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SEA
Skala zur Erfassung von Testverfälschung durch positive Selbstdarstellung und sozial erwünschte Antworttendenzen
Kurzabstract
Beide Testformen (SEA und SEA-K) dienen der sicheren und reliablen Bestimmung der Testverfälschung durch positive Selbstdarstellung - insbesondere in Online-Tests. Die SEA-Skala umfasst sieben Likert-Items, die Kurzform (SEA-K) zwei Items, die in einer Kalibrierungsstichprobe optimiert und ausgewählt wurden. Reliabilität: SEA weist eine interne Konsistenz von Cronbachs Alpha = .70 und SEA-K eine interne Konsistenz von Alpha = .59 auf. Validität: Es konnten signifikante Korrelation mit der Absicht zur Testverfälschung durch positive Selbstdarstellung und signifikante Mittelwertunterschiede sowie eine korrekte Klassifikation mit Schwellenwerten bei guter Power (> 40%) und geringer Irrtumswahrscheinlichkeit nachgewiesen werden. Normen: Stanine-Normen liegen vor.
Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID). (2019). Open Test Archive: SEA. Skala zur Erfassung von Testverfälschung durch positive Selbstdarstellung und sozial erwünschte Antworttendenzen. Verfügbar unter: https://www.testarchiv.eu/de/test/9006446
Zitierung
Satow, L. (2012). SEA. Skala zur Erfassung von Testverfälschung durch positive Selbstdarstellung und sozial erwünschte Antworttendenzen [Verfahrensdokumentation aus PSYNDEX Tests-Nr. 9006446 und Autorenbeschreibung einschließlich Fragebogenitems und Normtabellen]. In Leibniz-Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation (ZPID) (Hrsg.), Elektronisches Testarchiv. Trier: ZPID.
https://doi.org/10.23668/psycharchives.417
Kurzinformationen
Kurzname SEA
Engl. Name Scale for Detecting Test Manipulation through Faking Good and Social Desirability Bias
Autoren Satow, L.
Erscheinungsjahr im Testarchiv 2012
Copyright/Lizenz Copyright Autoren; CC-BY-NC-ND 3.0
Schlagworte Persönlichkeitstests; Soziale Erwünschtheit
Sprachversionen deu
Konstrukt Soziale Erwünschtheit
Altersbereich ab 16 Jahre
Itemzahl 7 Items (SEA); 2 Items (SEA-K)
Subskalen Keine; soziale Erwünschtheit
Durchführungszeit 2-3 Min.
Auswertungsdauer 2 Min.
Interne Konsistenz: Cronbachs Alpha = .70, Alpha = .59 (SEA-K).
Korrelation mit der Absicht zur Testverfälschung durch positive Selbstdarstellung; Mittelwertunterschiede.
N = 4701; Stanine-Normen
Anwendungsbereich Forschung
Diagnostische Zielsetzung
Sichere Bestimmung der Testverfälschung durch positive Selbstdarstellung - insbesondere in Online-Tests.
Aufbau
Psychometrische Testskala mit einer Langform mit sieben Likert-Items (SEA) und einer Kurzform mit zwei Likert-Items (SEA-K).
Grundlagen und Konstruktion
Klassische Testtheorie mit optimierter Skalierung und Auswahl der Items anhand einer Kalibrierungsstichprobe.
Empirische Prüfung und Gütekriterien
Reliabilität: SEA (7 Items): Cronbachs Alpha = .70; SEA-K (2 Items): Cronbachs Alpha = .59. Validität: Signifikante Korrelation mit der Absicht zur Testverfälschung durch positive Selbstdarstellung; signifikante Mittelwertunterschiede; Korrekte Klassifikation mit Schwellenwerten bei guter Power (> 40%) und geringer Irrtumswahrscheinlichkeit. Normen: Stanine-Normen liegen vor, die an einer Stichprobe mit N = 4 701 Teilnehmern erstellt wurden.
Testkonzept
Theoretischer Hintergrund
Ein Problem bei Tests (Persönlichkeitstests) und Befragungen ist die Tendenz der Teilnehmer, sich besser darzustellen, indem Fragen so beantwortet werden, dass die eigene Person in einem besseren Licht erscheint. Schwächen und scheinbar negative Seiten der Persönlichkeit werden verschwiegen oder in das Gegenteil gekehrt (vgl. MacCann, Ziegler & Roberts, 2011; Stocke, 2004; Thiemann, 2006). Zur Aufdeckung der Testverfälschung durch positive Selbstdarstellung werden Skalen eingesetzt, die Fragen enthalten, die bei ehrlicher Beantwortung von fast allen Menschen zu bejahen wären, wie beispielsweise "Haben Sie schon einmal schlecht über Vorgesetzte gedacht?" oder "Sind Sie schon einmal zu spät gekommen?" - und doch gleichzeitig kleine Schwächen offenbaren. Die Skalen werden daher auch als Faking-Skalen bezeichnet. Ein Problem solcher Skala besteht darin, dass sie oftmals mit Persönlichkeitseigenschaften konfundiert sind, z.B. mit der Persönlichkeitseigenschaft "Gewissenhaftigkeit". So kommen beispielsweise sehr gewissenhafte Menschen seltener oder gar nicht zu spät und reden auch weniger häufig schlecht über Vorgesetzte. Auf vielen Faking-Skalen erscheinen sie daher als weniger ehrlich. Im Folgenden wird eine Faking-Skala vorgestellt, die speziell für den Online-Einsatz entwickelt wurde und weitgehend frei ist von Konfundierungen mit den Big-Five-Persönlichkeitseigenschaften.
Testaufbau
Die SEA-Skala umfasst 7 Likert-Items, die Kurzform (SEA-K) zwei Items, die in einer Kalibrierungsstichprobe optimiert und ausgewählt wurden. Als Antwortskala wurde ein vierstufiges Likertformat gewählt:
- trifft gar nicht zu
- trifft eher nicht zu
- trifft eher zu
- trifft genau zu. Das vierstufige Likertformat hat den Vorteil, dass es den Teilnehmer nicht die Möglichkeit lässt, eine "neutrale", unauffällige mittlere Antwortkategorie zu wählen (vgl. Garland, 1991). Zudem ist sie intuitiv verständlich und lässt sich schnell beantworten, was insbesondere bei Online-Tests von Bedeutung ist.
Auswertungsmodus
Pro Antwort kann es 1 bis 4 Punkte geben (vgl. Abschnitt "Items"): Bei normalen Items 1 Punkt für die Antwort "trifft gar nicht zu", 2 Punkte für die Antwort "trifft eher zu", 3 Punkte für die Antwort "trifft eher zu" und 4 Punkte für die Antwort "trifft genau zu". Bei Items, die mit einem Minus (-) gekennzeichnet sind, erfolgt die Vergabe der Punkte absteigend, also 4 Punkte für die Antwort "trifft gar nicht zu" etc. Die Punkte werden über alle Items aufsummiert. Ein Wert größer als 23 (SEA-K: 6) ist ein sehr deutlicher Hinweis für die Intention einer Person, sich in einem Test besonders positiv darstellen zu wollen. Als Interpretationshilfe stehen ferner Stanine-Normen zur Verfügung.
Auswertungshilfen
Auswertungshilfen sind nicht vorhanden.
Auswertungszeit
2 Minuten pro Fall.
Itembeispiele
Siehe unter "Items".
Items
(1) SEA-Skala
- Ich habe schon mal über andere gelästert oder schlecht über sie gedacht. (-)
- Ich würde niemals schlecht über einen Kollegen oder meinen Arbeitgeber reden.
- Im privaten Bereich habe ich schon mal Dinge gemacht, die besser nicht an die Öffentlichkeit kommen sollten. (-)
- Ich habe schon mal Dinge weitererzählt, die ich besser für mich behalten hätte. (-)
- Ich habe schon mal etwas unterschlagen oder nicht gleich zurückgegeben. (-)
- Ich würde mich niemals von einem Arzt krankschreiben lassen, ohne dass ich es wirklich bin.
- Ich bilde mir meine Meinung immer sehr sorgfältig und würde niemals vorschnell urteilen.
(2) Kurzfassung SEA-K
- Ich habe schon mal über andere gelästert oder schlecht über sie gedacht. (-)
- Ich würde niemals schlecht über einen Kollegen oder meinen Arbeitgeber reden.
Durchführung
Testformen
Es ist eine Testform (SEA) mit sieben Items vorhanden sowie eine Kurzform (SEA-K). Da die Kurzform (SEA-K) der Langform ebenbürtig oder überlegen ist, wird prinzipiell empfohlen, die Kurzform einzusetzen, da sie nur zwei Items umfasst und noch weniger mit Persönlichkeitseigenschaften assoziiert ist.
Altersbereiche
Die Skala eignet sich für Personen ab 16 Jahren.
Durchführungszeit
Die durchschnittliche Durchführungszeit der Langfassung beträgt 2 bis 3 Minuten.
Material
Die Items werden nach Zufall mit anderen Items gemischt. Soll z.B. im Rahmen einer Online-Bewerberauswahl die Absicht zur Testverfälschung durch positive Selbstdarstellung ermittelt werden, so werden die Items der SEA- oder SEA-K-Skala nach dem Zufallsprinzip unter die anderen Items des Online-Fragebogens gemischt.
Instruktion
Die wörtliche Instruktion lautet: "Inwieweit treffen die folgenden Aussagen auf Sie zu? Antworten Sie möglichst spontan. Es gibt keine richtigen oder falschen Antworten."
Durchführungsvoraussetzungen
Mindestalter der Teilnehmer ist 16 Jahre.
Testkonstruktion
Der Test wurde gemäß der Klassischen Testtheorie in folgenden Schritten konstruiert: Als Ausgangspunkt wurden 18 Items entwickelt (Satow, 2012). Alle 18 SEA-Items wurden von Juli bis Dezember 2011 zusammen mit dem Big-Five-Persönlichkeitstest (B5T; Satow, 2011) als Online-Selbst-Test auf dem Psychologieportal Psychomeda angeboten. Teilnehmer konnten die Fragen kostenlos und anonym beantworten, um am Ende ein ausführliches Persönlichkeitsprofil zu erhalten. In der Testinstruktion wurden die Teilnehmer darauf hingewiesen, dass momentan die Verfälschungssicherheit des Persönlichkeitstests untersucht werde. Und sie wurden gefragt, ob sie an der Untersuchung teilnehmen möchten, indem sie versuchen, sich möglichst gut im Test darzustellen. Insgesamt führten N = 2 854 Teilnehmer (Kalibrierungsstichprobe) den Online-Test durch. Die meisten Teilnehmer waren zwischen 20 und 30 Jahre alt. 56% waren weiblichen Geschlechts. n = 199 Teilnehmer (7%) gaben an, den Versuch zu unternehmen, sich bei der Beantwortung möglichst positiv darzustellen. Im ersten Schritt wurden die k = 5 Items aus dem Itempool ausgeschlossen, die am wenigsten mit dem Kriterium (Intention zur positiven Selbstdarstellung ja/nein) korreliert waren. Dadurch verblieben k = 13 Items im Pool, die mit der Intention zur positiven Selbstdarstellung zwischen r = .10 und r = .22 korrelierten. Im zweiten Schritt wurden weitere drei Items ausgeschlossen, die besonders stark mit einem der Big-Five-Faktoren konfundiert waren. Es verblieben 10 Items im Pool, die kaum bis moderat (r < .30) mit den Big-Five-Faktoren korreliert waren. Eine Reliabilitätsanalyse erbrachte, dass durch Ausschluss drei weiterer Items die Skalenreliabilität (Cronbachs Alpha) leicht verbessert werden konnte. Für die Kurzform (SEA-K) wurden die drei SEA-Items mit der höchsten Korrelation mit dem Kriterium ausgewählt. Aufgrund einer Reliabilitätsanalyse wurde ein Item ausgeschlossen. Reliabilitätsprüfung, Validierung und Normierung wurden in einer zweiten Stichprobe durchgeführt. Die zweite Stichprobe umfasste N = 4 701 Teilnehmer, die ebenfalls auf dem Psychologieportal Psychomeda an dem Online-Selbst-Test teilgenommen hatten - jedoch zu einem anderen Zeitpunkt. Die meisten Teilnehmer dieser Stichprobe waren zwischen 20 und 30 Jahre alt; 54% waren weiblichen Geschlechts.
Gütekriterien
Objektivität
Durch die computergestützte Online-Auswertung sowie durch die Durchführung mit einem Item pro Seite ist Auswertungsobjektivität sichergestellt. Die vorliegenden Normwerte und Interpretationshinweise tragen zur Interpretationsobjektivität bei.
Reliabilität
In der Normierungs- und Validierungsstichprobe erreichten die beiden Skalenformen folgende Kennwerte für die interne Konsistenz: SEA (7 Items): Cronbachs Alpha = .70; SEA-K (2 Items): Cronbachs Alpha = .59.
Validität
(1) Korrelationen mit der Absicht zur Testverfälschung durch positive Selbstdarstellung: Die Korrelation betrug bei der SEA (7 Items) r = .29 (p < .01) und bei der SEA-K (2 Items) r = .30 (p < .01). (2) Mittelwertunterschiede: Personen, die nach eigenen Angaben versuchten, sich besser darzustellen (n = 299) erzielten in der SEA im Mittel um 4.5 Punkte und in der SEA-K im Mittel etwa 2 Punkte mehr als Personen, die nicht versuchten, sich besser darzustellen (n = 3 862; Satow, 2012). (3) Vorhersage der Intention zur positiven Selbstdarstellung: Der standardisierte Beta-Koeffizient nach Berücksichtigung der Big-Five-Persönlichkeitsfaktoren betrug für die SEA Beta = .17 (p < .01) und für die SEA-K Beta = .22 (p < .01). (4) Klassifikation, Power und Irrtumswahrscheinlichkeiten: Mit Hilfe der folgenden Schwellenwerte lässt sich die Tendenz zur positiven Selbstdarstellung mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit und einer vorgegebenen Irrtumswahrscheinlichkeit von 5% feststellen: Für die SEA liegt bei einem Schwellenwert von > 23 die Wahrscheinlichkeit dafür, die Intention zur positiven Selbstdarstellung zu entdecken (1 - Beta; Power), bei 42% und die Wahrscheinlichkeit dafür, dass eine Intention zur positiven Selbstdarstellung fälschlich unterstellt wird (Alpha) bei < 5%. Für die SEA-K betragen bei einem Schwellenwert von > 6 die entsprechenden Wahrscheinlichkeiten 43% (1 - Beta) bzw. < 5% (Alpha).
Normierung
Die Validierungs- und Normierungsstichprobe umfasst N = 4 701 Teilnehmer (n = 2 146 Männer, n = 2 555 Frauen), die 2011 auf dem Psychologieportal Psychomeda an einem Online-Selbst-Test teilgenommen hatten. Die Stichprobe wird bei Satow (2012) nach Alter und Berufstätigkeit beschrieben. Als Normwerte wurden für SEA und SEA-K Staninewerte für die Gesamtstichprobe sowie zwei Altersgruppen (< 30 Jahre, > = 30 Jahre) ermittelt. Ab einem Normwert von Stanine = 8 ist von einer absichtsvollen positiven Selbstdarstellung auszugehen, mit dem Ziel, die Testergebnisse zu verfälschen (siehe auch Schwellenwerte im Abschnitt "Validität"). Die Normtabellen unterscheiden sich in Bezug auf das Geschlecht nicht und in Bezug auf das Alter nur minimal.
Anwendungsmöglichkeiten
Beide Testformen (SEA und SEA-K) dienen der sicheren und reliablen Bestimmung der Testverfälschung durch positive Selbstdarstellung - insbesondere in Online-Tests. Die Items sollten stets in andere Fragebögen eingebettet werden; eine separate Vorgabe ist nicht sinnvoll.
Bewertung
Beide Testformen überzeugen mit einer guten Power und einer geringen Irrtumswahrscheinlichkeit bei der Erkennung der Absicht zur Testverfälschung durch positive Selbstdarstellung.
Erstmals publiziert in:
Satow, L. (2011). Skala zur Erfassung von Testverfälschung durch positive Selbstdarstellung und sozial erwünschte Antworttendenzen (SEA). Markdorf: Psychomeda. PSYNDEX Dok.-Nr. 9006446
Literatur
Garland. R. (1991). The mid-point on a rating scale: Is it desirable? Marketing Bulletin, 2, 66-70, Research Note 3.
MacCann, C., Ziegler, M. & Roberts, R.D. (2011). Faking in personality assessment: reflections and recommendations. In M. Ziegler, C. MacCann & R.D. Roberts (Eds.), New perspectives on faking in personality assessment (pp. 309-329). New York, NY: Oxford University Press.
Satow, L. (2011). B5T. Psychomeda Big-Five-Persönlichkeitstest. Skalendokumentation und Normen sowie Fragebogen mit Instruktion [PSYNDEX Tests-Nr. 9006357]. In Leibniz-Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation (ZPID) (Hrsg.), Elektronisches Testarchiv. Trier: ZPID. PSYNDEX Dok.-Nr. 9006357
Satow, L. (2012). Skala zur Erfassung absichtsvoller Testverfälschung durch positive Selbstdarstellung und sozial erwünschte Antworttendenzen (SEA). Psychomeda-Forschungsbericht erhältlich unter https://www.psychomeda.de.
Stocke, V. (2004). Entstehungsbedingungen von Antwortverzerrungen durch soziale Erwünschtheit. Zeitschrift für Soziologie, 33 (4), 303-320. PSYNDEX Dok.-Nr. 0207685
Thiemann, H. (2006). Sozial erwünschte Antworttendenzen bei der Bewerberauswahl mit Persönlichkeitsfragebögen. Unveröffentlichte Dissertation, Ruhr-Universität Bochum. PSYNDEX Dok.-Nr. 0194071
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Dr. Lars Satow, Diplom-Psychologe, Untere Auen 7/1, D-88677 Markdorf