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Gülay Karadere (Dipl.-Psych.)
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AFB
Autismus-Fragebögen
Kurzabstract
Der Autismus-Fragebogen (AFB) gliedert sich in zwei Fragebögen, die anhand von Elternurteilen Autismus erfassen. Fragebogen (1) dient der Verdachtsdiagnose. Er enthält 64 Items zur Wahrnehmung, Sprache sowie Verhaltens- und Kommunikationsauffälligkeiten des Kindes. Fragebogen (2) erfragt in 21 Items Daten zur Biographie, zum sozialen Umfeld, Familienkrankheiten, zur Schwangerschaft und Geburtsverlauf, zum Essverhalten, zur motorischen Entwicklung, zu bisherigen Krankheiten und zu eventuellen Behandlungsmaßnahmen. Reliabilität: Zur Reliabilität liegen keine Angaben vor. Validität: Die Diskriminierungsvalidität wurde anhand von einer Kontrollgruppe gesunder Kinder und einer Gruppe geistig behinderter Kinder untersucht. Es wurden signifikante Unterschiede zu mindestens einer Kontrollgruppe bzw. eine signifikante Trennung gegenüber beiden Kontrollgruppen gefunden.
Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID). (2023). Open Test Archive: AFB. Autismus-Fragebögen. Verfügbar unter: https://www.testarchiv.eu/de/test/9000025
Zitierung
Kehrer, H. E. (2023). AFB. Autismus-Fragebogen [Verfahrensdokumentation und Fragebogen 1 und 2]. In Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID) (Hrsg.), Open Test Archive. Trier: ZPID.
https://doi.org/10.23668/psycharchives.5380
Kurzinformationen
Kurzname AFB
Engl. Name Autism Questionnaire
Autoren Kehrer, H. E.
Erscheinungsjahr im Testarchiv 2023
Copyright/Lizenz Copyright Autor; CC-BY-SA 4.0
Schlagworte Kinderpsychiatrie; Jugendpsychiatrie; Autismus-Spektrum-Störungen
Sprachversionen deu
Konstrukt Autismus
Altersbereich Kleinkinder
Itemzahl 85 Items
Subskalen Autismus-Fragebogen 1: Wahrnehmung, Sprache sowie Verhaltens- und Kommunikationsauffälligkeiten, Autismus-Fragebogen 2: Biographie, soziales Umfeld, Familienkrankheiten, Schwangerschaft und Geburtsverlauf, Essverhalten, motorische Entwicklung, bisherige Krankheiten und Behandlungsmaßnahmen
Durchführungszeit Keine Angaben.
Auswertungsdauer Keine Angaben.
Keine Angaben.
Angaben zur diskriminanten Validität.
Keine.
Anwendungsbereich Therapie, Forschung
Diagnostische Zielsetzung
Mit dem Fragebogen soll die Verdachtsdiagnose auf ein autistisches Syndrom durch standardisierte Erfassung der Elternbeobachtungen (bezüglich des Verhaltens ihres Kindes) konkretisiert werden. Zusätzlich wird den Eltern ein zweiter Fragebogen zur Genese und Entwicklung des vermuteten Syndroms vorgelegt. Neben der Verwendung als Diagnostikum sind die Fragebögen auch zur klinischen Dokumentation vorgesehen.
Aufbau
Der Autismus-Fragebogen gliedert sich in zwei Fragebögen. Fragebogen (1) enthält 64 Items zur Wahrnehmung, Sprache sowie Verhaltens- und Kommunikationsauffälligkeiten des Kindes. Fragebogen (2) erfragt in 21 Items Daten zur Biographie, zum sozialen Umfeld, Familienkrankheiten, zur Schwangerschaft und Geburtsverlauf, zum Essverhalten, zur motorischen Entwicklung, zu bisherigen Krankheiten und zu eventuellen Behandlungsmaßnahmen.
Die Beantwortung durch die Eltern erfolgt teilweise im Multiple-Choice-Modus. Teilweise sollen Verhaltensmerkmale bestätigt werden oder nicht und zum Teil werden konkrete Angaben erfragt.
Grundlagen und Konstruktion
Eine Erstfassung des Verfahrens mit 32 Items wurde 1975 konzipiert. Als Ausgangspunkt dienten Befunde aus der einschlägigen Literatur und die langjährigen Erfahrungen des Autors mit dem autistischen Syndrom. Im Laufe weiterer Untersuchungen wurde der Fragebogen (1) auf 64 Items erweitert und der Fragebogen (2) (Syndromgenese) dem Verfahren angegliedert.
Empirische Prüfung und Gütekriterien
Reliabilität: Zur Reliabilität liegen keine Angaben vor.
Validität: Die Diskriminierungsvalidität wurde anhand von einer Kontrollgruppe gesunder Kinder und einer Gruppe geistig behinderter Kinder untersucht. Es wurden signifikante Unterschiede zu mindestens einer Kontrollgruppe bzw. eine signifikante Trennung gegenüber beiden Kontrollgruppen gefunden.
Normen: Es liegt keine Normierung vor.
Testkonzept
Theoretischer Hintergrund
Mit dem Fragebogen soll die Verdachtsdiagnose auf ein autistisches Syndrom durch standardisierte Erfassung der Elternbeobachtungen (bezüglich des Verhaltens ihres Kindes) konkretisiert werden. Zusätzlich wird den Eltern ein zweiter Fragebogen vorgelegt, betreffend die Genese und Entwicklung des vermuteten Syndroms. Neben der Verwendung als Diagnostikum sind die Fragebögen auch zur klinischen Dokumentation vorgesehen.
Testaufbau
Fragebogen (1) enthält 64 Items, die vorwiegend Wahrnehmung, Sprache sowie Verhaltens- und Kommunikationsauffälligkeiten des Kindes betreffen.
Fragebogen (2) erfragt in 21 Items Daten zur Biographie, zum sozialen Umfeld, Familienkrankheiten, zur Schwangerschaft und Geburtsverlauf, zum Essverhalten, zur motorischen Entwicklung, zu bisherigen Krankheiten und zu eventuellen Behandlungsmaßnahmen. Er dient nicht eigentlich diagnostischen Zielen, sondern soll Aufschlüsse über die Genese des Syndroms im Einzelfall, über verschiedene Begleitumstände und über den Verlauf geben.
Die Beantwortung durch die Eltern erfolgt teilweise im Multiple-Choice-Modus. Teilweise sollen Verhaltensmerkmale bestätigt werden oder nicht und zum Teil werden konkrete Angaben erfragt.
Auswertungsmodus
Die Auswertung erfolgt qualitativ. Ein numerischer Score wird nicht berechnet.
Auswertungshilfen
Bei der Auswertung kann - entsprechend einer vorgegebenen Liste - zwischen Symptomen ersten und zweiten Ranges unterschieden werden.
Auswertungszeit
Keine Angaben.
Itembeispiele
Autismus-Fragebogen 1
16. Streichen Sie von den folgenden Beschreibungen diejenige an, die am deutlichsten wiedergibt, wie sich das Kind verhält (verhielt), wenn man es anspricht (ansprach):
1 Es wendet (wandte) den Blick ab oder verdeckt (verdeckte) sogar die Augen.
2 Es ist (war) schwierig, es dazu zu bewegen, den Gesprächspartner anzuschauen, aber manchmal gelingt (gelang) es.
3 Es gelingt (gelang) recht gut, es dazu zu bewegen, den Gesprächspartner anzuschauen, nur manchmal schweift (schweifte) der Blick ab.
4 Es verhält (verhielt) sich völlig normal, indem es den Gesprächspartner anschaut (anschaute).
18. Haben (hatten) Sie das Gefühl, als sei das Kind am glücklichsten, wenn man es allein ließe?
1 Ja, das ist (war) sehr auffallend.
2 Ja, manchmal kann (konnte) man das glauben.
3 Nein, das fällt (fiel) uns nicht auf.
4 Nein. Im Gegenteil, es scheint (schien) gern Menschen um sich zu haben.
Autismus-Fragebogen 2
15. Wann wurde bei Ihrem Kinde die Diagnose "kindlicher Autismus" oder ähnl. gestellt?
_________ L.-Jahr
1 Wurden vorher andere Diagnosen gestellt? ja, nein
Wenn ja, welche? ________
16. Verlauf der Krankheit
1 Hat sich der Kontakt zu Erwachsenen gebessert? ja/nein
2 Hat sich der Kontakt zu Kindern gebessert? ja/nein
3 Ist das Kind ruhiger geworden? ja/nein
4 Haben sich die Stereotypien (häufige und unmotivierte Bewegungen) verändert? ja/nein
geringer geworden
zugenommen
andere Formen angenommen
Items
Der AFB kann unter Downloads heruntergeladen werden.
Durchführung
Testformen
Das Verfahren umfasst zwei Fragebögen, die von den Eltern des betroffenen Kindes ausgefüllt werden sollen.
Altersbereiche
Die Fragebögen können generell bei Kleinkindern mit entsprechenden Verhaltensauffälligkeiten eingesetzt werden. Dies trifft allerdings nicht für alle Items zu (z. B. Rechenfertigkeiten, Item 30)
Durchführungszeit
Keine Angaben.
Material
Neben den beiden Fragebögen ist ein Schreibgerät erforderlich.
Instruktion
Die Anweisung ist auf den Fragebögen abgedruckt und entsprechend standardisiert.
Durchführungsvoraussetzungen
Keine Angaben.
Testkonstruktion
Eine Erstfassung des Verfahrens mit 32 Items wurde 1975 konzipiert. Als Ausgangspunkt dienten Befunde aus der einschlägigen Literatur und die langjährigen Erfahrungen des Autors mit dem autistischen Syndrom. Im Laufe weiterer Untersuchungen wurde der Fragebogen (1) auf 64 Items erweitert und der Fragebogen (2) (Syndromgenese) dem Verfahren angegliedert. Die Fragen wurden außerdem auf ihre Wertigkeit gegenüber Kontrollgruppen überprüft, d. h. die Trennfähigkeit in Bezug auf "Kernautisten", "Randautisten", geistig behinderten und normalen Kindern (Beine, 1983; Eick, 1983; Kurschat, 1983).
Gütekriterien
Objektivität
Die Durchführung des Verfahrens (Ausfüllen der Fragebögen durch die Eltern) ist durch die vorgegebenen Anweisungen geregelt, Verfälschungstendenzen sind dabei jedoch nicht auszuschließen.
Reliabilität
Keine Angaben
Validität
Der Autor prüfte beide Fragebogenteile statistisch auf seine Relevanz, indem die Antworten von je 50 Kernautisten und Randautisten denen von 50 geistig behinderten und 50 normalen Kindern gegenübergestellt wurden. Dabei ergaben sich zwischen den Gruppen entsprechende Unterschiede.
Beine (1983) und Kurschat (1983) untersuchten die Diskriminierungsfähigkeit der verschiedenen Items in Bezug auf psychiatrisch diagnostizierte Autisten (n = 100), geistig behinderte Kinder (n = 50) und gesunde Kinder (n = 50).
Beine (1983) fand bei 16 Fragen mit 52 Antwortmöglichkeiten für 42 Antwortmöglichkeiten signifikante Unterschiede zu mindestens einer Kontrollgruppe und für 17 Antwortmöglichkeiten eine signifikante Trennung gegenüber beiden Kontrollgruppen.
Bezüglich 8 Fragen und 34 Antwortmöglichkeiten konnte Kurschat (1983) für 29 Antwortmöglichkeiten eine hinreichende Trennung zu einer Kontrollgruppe und für 12 Antwortmöglichkeiten zu beiden Gruppen nachweisen.
Normierung
Es liegen Daten aus über 650 ausgefüllten Fragebögen vor, eine Normierung wurde jedoch nicht unternommen.
Anwendungsmöglichkeiten
Mit diesem Fragebogen liegt ein Werkzeug in der Hand, mit dem eine Verdachtsdiagnose auf ein autistisches Syndrom gestellt werden kann. Diese lässt sich dann durch Eigenbeobachtung und -untersuchung erhärten oder ausschließen. Zudem sind die Fragebögen zur einheitlichen Symptomdokumentation sehr nützlich. Das hat sich bei mehreren Forschungsprojekten in einer Klinik gezeigt.
Bewertung
AFB – Teil 1 ist als Screeningtest zur grobdiagnostischen Abklärung autistischer Verhaltensauffälligkeiten einzustufen. Er erscheint gut geeignet, das Syndrom Autismus des Kindesalters diagnostisch vom normalen Verhalten, aber auch vom Verhalten geistig Behinderter der üblichen Formen zu isolieren. Weitere Untersuchungen hinsichtlich der Reliabilität und Validität sind wünschenswert. Der Fragebogen kann eine detailliertere Verhaltensbeobachtung und fachmännische Diagnose jedoch nicht ersetzen. Wie bei allen Fragebögen ist aus der Beantwortung der Autismus-Fragebögen keine diagnostische Sicherheit zu erhalten.
Erstmals publiziert in:
Kehrer, H. E. (1975). Autismus-Fragebogen. Münster: Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Kinder- und jugendpsychiatrische Abteilung des Zentrums für Nervenheilkunde. PSYNDEX Dok.-Nr. 9000025
Literatur
Beine, K.-J. (1983). Vergleichende Untersuchung der Wahrnehmung autistischer, geistig behinderter und normaler Kinder anhand eines Fragebogens. Unveröffentlichte Dissertation, Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Kinder- und jugendpsychiatrische Abteilung.
Eick, R. (1983). Frühkindlicher Autismus. Empirische Untersuchung der frühkindlichen und kindlichen Entwicklung von Autisten im Vergleich zu geistig behinderten und normalen Kindern. Unveröffentlichte Dissertation, Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Kinder- und jugendpsychiatrische Abteilung.
Kurschat, M. (1983). Vergleichende Untersuchung des Sprach- und Kommunikationsverhaltens autistischer, geistig behinderter und normaler Kinder anhand eines Fragebogens. Unveröffentlichte Dissertation, Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Kinder- und jugendpsychiatrische Abteilung.
Wichtige neuere Publikationen
Kehrer, H. E. (1995). Autismus. Diagnostische, therapeutische und soziale Aspekte (5., überarbeitete und aktualisierte Auflage). Heidelberg: Asanger. PSYNDEX Dok.-Nr. 0099143
Kehrer, H. E. (2005). Autismus: Diagnostische, therapeutische und soziale Aspekte (7. Auflage; unveränderter Nachdruck der 5. überarbeiteten und aktualisierten Auflage). Heidelberg: Asanger.
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Kontaktdaten
Prof. Dr. Hans E. Kehrer (1917-2002), Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Kinder- und jugendpsychiatrische Abteilung des Zentrums für Nervenheilkunde