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Nachweise und Beschreibungen weiterer Testverfahren bei PubPsych
CSIP
Circumplex Scales of Interpersonal Problems – deutsche Version
Kurzabstract
Der CSIP ist ein Selbstberichtsfragebogen, der der Erfassung interpersoneller Probleme von Erwachsenen dient. Er stellt eine frei zugängliche Ergänzung und Alternative zum etablierten IIP-C dar und basiert wie dieser auf dem Interpersonalen Circumplex (IPC). Er umfasst 64 Items, die den folgenden acht Skalen zugeordnet: zu autokratisch/dominant (PA), zu streitsüchtig/konkurrierend (BC), zu abweisend/kalt (DE), zu introvertiert/sozial vermeidend (FG), zu selbstunsicher/unterwürfig (HI), zu ausnutzbar/unterwürfig (JK), zu fürsorglich/freundlich (LM), zu expressiv/aufdringlich (NO). Reliabilität: Die McDonald‘s Omega-Werte lagen zwischen ω = .85 und ω = .94. Die Test-Retest-Korrelationen lagen zwischen rtt = .70 und rtt = .87. Validität: Es liegen Befunde zur strukturellen und konvergenten Validität sowie Kriteriumsvalidität vor.
Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID). (2025). Open Test Archive: CSIP. Circumplex Scales of Interpersonal Problems – deutsche Version. Verfügbar unter: https://www.testarchiv.eu/de/test/9009216
Zitierung
Wester, R., Rubel, J., Hall, M., & Zimmermann, J. (2025). CSIP. Circumplex Scales of Interpersonal Problems – deutsche Version [Verfahrensdokumentation, Fragebogen mit Item-Skalenzuordnung, Auswertungsvorlage sowie -skripte für SPSS und R]. In Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID) (Hrsg.), Open Test Archive. Trier: ZPID.
https://doi.org/10.23668/psycharchives.16856
Kurzinformationen
Kurzname CSIP
Engl. Name Inventory of Interpersonal Problems – Circumplex (IIP-C; Boudreaux, M. J., Ozer, D. J., Oltmanns, T. F. & Wright, A. G. C., 2018) - German version
Autoren Wester, R., Rubel, J., Hall, M. & Zimmermann, J.
Erscheinungsjahr im Testarchiv 2025
Copyright/Lizenz Copyright AutorInnen; CC-BY-SA 4.0
Sprachversionen deu
Altersbereich 18 bis 90 Jahre
Itemzahl 64 Items
Subskalen 1) PA: zu autokratisch/dominant, 2) BC zu streitsüchtig/konkurrierend, 3) DE: zu abweisend/kalt, 4) FG: zu introvertiert/sozial vermeidend, 5) HI: zu selbstunsicher/unterwürfig, 6) JK: zu ausnutzbar/unterwürfig, 7) LM: zu fürsorglich/freundlich, 8) NO: zu expressiv/aufdringlich
Durchführungszeit 4 Minuten
Auswertungsdauer 1 Minute (SPSS/R-Skript); 3 Minuten (Excel-Vorlage)
Interne Konsistenz: nach McDonald‘s Omega ω = .85-.94. Test-Retest-Korrelationen: rtt = .70-.87 (1-Monatsintervall).
Befunde zur strukturellen und konvergenten Validität sowie Kriteriumsvalidität
Keine. Referenzwerte: Mittelwerte und Standardabweichungen.
Anwendungsbereich Forschung, Praxis
Diagnostische Zielsetzung
Der CSIP ist ein Selbstberichtsfragebogen, der der Erfassung interpersoneller Probleme von Erwachsenen dient. Er stellt eine frei zugängliche Ergänzung und Alternative zum etablierten IIP-C dar und basiert wie dieser auf dem Interpersonalen Circumplex (IPC). Nach diesem werden interpersonelle Verhaltensweisen auf einem Kreis mit zwei Achsen, Kontrolle (vertikal) und Affiliation (horizontal), angeordnet. Aus der Mischung der beiden Dimensionen ergeben sich acht spezifische interpersonelle Stile.
Aufbau
Der CSIP umfasst 64 Items, die auf einer vierstufigen Skala („0 = stimme nicht zu“, „1 = stimme ein wenig zu“, „2 = stimme zu“, „3 = stimme voll und ganz zu“) beantwortet werden. Es werden jeweils acht Items den folgenden acht Skalen zugeordnet: zu autokratisch/dominant (PA), zu streitsüchtig/konkurrierend (BC), zu abweisend/kalt (DE), zu introvertiert/sozial vermeidend (FG), zu selbstunsicher/unterwürfig (HI), zu ausnutzbar/unterwürfig (JK), zu fürsorglich/freundlich (LM), zu expressiv/aufdringlich (NO).
Grundlagen und Konstruktion
Die deutsche Version des CSIP basiert auf der englischen Originalversion von Boudreaux et al. (2018). Die Übersetzung wurde von zwei Autoren durchgeführt, die zunächst unabhängig voneinander eine Version erstellten und diese anschließend zu einer gemeinsamen Fassung zusammenführten. Diese wurde durch einen Muttersprachler rückübersetzt und mittels des Feedbacks von Aidan C. Wright, einem der Originalautoren, überarbeitet. Die finale Version wurde von Aidan C. Wright bestätigt und psychometrisch überprüft.
Empirische Prüfung und Gütekriterien
Reliabilität: Die McDonald‘s Omega-Werte lagen zwischen ω = .85 und ω = .94. Die Test-Retest-Korrelationen lagen zwischen rtt = .70 und rtt = .87.
Validität: Die Validierung des CSIP erfolgte an einer hinsichtlich des Geschlechts und Alters großen Bevölkerungsstichprobe. Es liegen Befunde zur strukturellen und konvergenten Validität sowie Kriteriumsvalidität vor.
Normen: Es liegen keine Normwerte vor. Vorhanden sind jedoch Vergleichswerte einer großen, deutschen Stichprobe in Form von Mittelwerten und Standardabweichungen.
Testkonzept
Theoretischer Hintergrund
Die Circumplex Scales of Interpersonal Problems – deutsche Version (CSIP) dienen der Erfassung interpersoneller Probleme von Erwachsenen. Diese spielen eine zentrale Rolle in der Entstehung und Aufrechterhaltung verschiedener psychischer Störungen und stellen ein entscheidendes Merkmal von Persönlichkeitsstörungen dar.
Der CSIP wurde als frei zugängliche Ergänzung und Alternative zum etablierten „Inventory of Interpersonal Problems – Circumplex“ (IIP-C) entwickelt. Die deutsche Übersetzung basiert auf der englischen Originalversion von Boudreaux et al. (2018).
Grundlage des CSIP bildet der Interpersonale Circumplex (IPC), ein kreisförmiges Modell mit zwei orthogonalen Achsen, die die Grunddimensionen des zwischenmenschlichen Verhaltens repräsentieren: Kontrolle (vertikale Achse) und Affiliation (horizontale Achse). Kontrolle umfasst dabei Verhaltensweisen, die von Dominanz bis hin zu Unterwürfigkeit reichen. Affiliation umfasst Verhaltensweisen, die von Nähe bis hin zu Distanz reichen. Aus den Mischungen dieser Dimensionen ergeben sich acht spezifische interpersonelle Stile: zu autokratisch/dominant (PA), zu streitsüchtig/konkurrierend (BC), zu abweisend/kalt (DE), zu introvertiert/sozial vermeidend (FG), zu selbstunsicher/unterwürfig (HI), zu ausnutzbar/unterwürfig (JK), zu fürsorglich/freundlich (LM), zu expressiv/aufdringlich (NO).
Testaufbau
Der CSIP ist ein Selbstberichtsfragebogen, der aus 64 Items mit einer vierstufigen Antwortskala („0 = stimme nicht zu“, „1 = stimme ein wenig zu“, „2 = stimme zu“, „3 = stimme voll und ganz zu“) besteht. Er umfasst acht Skalen entsprechend denen des IIP-C mit jeweils acht Items:
PA: zu autokratisch/dominant (Item 1, 9, 17, 25, 33, 41, 49, 57)
BC: zu streitsüchtig/konkurrierend (Item 2, 10, 18, 26, 34, 42, 50, 58)
DE: zu abweisend/kalt (Item 3, 11, 19, 27, 35, 43, 51, 59)
FG: zu introvertiert/sozial vermeidend (Item 4, 12, 20, 28, 36, 44, 52, 60)
HI: zu selbstunsicher/unterwürfig (Item 5, 13, 21, 29, 37, 45, 53, 61)
JK: zu ausnutzbar/unterwürfig (Item 6, 14, 22, 30, 38, 46, 54, 62)
LM: zu fürsorglich/freundlich (Item 7, 15, 23, 31, 39, 47, 55, 63)
NO: zu expressiv/aufdringlich (Item 8, 16, 24, 32, 40, 48, 56, 64)
Auswertungsmodus
Zur Erhebung interpersoneller Stile können jeweils Mittelwerte der acht Fragebogen-Skalen berechnet werden. Der Durchschnitt aller 64 Items wird als allgemeine interpersonelle Belastung interpretiert. Zusätzlich können Ausprägungen auf den beiden übergeordneten Dimensionen Kontrolle und Affiliation über folgende Formel berechnet werden:
Kontrolle = PA + (NO × .71) + (BC × .71)-(FG × .71) - (JK × .71) - HI
Affiliation = LM + (NO × .71) + (JK × .71) - (BC × .71) - (FG × .71) - DE
Auswertungshilfen
Für die händische Auswertung werden keine Auswertungshilfen benötigt. Es liegt eine Auswertungshilfe als Excel-Datei vor sowie Auswertungsskripte für SPSS und R.
Auswertungszeit
Die Auswertung dauert elektronisch 1 Minute und händisch 3 Minuten.
Itembeispiele
Anmerkung: Im Folgenden wird ein Beispielitem für jede der acht Skalen aufgeführt.
PA: „1. Ich erlebe es als Problem, dass ich andere Menschen zu sehr herumkommandiere“
BC: „2. Ich erlebe es als Problem, dass ich mich unhöflich und rücksichtslos gegenüber anderen Menschen verhalte“
DE: „3. Ich erlebe es als Problem, dass ich andere Menschen zurückweise, die mir zu nahe kommen“
FG: „4. Ich erlebe es als Problem, dass ich Schwierigkeiten habe, Freunde zu finden“
HI: „5. Ich erlebe es als Problem, dass ich kein Selbstvertrauen habe“
JK: „6. Ich erlebe es als Problem, dass ich mich von anderen Menschen zu sehr herumkommandieren lasse“
LM: „7. Ich erlebe es als Problem, dass ich die Bedürfnisse anderer Menschen zu sehr über meine eigenen stelle“
NO: „8. Ich erlebe es als Problem, dass ich übermäßige Zuneigung zu anderen Menschen habe“
Items
Ich erlebe es als Problem, dass ich…
- andere Menschen zu sehr herumkommandiere
- mich unhöflich und rücksichtslos gegenüber anderen Menschen verhalte
- andere Menschen zurückweise, die mir zu nahe kommen
- Schwierigkeiten habe, Freunde zu finden
- kein Selbstvertrauen habe
- mich von anderen Menschen zu sehr herumkommandieren lasse
- die Bedürfnisse anderer Menschen zu sehr über meine eigenen stelle
- übermäßige Zuneigung zu anderen Menschen habe
- andere verbal oder körperlich misshandele
- mit anderen egoistisch umgehe
- Schwierigkeiten habe, anderen Liebe und Zuneigung zu zeigen
- Schwierigkeiten habe, mich in der Gegenwart von anderen wohl zu fühlen
- vor anderen leicht in Verlegenheit komme
- zu unterwürfig gegenüber anderen bin
- anderen zu viel gebe
- Schwierigkeiten habe, persönliche Angelegenheiten vor anderen für mich zu behalten
- Streit oder Konflikte mit anderen anfange
- unfähig bin, Schuldgefühle oder Reue zu empfinden
- nicht in der Lage bin, die Gesellschaft anderer zu genießen
- Menschen oder soziale Situationen meide
- Schwierigkeiten habe, die Führung zu übernehmen
- unfähig bin, Wut gegenüber anderen auszudrücken
- anderen Menschen zu leicht verzeihe
- zu viel rede
- zu sehr versuche, andere zu beeinflussen oder zu kontrollieren
- fehlenden Respekt vor den Überzeugungen, Einstellungen oder Meinungen anderer Menschen habe
- mich emotional von anderen getrennt fühle
- nicht in der Lage bin, Gespräche am Laufen zu halten
- Schwierigkeiten habe, mich durchzusetzen
- zu besorgt darüber bin, was andere Leute denken
- übermäßig gefühlsbetont oder weichherzig bin
- zu viel mit anderen Leuten flirte
- andere dominiere oder einschüchtere
- Schwierigkeiten habe, mit anderen zurechtzukommen
- Schwierigkeiten beim Aufbau enger und dauerhafter Beziehungen habe
- mich in den meisten sozialen Situationen wie ein Außenseiter fühle
- mich gegenüber dominanten Anderen schwach und unsicher fühle
- leicht ausgenutzt werde
- leicht vom Schmerz und Leid anderer betroffen bin
- Schwierigkeiten habe, die Privatsphäre anderer Personen zu respektieren
- gegenüber anderen aggressiv handle
- unsensibel gegenüber den Gedanken, Gefühlen und Bedürfnissen anderer bin
- nicht in der Lage bin, mich vollständig mit anderen verbunden zu fühlen
- unfähig bin, vor anderen ich selbst zu sein
- nicht in der Lage bin, mich anderen gegenüber zu behaupten
- zu viele Kompromisse mit anderen Menschen eingehe
- anderen Menschen zu leicht vertraue
- übertreibe, damit andere Leute mich respektieren
- andere Leute manipuliere, um das zu bekommen, was ich will
- die meisten Menschen nicht mag
- Schwierigkeiten habe, mich anderen zu öffnen
- mich in sozialen Situationen ängstlich oder nervös fühle
- Konfrontationen vermeide, wenn Probleme auftreten
- leicht von anderen beeinflusst werde
- zu sehr versuche, die Probleme anderer Menschen zu lösen
- Menschen zu schnell mit Problemen konfrontiere
- mich anderen gegenüber überlegen oder herablassend verhalte
- Schwierigkeiten habe, andere emotional oder moralisch zu unterstützen
- mich bei Nähe und Intimität mit anderen unwohl fühle
- schüchtern bin, wenn andere dabei sind
- anderen Menschen zu oft Entscheidungen überlasse
- nicht in der Lage bin, "nein" zu sagen
- mich zu sehr an andere binde
- im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen muss
Durchführung
Testformen
Die vorliegende Version des CSIP ist die deutsche Übersetzung des gleichnamigen, englischsprachigen Originalfragebogens von Boudreaux et al. (2018). Eine Kurzform mit 32 Items befindet sich in Entwicklung.
Altersbereiche
Der CSIP wurde bei Personen von 18 bis 90 Jahren validiert.
Durchführungszeit
Die durchschnittliche Durchführungszeit beträgt 4 Minuten.
Material
Der CSIP ist einsetzbar in Paper-pencil- oder digitaler Form. Im Testpaket ist neben der vorliegenden Verfahrensdokumentation der Fragebogen mit Angaben, welche Items zu welcher Subskala gehören, enthalten. Eine Excel-Datei als Auswertungshilfe sowie Auswertungsskripte für SPSS und R liegen ebenfalls als Download zur Verfügung.
Instruktion
Die Instruktion ist auf dem Fragebogen zu finden. Sie lautet: „Im Folgenden finden Sie eine Liste mit persönlichen Problemen, über die Menschen häufig in ihrem Leben berichten. Dazu gehören eigene Gedanken, Gefühle oder Verhaltensweisen, die emotional belastend sein können und häufig Beziehungen beeinträchtigen. Lesen Sie jede Aussage sorgfältig durch und geben Sie an, wie stark Sie das jeweilige Problem erleben. Bitte markieren Sie Ihre Zustimmung auf der angegebenen Skala.“
Durchführungsvoraussetzungen
Die Testsituation sollte möglichst standardisiert sein. Der Fragebogen sollte allein und in ruhiger Umgebung bearbeitet werden. Die Proband/-innen sollten über grundlegende Lesefähigkeit verfügen.
Die Auswertung und Interpretation sollten durch fachlich qualifiziertes und erfahrenes Personal durchgeführt werden.
Testkonstruktion
Die Übersetzung des Originalfragebogens ins Deutsche erfolgte durch zwei Autoren, die zunächst unabhängig voneinander eine Version erstellten und daraus schließlich eine gemeinsame Fassung erarbeiteten. Nach der Rückübersetzung durch eine Englisch-Muttersprachlerin wurde die Fassung basierend auf dem Feedback von Aidan C. Wright, einem der Autoren der Originalversion, überarbeitet und abschließend von ihm bestätigt.
Der CSIP wurde in zwei Wellen im Abstand von einem Monat an einer großen deutschen Stichprobe (NT1 = 677, NT2 = 514) validiert (siehe Tabelle 1 unter „Reliabilität“), die hinsichtlich des Geschlechts und Alters repräsentativ für die deutsche Allgemeinbevölkerung ist. Von den Teilnehmer/-innen waren 49.8% weiblich und 50.2% männlich. Das Alter lag zwischen 18 und 90 Jahren (M = 52.47).
Die psychometrischen Eigenschaften des CSIP wurden mit dem Circular Stochastic Process Model For The Circumplex (SPMC) nach Browne (1992) überprüft. Dabei handelt es sich um einen Strukturgleichungsansatz, mit dem sich die Zirkularität der Skalen überprüfen lässt (d. h., ob sie sich faktoranalytisch in einem drei-dimensionalen Raum abbilden lassen und ihre Korrelationen eine zirkuläre Anordnung aufweisen). Durch eine Erweiterung des SPMC, mit dem sich Kovariaten integrieren lassen (SPMC-E; Nagy et al., 2019), wurde die konvergente Validität im Verhältnis zum IIP-C überprüft. Zudem wurden interne Konsistenzen und Test-Retest-Korrelationen (Zeitabstand: 1 Monat) der Skalen berechnet.
Angaben zur Testkonstruktion und Validierung sind in Wester et al. (2025, eingereicht) ausführlich beschrieben.
Gütekriterien
Objektivität
Die Objektivität des CSIP wird durch standardisierte Vorgaben in Durchführung, Auswertung und Interpretation gewährleistet.
Reliabilität
Die interne Konsistenz und die Test-Retest-Reliabilität wurden berechnet (siehe Tabelle 1). Die McDonald‘s Omega-Werte lagen zwischen ω = .85 und ω = .94. Die Test-Retest-Korrelationen lagen bei einem Intervall von einem Monat zwischen rtt = .70 und rtt = .87.
Tabelle 1
Mittelwerte, Standardabweichungen, interne Konsistenzen (McDonald’s ω) T1 und T2 sowie Retest-Reliabilitäten des CSIP (Zeitintervall: ein Monat; Wester, Etzel, Zimmermann, Hanraths, Iovoli, Hall, & Rubel, 2025, eingereicht)
CSIP | |||||
---|---|---|---|---|---|
Zeitpunkt 1 (N = 677) | Zeitpunkt 2 (N = 514) | ||||
M (SD) | ω | r(t1,t2) | M (SD) | ω | |
LM | 0.84 (0.65) | .89 | .80 | 0.84 (0.67) | .90 |
NO | 0.39 (0.46) | .85 | .76 | 0.39 (0.51) | .88 |
PA | 0.29 (0.44) | .89 | .70 | 0.31 (0.49) | .92 |
BC | 0.39 (0.48) | .86 | .73 | 0.40 (0.51) | .89 |
DE | 0.71 (0.69) | .91 | .84 | 0.74 (0.74) | .93 |
FG | 0.69 (0.74) | .93 | .87 | 0.71 (0.76) | .93 |
HI | 0.7 (0.75) | .93 | .86 | 0.70 (0.75) | .94 |
JK | 0.71 (0.66) | .9 | .85 | 0.73 (0.67) | .91 |
Anmerkungen. M = Mittelwert, SD = Standardabweichung, N = Stichprobengröße, r(t1,t2)=Test-Retest-Korrelation. LM = zu fürsorglich/freundlich, NO = zu expressiv/aufdringlich, PA = zu autokratisch/dominant, BC = zu streitsüchtig/konkurrierend, DE = zu abweisend/kalt, FG = zu introvertiert/sozial vermeidend, HI = zu selbstunsicher/unterwürfig, JK = zu ausnutzbar/unterwürfig.
Validität
Die Validität wurde von Wester und Kollegen (2025, eingereicht) untersucht. Die Korrelationen zwischen den Skalen folgten dem erwarteten kreisförmigen Muster und die Skalenpositionen wichen nur geringfügig von den theoretisch angenommenen Positionen auf dem IPC ab. Diese Struktur erwies sich als zeitlich stabil.
Die konvergente Validität des CSIP wurde durch Vergleiche mit dem etablierten IIP-C bestätigt. Die Skalen beider Instrumente korrelierten hoch miteinander und ihre Positionen im IPC stimmten weitgehend überein. Es zeigten sich aber Unterschiede zwischen den beiden Fragebögen hinsichtlich der Erfassung von interpersonellen Problemen am Dominanzpol. Beim inhaltlichen Vergleich der Skalen wurde festgestellt, dass die CSIP-Skalen PA und BC extremere Formen von dominanten Verhalten erfassen als die korrespondierenden IIP-C-Skalen. Dadurch wird vermutet, dass der CSIP besser geeignet ist, zwischen stärker fehlangepassten Formen von dominantem Verhalten zu unterscheiden als der IIP-C.
Es zeigen sich außerdem signifikante Zusammenhänge zwischen den deutschen CSIP-Skalen und klinisch relevanten Merkmalen wie Dysphorie und dem Persönlichkeitsfunktionsniveau.
Normierung
Bislang liegen nur Vergleichswerte für die Gesamtstichprobe vor (siehe Tabelle 1; Stand: Juni 2025).
Anwendungsmöglichkeiten
Der CSIP ermöglicht die Erfassung von interpersonellen Problemen von Erwachsenen. Die gewonnenen Informationen können in der Individualdiagnostik zum Beispiel zur Erkennung von problematischen zwischenmenschlichen Tendenzen und zur Beurteilung des Behandlungsfortschrittes verwendet werden. In der Forschung ermöglichen sie beispielsweise die Untersuchung des Zusammenhangs zwischen interpersonellen Problemen und psychischen Störungen. Anders als der IIP-C stellt der CSIP hierfür ein frei zugängliches Instrument dar. Zudem weisen die Ergebnisse der Validierungsstudie darauf hin, dass der CSIP besser extreme Verhalten im dominanten Bereich differenziert und sich damit besser zur Erfassung interpersonaler Stile eignen könnte.
Bewertung
Die deutsche Version des CSIP weist gute psychometrische Gütekriterien auf und ist somit ein geeignetes Instrument zur Erfassung interpersoneller Probleme. Er ist frei zugänglich und kann als Alternative oder Ergänzung zum IIP-C herangezogen werden. Dabei sollten allerdings die Unterschiede zwischen dem CSIP und dem IIP-C hinsichtlich der Messung von dominantem Verhalten beachtet werden. Außerdem wurde die Validierung des CSIP an einer nicht-klinischen Stichprobe durchgeführt. Zukünftig sollten die psychometrischen Eigenschaften des CSIP auch in einer klinischen Stichprobe untersucht werden. Auch ist die Entwicklung einer Kurzform des CSIP wünschenswert, da dieser mit 64 Items relativ lang ist.
Erstmals publiziert in:
Wester, R. A., Etzel, J., Zimmermann, J., Hanraths, S., Iovoli, F., Hall, M., & Rubel, J. A. (2025, eingereicht). Investigating the structure of interpersonal problems using two alternative instruments. Journal of Personality Assessment.
Literatur
Boudreaux, M. J., Ozer, D. J., Oltmanns, T. F., & Wright, A. G. C. (2018). Development and validation of the Circumplex Scales of Interpersonal Problems. Psychological Assessment, 30(5), 594–609. https://doi.org/10.1037/pas0000505
Browne, M. W. (1992). Circumplex models for correlation matrices. Psychometrika, 57(4), 469–497. https://doi.org/10.1007/BF02294416
Nagy, G., Etzel, J. M., & Lüdtke, O. (2019). Integrating covariates into circumplex structures: An extension procedure for Browne’s circular stochastic process model. Multivariate Behavioral Research, 54(3), 404–428. https://doi.org/10.1080/00273171.2018.1534678
Wester, R. A., Etzel, J., Zimmermann, J., Hanraths, S., Iovoli, F., Hall, M., & Rubel, J. A. (2025, eingereicht). Investigating the structure of interpersonal problems using two alternative instruments. Journal of Personality Assessment.
Orginalfassung/Anderssprachlige Fassungen
Boudreaux, M. J., Ozer, D. J., Oltmanns, T. F. & Wright, A. G. C. (2018). Development and Validation of the circumplex Circumplex Sscales of interpersonal Interpersonal problemsProblems. Psychological Assessment, 30 (5), 594–609. https://doi.org/10.1037/pas0000505
Rückmeldeformular
Rückmeldung über die Anwendung eines Verfahrens aus dem Testarchiv des Leibniz-Instituts für Psychologie (ZPID) an die Testautoren/-innen
Kontaktdaten
Robin Wester-Baumgartner, M.Sc., Universität Osnabrück, Klinische Psychologie und Psychotherapie, Lise-Meitner-Straße 3, D-49076 Osnabrück
Prof. Dr. Julian Rubel, Universität Osnabrück, Psychotherapieforschung und Klinische Psychologie, Lise-Meitner-Straße 3, D-49076 Osnabrück
Mila Hall, M.A., Universität Trier, Klinische Psychologie und Psychotherapie, Fachbereich I - Psychologie, Universitätsring 15, D-54286 Trier
Prof. Dr. Johannes Zimmermann, Professor für Differentielle und Persönlichkeitspsychologie, Holländische Straße 36-38, D-34127 Kassel