezieht, lebendig vs. verstorben.
Flexible klinische Auswertung:
Orientiert an der Bindungs- und Familiensystemtheorie (Bowlby, 1979; Edell & Kaslow, 1991; Sydow, 2002, 2008) und empirischen Arbeiten (Fury, Carlson & Sroufe, 1997; Gardener, 1998) können folgende Attribute von FSPlay-Skulpturen der Herkunftsfamilie auf klinische Risikofaktoren hindeuten (Sydow, 2018):
- die spontane Nicht-Abbildung wichtiger Bezugspersonen (z. B. Mutter, Vater);
- große Distanz zu beiden Eltern (insbesondere in der frühen Kindheit) und "Ganz alleine dastehen" von Personen, insbesondere Repräsentanten von Kindern/Babys (weder Eltern noch Ersatz-Bezugspersonen in der Nähe repräsentiert);
- von ProbandInnen abgewandte, weg gedrehte Eltern(teile);
- Indikatoren für eine Rollen-Umkehr zwischen Eltern(teil) und Kind (z. B. Verwendung von Kinderfiguren für erwachsene Elternteile oder Erwachsenenfiguren für Kinder);
- überraschender/eigenartiger Gebrauch des Materials wie z.B. Verwendung von Tierfiguren als Repräsentanten von Menschen (wenn kein Mangel an menschlichen Figuren herrscht), Verwendung von „Gruselfiguren“ (z. B. Gespenst, Vampir) für Bezugspersonen oder gewaltsames Zerlegen von Spielfiguren. Entscheidend im klinischen Kontext ist aber immer das Gespräch mit der/m Klientin/en: Was fällt ihr/ihm an der Skulptur auf? Wie erlebt sie/er die Skulptur? Wie denkt sie/er, fühlen sich die abgebildeten Personen in dieser Konstellation ...
Auswertungshilfen
Aus den definierten Kategorien (siehe Auswertungsmodus) wurde das FSPlay-Kodiersystem entwickelt:
Psychologische Bedeutsamkeit der repräsentierten Personen
1 Spontanität der Platzierung (Ordinalskala):
1.1) Figur wurde spontan aufgestellt;
1.2) Figur wurde auf Nachfrage des Interviewenden hin aufgestellt;
1.3) Die Aufstellung dieser Figur wurde vom Teilnehmenden verweigert
1.2) und 1.3) können nur dann unterschieden werden, wenn die Interviewenden - sofern zentrale Personen nicht repräsentiert werden - die Teilnehmenden bitten, diese noch aufzustellen.
2 Position der Figur auf dem Spielbrett (Schachbrett mit 8 x 8 Feldern) (Ordinalskala; s. Dokumentationsbogen):
2.1) Zentrum = die vier zentralen Felder (D5, E5, D4, E4)
2.2) Seitenbereich = zwei Felder breiter Streifen um das Zentrum (B7-G7, B6-G6, usw.)
2.3) Rand des Spielbretts = ein Feld breiter äußerster Rand (A8-H8, A7, H7 usw.)
2.4) Figur hat Position außerhalb des Spielbretts.
Nähe/Kohäsion
3 Dyadische Distanz zwischen Teilnehmenden-Repräsentant/-in und einer anderen Person (z. B. Mutter) (Ordinalskala):
3.1) sehr nah: Distanz < = Seitenlänge eines Feldes auf dem Schachbrett;
3.2) nah: Distanz < = zwei Felder;
3.3) mittlere Distanz: Distanz < = drei Felder;
3.4) entfernt: Distanz < = vier Felder;
3.5) sehr entfernt: Distanz < = fünf Felder.
Daraus kann auch ein Ranking der drei nahesten Personen abgeleitet werden.
4 Relative triadische Distanz (Nominalskala); z. B. zwischen Teilnehmenden-Mutter-Vater (s. Dokumentationsbogen).
5 Körperkontakt zwischen dem Teilnehmenden-RepräsentantInnen und einer anderen Person (z.B. Mutter) (dichotome Skala: ja-nein)
6 Andere Figur weggedreht vom Teilnehmenden-RepräsentantInnen (dichotome Skala: ja-nein).
Hierarchie
7 Höhe der Figur (Intervallskala: 0-5 cm: steht auf dem Schachbrett (= 0 cm) oder erhöht auf Holzklötzchen (= je nach Höhe der Klötzchen: 2 bis 5 cm; bei gestapelten Klötzchen auch noch mehr)
8 Körperposition (Nominalskala: stehend, sitzend, liegend).
Attribute der jeweiligen Figur
9 Altersklasse (ordinal: Erwachsener, Kind, Baby)
10 Typ der Figur (22 menschliche/Tier-Figuren): Projektive Symbolik?
11 Symbolisierte Person war lebend vs. verstorben zum Referenzzeitpunkt (dichotom) (abgeleitet aus dem Genogramm).
Die Kategorien 1-3, 5-11 werden für jede (bedeutsame) Figur geratet (z. B. bzgl. Herkunftsfamilie in der Kindheit: selbst, Mutter, Vater, vier Großelternteile, ältestes Geschwisterkind; aktuelle Familie bei jungen Eltern: selbst, Partner, Baby, Eltern, Geschwister, Schwiegereltern).
Auswertungszeit
Bei einer exakten standardisierten und auch computereinlesbaren Auswertung werden ca. 20 Minuten benötigt.
Für den klinischen Alltagsgebrauch eignet sich eine nicht-standardisierte Auswertung, die fokussiert auf etwaige klinische Probleme (siehe unter „Auswertungsmodus“) sowie auch auf Ressourcen (z. B. positive Bindungsrepräsentanzen bzgl. Eltern oder Partner/in, aber auch Geschwister, Freunde/Freundinnen, Haustiere usw.) und mit der/dem Klientin/-en gemeinsam erarbeitet wird.
Itembeispiele
Es ist ein nichtsprachliches, symbolisch-metaphorisches Figurenplatzierungsverfahren – es gibt keine verbalen Items.
Items
Das Verfahren besteht aus Playmobilfiguren, die auf einem Spielbrett (Schachbrett) angeordnet werden. Nähere Informationen finden sich auf dem Dokumentationsbogen.
Durchführung
Testformen
Spezifische Formen liegen bisher nicht vor. Skulpturen mit Spielfiguren allgemein und besonders Playmobilfiguren im Besonderen werden jedoch in der Systemischen Therapie sowie auch in Beratung, Coaching und Begutachtung häufig eingesetzt – es existiert bisher jedoch fast keine empirische Forschung zu diesem Vorgehen (s. Sydow, 2018, 2025; Sydow & Taubner, 2024).
Altersbereiche
Das Verfahren kann bei Kindern ab ca. 5 Jahre, Jugendlichen und Erwachsenen (bis ca. 100 Jahre) eingesetzt werden.
Durchführungszeit
Durchschnittlich ist pro Skulptur mit ca. 10 Minuten Durchführungszeit zu rechnen.
Material
Für die Durchführung des FSPlay werden neben der Verfahrensdokumentation und dem Dokumentationsbogen folgende Materialien benötigt: (mindestens) 20 Figuren: 6 Frauen-, 6 Männer-Figuren (jeweils 7 cm); 3 Mädchen, 3 Jungen (jeweils 5,5 cm); 2 Babys (3,5 cm); 2 Tiere (Hund, Affe); 5 Holzklötzchen (1,5 cm und 3 cm hoch), durch die Spielfiguren erhöht werden können; dieses Figurenset wurde in der Folge noch ergänzt durch spezielle Figuren (Vampir, Gespenst, Ritter), die sowohl von Kindern (Oehmichen, 2010; Chehade (geb. Oehmichen) & Sydow, 2016)) als auch von Erwachsenen (klinische Erfahrung der Autorin) gern eingesetzt werden.
Die menschlichen Spielfiguren repräsentieren unterschiedliche physische Typen, haben jedoch in Anbetracht der überwiegend deutschen Stichprobe meist helle Haut. (Es sind evtl. nicht mehr exakt dieselben Figuren im Handel erhältlich, aber ähnliche Figuren. Im therapeutischen Kontext ist heute mit ethnischer Diversität zu rechnen, deshalb sollten die Figuren auch bzgl. Hautfarbe diverser sein als in Chehade und Sydow (2016). Bei der klinischen Arbeit mit FSPlay hat sich inzwischen herausgestellt, dass es auch relevant ist Haustiere wie Hunde, Katzen und Pferde in das Figurenset einzuschließen).
Zudem wird ein Standard-Schachbrett (43 cm2) für die Aufstellung der Figuren benötigt.
Instruktion
Die Instruktionen für die Anwendung bei Erwachsenen wurden adaptiert von Batisweiler (1992) (s. Dokumentationsbogen), die Instruktionen für die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen finden sich bei Chehade und Sydow (2016, S. 414).
Durchführungsvoraussetzungen
Zu gewährleisten sind Ungestörtheit und Bereitschaft der/des Probandin/-en/Klientin/-en, seine (Herkunfts-/aktuelle/zukünftig gewünschte) Familien-/Partnerschafts-/Freundschaftssituation aufzustellen.
Die "Vollständigkeit" der dargestellten Skulptur kann nur überprüft werden, wenn zuvor Familiendaten erhoben wurden (z. B. ein Genogramm; siehe Sydow, 2007).
Die Spielfiguren müssen in handelsüblichen Geschäften erworben werden (können).
Sofern Skulpturen mit Kindern oder Jugendlichen erhoben werden, sollte vorab mit dem Kind geklärt werden, ob die Eltern/Bezugspersonen diese Skulpturen a) in jedem Fall oder b) nur mit Einwilligung des Kindes zu sehen bekommen.
Testkonstruktion
Die Testkonstruktion orientierte sich an theoretischen Überlegungen zur Familiensystemtheorie und Bindungstheorie sowie an anderen "figure placement techniques" wie FAST und KFST (siehe unter "Theoretischer Hintergrund").
Gütekriterien
Objektivität
Das Vorgehen bei der Erhebung ist standardisiert. Die Instruktionen sind vorgegeben. Die Auswertungsobjektivität wird durch das Kodiersystem gewährleistet. Die Interraterreliabilität wurde getestet. Angaben hierzu sind unter „Reliabiliät“ aufgeführt.
Reliabilität
In einer Längsschnittstudie mit 30 werdenden Elternpaaren wurden die Interraterreliabilitäten basierend auf zwei unabhängigen Ratings von 30 Skulpturen (Skulptur t1-1 und t1-2) geprüft. Sie waren perfekt (Kappa/k = 1.00: Typ der Figur, Altersklasse, Erhöhung, weggedrehte Figuren) oder gut (k = .70-1.00: dyadische Distanz, Position, Körperhaltung, Spontanität der Platzierung; Körperkontakt). Nur die Kategorie "Visueller Kontakt (zwischen Figuren)" musste aufgrund einer zu schwachen Interraterreliabilität von der weiteren Analyse ausgeschlossen werden (Vogel, 1999).
Validität
Alle 60 Probanden der Elternschaftsstudie waren in der Lage und bereit, Familienskulpturen zur Herkunftsfamilie in ihrer Kindheit, zur aktuellen und zukünftigen Familie zu erstellen. Häufiges Lachen und spontanes Spiel mit den Figuren deutete darauf hin, dass das Testmaterial als attraktiv wahrgenommen wurde. Ein Indikator der Augenscheinvalidität von FSPlay ist, dass fast alle Teilnehmer meinten, das sei eine interessante und sinnvolle Aufgabe, dass manche auf die psychologische Bedeutsamkeit ihrer Skulpturen hinwiesen und beim zweiten Interview bemerkten, dass sie über ihre t1-Skulpturen nachgedacht hätten oder/und sie mit ihrem Partner diskutiert hätten.
Die konvergente Validität von FSPlay und AAI-Daten wurde überprüft: Obwohl die explizite Antwort auf die AAI-Frage "Zu welchem Elternteil fühlten Sie sich am nächsten (als Kind)?" sich auf die mittlere Kindheit bezieht, nicht auf das erste Lebensjahr, war die "Cross method"-Übereinstimmung bzgl. der relativen Nähe zwischen Befragtem und Eltern in Skulptur 1 (Mutter näher zum Probanden – beide Eltern gleich nah - Vater näher zum Probanden) signifikant (k = .21; p < = .05; Hilffert, 1999; Vogel, 1999).
Normierung
Normdaten liegen bisher nicht vor.
Anwendungsmöglichkeiten
Die "Familienskulptur mit Playmobilfiguren (FSPlay)" kann mit wenig Aufwand in unterschiedlichen forschungsbezogenen (Familien- und Bindungsforschung) und klinischen Arbeitsfeldern bei Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen eingesetzt werden (Einzel-, Paar-, Familientherapie/-beratung, Supervision, Sorgerechtsgutachten, Mediation). Sowohl Erwachsenen als auch Kindern und Jugendlichen macht diese Aufgabe meist Spaß, sie erleben FSPlay als relevant und sinnvoll. Die Arbeit mit FSPlay führt fast unweigerlich dazu, dass Teilnehmende beginnen, Familiengeschichten zu erzählen und Ressourcen und Belastungen/Traumata abzubilden.
Bewertung
Das Verfahren muss noch weiter beforscht werden, scheint aber sowohl grundlagenwissenschaftlich als auch in der klinisch-therapeutischen Anwendung sowie für die Sorgerechtbegutachtung viele Möglichkeiten zu bieten (Sydow, 2018; Sydow & Taubner, 2024).
Erstmals publiziert in:
Sydow, K. v., Vogel, F., Hilffert, V. & Chehade, S. (2015). FSPlay. Familienskulptur mit Playmobil-Figuren. In D. Richter, E. Brähler & J. Ernst (Hrsg.), Diagnostische Verfahren für Beratung und Therapie von Paaren und Familien (S. 210-216). Göttingen: Hogrefe.
Literatur
Arnold, S., Joraschky, P. & Cierpka, A. (2008). Die Skulpturverfahren. In M. Cierpka (Hrsg.), Handbuch der Familiendiagnostik (3. Auflage; S. 305-333). Heidelberg: Springer.
Batisweiler, G. (1992). Kohäsion und Macht bei jungen Paaren, dargestellt auf der "Familienbrettskulptur". Unveröffentlichte Diplomarbeit, Universität München.
Bowlby, J. (1979). The making und breaking of affectional bonds. London: Tavistock.
Cromwell, R. E., Fournier, D. G. & Kvebaek, D. (1981). The Kvebaek Family Sculpture Technique. A diagnostic research tool in family therapy. Jonesboro, TN: Pilgrimage.
Chehade (geb. Oehmichen), S. & Sydow, K. v. (2016). Familienskulptur mit FSPlay: Von Kindern wahrgenommene Familienbeziehungen. Psychotherapeut, 61, 407–415. https://doi.org/10.1007/s00278-016-0126-z
Edell, W. S. & Kaslow, N. J. (1991). Parental perception und psychosis proneness of college students. American Journal of Family Therapy, 19, 195-205.
Fury, G., Carlson, E. A. & Sroufe, L. A. (1997). Children's representations of attachment relationships in family drawings. Child Development, 68 (6), 1154-1164.
Gardner, H. (1998). The concept of family: Perceptions of adults who were in long-term out-of-home care as children. Child Welfare, 77 (6), 681-700.
Gehring, T. M. (1998). FAST Familiensystemtest (2. Auflage). Göttingen: Beltz.
Gehring, T. M. (2024). FAST. Familiensystemtest. Eine Visualisierungsmethode für die Konzeptualisierung und Evaluation von systemischen Problemlösungen (3., vollständig überarbeitete Auflage). Göttingen: Hogrefe.
Gehring, T. M., Debry, M. & Smith, P. K. (2001). The Family System Test (FAST): Theory and applications. London: Routledge.
Gehring, T. M. & Marti, D. (2000). Evaluation of family structures with figure placement techniques. Psychological Reports, 87, 664-666.
Hilffert, V. (1999). Die Entwicklung familiärer Beziehungen beim Übergang zur Elternschaft. Eine explorative Studie mit einem neuen Familienskulpturverfahren (FSPlay). Unveröffentlichte Diplomarbeit, Universität Hamburg.
Klein, D. M. & White, J. M. (1996). Family theories: An introduction. Thousand Oaks: Sage.
Levine, P. A. (2011). Sprache ohne Worte: Wie unser Körper Trauma verarbeitet und uns in die innere Balance zurückführt. München: Kösel.
Montagu, A. (1971). Touching: The human significance of the skin. New York: Columbia University Press.
Oehmichen, S. (2010). Wie Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten ihre Familien wahrnehmen: Eine Untersuchung mithilfe systemischer Familiendiagnostik. Unveröffentlichte Diplomarbeit, Universität Hamburg.
Siegel, D. J. (2010). Die Alchemie der Gefühle. Wie die moderne Hirnforschung unser Seelenleben entschlüsselt – das Navigationssystem zu emotionaler Klarheit. München: Kailash.
Sydow, K. v. (2002). Systemic attachment theory und therapeutic practice: A proposal (invited review). Clinical Psychology & Psychotherapy, 9 (2), 77-90.
Sydow, K. v. (2007). Systemische Psychotherapie (mit Familien, Paaren und Einzelnen). In C. Reimer, J. Eckert, M. Hautzinger & E. Wilke (Hrsg.), Psychotherapie: Ein Lehrbuch für Ärzte und Psychologen (S. 289-315) (3. vollständig neu bearbeitete Auflage). Heidelberg: Springer.
Sydow, K. v. (2008). Bindungstheorie und systemische Therapie. Familiendynamik, 33 (3), 260-273.
Sydow, K. v. (2018). Skulptur und Aufstellung. Kap. 15. In K. v. Sydow & U. Borst (Hrsg.), Systemische Therapie in der Praxis (S. 217-225). Weinheim: Beltz.
Sydow, K. v. (2025). Systemdiagnostik in der Einzelfallbeurteilung. In R. Dohrenbusch (Hrsg.), Psychologische Begutachtung (S. 765.776). Berlin, Heidelberg: Springer. https://doi.org/10.1007/978-3-662-64797-4_135
Sydow, K. v., Beher, S., Retzlaff, R. & Schweitzer, J. (2007). Die Wirksamkeit Systemischer Therapie/Familientherapie. Göttingen: Hogrefe.
Sydow, K. v. & Taubner, S. (2024). Symbolisch-metaphorische und projektive Verfahren. Kap. 12. In T. Teismann, P. Thoma, S. Taubner, A. Wannemüller & Sydow, K. von (Hrsg.). Klinische Psychologie und Psychotherapie: Ein verfahrensübergreifendes Lehr- und Lernbuch (S. 165-173). Göttingen: Hogrefe.
Sydow, K. v., Vogel, F., Hilffert, V. & Chehade, S. (2015). FSPlay. Familienskulptur mit Playmobil-Figuren. In D. Richter, E. Brähler & J. Ernst (Hrsg.), Diagnostische Verfahren für Beratung und Therapie von Paaren und Familien (S. 210-216). Göttingen: Hogrefe.
Sydow, K. v., Vogel, F., Hilffert, V. & Ullmeyer, M. (1999). Die Rekonstruktion der Familienbeziehungen in der eigenen frühen Kindheit: Eine Studie mit dem neuentwickelten Verfahren Familienskulptur mit Playmobilfiguren (FSPlay) (Abstract). Psychotherapie, Psychosomatik & Medizinische Psychologie, 49 (11), S. 467.
Vogel, F. (1999). Familienskulpturverfahren mit Playmobilfiguren (FSPlay): Entwicklung und Validierung eines Auswertungssystems. Unveröffentlichte Diplomarbeit, Universität Hamburg.
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Kontaktdaten
Prof. Dr. Kirsten von Sydow, Dipl.-Psych., Psychologische Psychotherapeutin & Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin, Praxis für Psychotherapie und Beratung, Osterstraße 163, D-20255 Hamburg